Das "Parkhotel Simson" galt um 1900 als elegante Residenz am Starnberger See, in der sich die Reichen und Schönen der Sommerfrische hingaben. Mathias und Therese Simson hatten aus dem früheren "Gasthaus zur Eisenbahn", das mit dem Eisenbahnbau 1866 entstanden war, durch aufwendige Um-und Ausbauten ein luxuriöses Hotel mit Türmchen, Balkonen und Erkern geschaffen. Tutziner Honoratioren fanden sich zum Stammtisch ein, internationale Gäste spielten Tennis, wandelten in Palmenhallen. Der Verleger Ernst Heimeran zum Beispiel hatte sich dort zehn Jahre lang von Mai bis zum Oktober eingemietet.
Der Niedergang setzte mit der Weltwirtschaftskrise ein. Einen Tag vor Beginn des Zweiten Weltkriegs fand der Hotelbetrieb sein Ende, wie Hans-Peter Simson in seinem Erinnerungsbuch "Tutzing und das Hotel Simson" ausführlich beschreibt. Kurze Zeit beherbergte das Haus die Mädchenschule von Elisabeth von Thadden, die von den Nazis 1944 hingerichtet wurde. Später kamen Kinder aus der Kinderlandverschickung, das Haus diente bis Kriegsende als Lazarett. Nach Kriegsende beschlagnahmten die Amerikaner das Gebäude und richteten dort ein US Military Hospital ein.
Noch während des Krieges kam das Mannheimer Unternehmen Boehringer nach Tutzing und Penzberg, weil wegen der Bombenangriffe die Produktionsstätten von Mannheim weg verlegt werden mussten. So kamen die Tabletier- und Dragier-Betriebe die Seegemeinde. Sie zogen in die ehemalige Textilfabrik Lindemann, dann in das heruntergekommene "Hotel Simson". Die Frühstückshalle und der Speiseraum wurden zu Fabrikationsstätten. 1946 begann man in Tutzing biochemisch zu arbeiten. Das zunächst gepachtete Haus erwarb das Unternehmen 1959. Nach und nach entstanden um das alte Kerngebäude moderne Produktionsstätten, den Kern bildeten noch die alten Gemäuer, wenn auch ohne Türmchen. 1997 verkaufte Firmenchef Curt Engelhorn Boehringer Mannheim für elf Milliarden Dollar an den Schweizer Konzern Roche - ein Deal vorbei am deutschen Fiskus. Das Unternehmen zog 1998 nach Penzberg, ein Schlag für Tutzing. Noch in den Neunzigern hatte Boehringer Mannheim das Eventgebäude mit imposanter Rotunde errichten lassen. Die Reste des einst glanzvollen Hotel Simson wurden im Dezember 2014 abgerissen.