Gesang:Lyrischer  Höhepunkt

Andechs: Chorkonzert mit  Dirigentin der Andechser Chorgemeinschaft  Sul bi Yi

Sopranistin Soomin Yu vor dem Orchester. Sie überzeugte stimmlich ebenso wie die Chorgemeinschaft.

(Foto: Nila Thiel)

Die Andechser Chorgemeinschaft überzeugt in der Wallfahrtskirche

Von Reinhard Palmer, Andechs

Die mühsame Aufbauarbeit bleibt Sul Bi Yi nicht erspart. Nachdem viele Andechser Choristen ihrem Vorgänger Anton Ludwig Pfell nach Herrsching gefolgt waren, geht es nun darum, der Andechser Chorgemeinschaft die einstige Substanz zurückzugeben. Zu einem großen Oratorienchor fehlen noch viele Stimmen, doch die aktuell etwa 20 Choristen sind schon gut auf die Südkoreanerin eingespielt und zeigten sich stimmlich gewandt sowie klar in der Diktion.

Dass für das Konzert in der Wallfahrtskirche viel gearbeitet wurde, war nicht zu überhören. Das kleine Instrumentalensemble, bestehend offenbar aus Musikern der Bayerischen Staatsorchester sowie freischaffenden Musikern, war für die Vokalisten allerdings schon fast ein allzu voluminöser Klangkörper. Die drei Kirchensonaten Mozarts, die als Zäsuren zwischen Buxtehude, Bach und Mendelssohn erklangen, profitierten indes von der orchestralen Fülle, die eine reiche Differenzierung und satte Sinnenfreuden der Epoche erlaubte.

Die Wahl der Werke zeigte sich stimmig, vor allem in der lyrischen Ausprägung. Den Ton gab zunächst der Meister der norddeutschen Schule, Dietrich Buxtehude, mit seiner Kantate "Alles was ihr tut mit Worten oder mit Werken" an, und klärte darin über die Funktion der Kirchensonate auf, die in seinem Werk jeweils die großen vokalen Einsätze beantwortete. So nach der Eröffnung in beschwingt melodiösen Wogen, später vor dem feierlichen Schlusschoral in stimmungsvoller Breite. Das Konzert begann in der Kantate mit einem energisch phrasierenden Chor, der sich dann in der liedhaften Aria freudig hell färbte. Im Schlusschoral, der den Anfangschor wiederholt, gewannen die Choristen weiter an Strahlkraft und Feierlichkeit im Ausdruck. Mittendrin die Überraschung mit zwei wunderbaren Solisten, die man im Programm nicht erwähnte. Der lyrische Bass-Bariton, Johannes Gruber, entfachte in seinem Arioso mit warmem Timbre fließende Melodik. Mit ihrer großen, tragenden Stimme übernahm die lyrische Sopranistin Soomin Yu die führende Rolle im mittleren Choral in Buxtehudes Kantate, den die Koreanerin in Kombination mit dem Chor für schönmusikalische Wirkungen nutzte. Die Wahl der beiden Solisten zielte vor allem auf die Werke Mendelssohns ab, dessen Poesie vokaler Musik von einer geistvoll-atmosphärischen Qualität geprägt ist. Beide Solisten vermochten diese reizvolle Atmosphäre in weitatmiger Melodik umzusetzen, zumal die interpretierte Literatur geradezu darauf abzielte. Im "Es ist genug" aus "Elias" konnte Gruber sein gestalterisches Können großzügiger Demonstrieren, zog doch Yi am Pult einen weiten dramaturgischen Bogen auf, der sich von fließender Lyrik zur dramatischen Größe emporschwang. Yu bekam in der Hymne "Hör mein Bitten" zudem Chorunterstützung, von Yi am Pult schönfarbig ausbalanciert und von der Sopranistin mit sanft strahlenden Glanz versehen.

"Wer nur den lieben Gott lässt walten" ist ein populäres Kirchenlied. Einige Komponisten nahmen sich der heiter rhythmisierten Melodie an und schufen neue Chorsätze dafür. Bach tat es mehrfach. Kein Wunder also, dass auch Bach-Wiederentdecker Mendelssohn das Lied aufgriff. Was er daraus machte, geht schon tief unter die Haut, zumal Yi mit der Andechser Chorgemeinschaft dafür eine reiche Klangfarbigkeit erarbeitete, mit der die feierlich-melancholische Grundstimmung wunderbar berührte. Das Publikum ließ sich verzaubern und dankte mit lang anhaltendem Applaus.

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