Geplatzte Träume:Wiedervereinigung

Lesezeit: 2 min

Die Geschäftsstelle des Rotkreuz-Kreisverbandes ist auf fünf Standorte verteilt. Das kann auf Dauer nicht so bleiben. Nun will das BRK selbst ein operatives Zentrum bauen. Neben Starnberg steht jetzt ein Areal in Pöcking zur Wahl

Von Otto Fritscher, Starnberg

Dass dies ein Büro ist, das den üblichen Ansprüchen eines Geschäftsführers gerecht wird, kann man hier wirklich nicht behaupten. Nun gut, das Rote Kreuz ist keine normale Firma, sondern eine Körperschaft öffentlichen Rechts, und insofern gelten hier etwas andere Maßstäbe. Nichtsdestotrotz, es geht sehr eng her im Büro von Jan Lang. Der Geschäftsführer des Starnberger Rotkreuz-Kreisverbands hat in seinem Kammerl gerade Platz für zwei Besucherstühle, zwei Birkenfeigen, die in die Ecken gepfropft sind, und einen schmalen, aber langen Konferenztisch mit zehn Stühlen. Der steht allerdings so nahe am Schreibtisch, dass sich die Besucher quasi einfädeln müssen. "Sie sehen, wir arbeiten hier unter beengten Verhältnissen", sagt Lang. Es klingt ein bisschen gequält. "Und das wird noch ein Weilchen so bleiben", fügt der Geschäftsführer hinzu.

Die Bereitschaft des Roten Kreuzes in Starnberg an der Kaiser-Wilhelm-Straße. (Foto: Nila Thiel)

In der Tat hat es das Starnberger Rote Kreuz nicht einfach, was die räumlichen Verhältnisse in der Geschäftsstelle des Kreisverbands betrifft. In der Zentrale arbeiten etwa 60 Leute, insgesamt hat der Kreisverband 650 hauptberufliche Mitarbeiter, dazu kommen laut Lang nochmals zirka 900 Ehrenamtliche. Was locker einem mittelständischen Unternehmen gleichkommt. Auf fünf Standorte ist die Geschäftsstelle verteilt, vier in Starnberg, und einer in Garatshausen. Klar, dass Lang eine integrierte Lösung sucht - und glaubte, diese auch schon gefunden zu haben. Bis dann im vergangenen Sommer der Umzug in die Räume der Firma Baasel Lasertechnik unverhofft platzte. "Das war bitter, die Mietverträge waren praktisch unterschriftsreif", erinnert sich Lang. Aus der Traum von einem "integrierten BRK-Zentrum", wie Lang es vorschwebt. Dort könnten neben der Geschäftsstelle, die etwa 1800 Quadratmeter Fläche braucht, auch der Rettungsdienst, die ambulante Pflege, die offene Behindertenarbeit, das Ehrenamt, die Wasserwacht, die Tagespflege und vielleicht sogar ein Kindergarten zusammengeführt werden. Klar, das solch eine integrierte Lösung nicht nur die Zusammenarbeit und die Arbeitsabläufe vereinfachen, sondern auch Kosten sparen würde.

Die Zentrale des Starnberger Roten Kreuzes in der Petersbrunner Straße. (Foto: Nila Thiel)

Doch für eine solche Lösung braucht das BRK genügend Platz, mindestens 3000 Quadratmeter Nutzfläche. "Wir haben praktisch den ganzen Landkreis abgescannt, es gibt einfach nichts im Bestand, was passt", sagt Lang. Der Ausweg: "Wir müssen selbst bauen." Auch für diese Alternative hat Lang schon vorgesorgt: Es gibt zwei mögliche Standorte für die neue Geschäftsstelle, einen im Umgriff des Starnberger Gewerbegebietes und einen in Pöcking, zentral gelegen. "Es handelt sich um Bestandsgebäude, die wir umbauen müssten", sagt Lang. Und: "Wir sind mit beiden Eigentümern im Gespräch." Welche Lösung er favorisiert, lässt Lang nicht erkennen. "Diejenige, die schneller geht", sagt er und lacht. Den Zeitplan hat Lang im Kopf: Bis zum Jahresende soll alles in trockenen Tüchern sein. Wasserdicht diesmal. Allerdings muss auch die Finanzierung geklärt sein, denn es ist ja nicht so, dass der Kreisverband ein paar μMillionen auf der hohen Kante hätte. Deshalb greift Lang auf das Finanzierungsmodell zurück, das jetzt schon beim Gautinger Mehrgenerationencampus angewandt wird: Ein privater Investor zahlt, das Rote Kreuz mietet die Räume auf 30 Jahre zurück. Es geht immerhin um einen Betrag von mindestens 1,5 Millionen.

Eine weitere Zentrale des Roten Kreuzes befindet sich an der Münchner Straße in Starnberg. (Foto: Nila Thiel)

"Wir können ja nicht einfach wie zum Beispiel die Feuerwehren Forderungen stellen, die quasi immer erfüllt werden. Das wollen wir ja auch gar nicht", sagt Jan Lang. Dennoch erhofft er sich offensichtlich mehr Unterstützung vom Landkreis, dem man immerhin schon mehrfach entgegengekommen sei. Etwa, indem man nicht das sogenannte Pacific House an der Ecke Petersbrunner/Moosstraße als neue Geschäftsstelle angemietet habe, weil der Landkreis das Gebäude als Interimsquartier nutzen will, wenn im Landratsamt um- und ausgebaut wird. "Darum hat uns der Landrat gebeten", sagt Lang.

Die verschiedenen Einsatz- und Tätigkeitsbereiche des Roten Kreuzes in Starnberg sind vielfältig: an der Hauptstraße etwa für die offene Behindertenarbeit. (Foto: Nila Thiel)

Nicht nur das operative BRK-Zentrum will Lang also bauen. Auch bei anderen Liegenschaften gibt es einen Investitionsstau. So etwa in Tutzing, wo die Rotkreuz-Alm "marode" ist, so Lang, oder in Gilching, wo der Katastrophenschutz "in einer zugigen Bushalle untergebracht ist".

© SZ vom 19.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: