Geplante Containeranlage in Gauting:Anwohner schalten Anwalt ein

Die Nachbarn der neuen Containeranlage für 96 Flüchtlinge, die am Ortsausgang von Gauting errichtet werden soll, wehren sich gegen den Beschluss des Gemeinderats

Von Michael Berzl, Gauting

Die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger muss sich auf einen turbulenten Abend gefasst machen, wenn sie am Donnerstag zusammen mit Vertretern des Landratsamtes über die neue Unterkunft für Asylbewerber am westlichen Ortsrand informiert. Kritiker wollen diese Versammlung nutzen, um ihrem Unmut Luft zu machen. Die Bürgerinitiative moniert, die Containeranlage für bis zu 96 Menschen sei "blitzartig" in den Sommerferien "durchgewunken" worden. Arbeiter haben bereits damit begonnen, das Grundstück für die Errichtung von Behelfswohnungen herzurichten. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Flüchtlinge einziehen.

In die Containeranlage am Ortsausgang in Richtung Pentenried werden Menschen verlegt, die bisher im ehemaligen AOA-Firmengebäude an der Ammerseestraße untergebracht sind. Der Aufenthalt in dem umfunktionierten Verwaltungsbau mit Großküche in einer früheren Produktionshalle und Gemeinschaftsduschen ist besonders für Familien nicht immer angenehm. So ist für viele von ihnen der Umzug in einen Container eine Verbesserung der Wohnsituation, weiß Hans-Wilhelm Knape vom zuständigen Helferkreis. Die Art und Weise, wie der neue Wohnkomplex in den Sommerferien vom Bauausschuss befürwortet wurde, ohne die Öffentlichkeit einzubinden, missfällt aber auch ihm.

Anwohner des Container-Standorts gegenüber vom Penny-Markt laufen Sturm, seit sie von den Planungen erfahren haben. Sie haben die Münchner Rechtsanwaltskanzlei von Walter Labbé eingeschaltet, berichtet Hendrik Kornbichler, einer der Wortführer der "Bürgerinitiative Gauting West". Etwa 750 Flugblätter mit dem Aufruf, zur Informationsveranstaltung zu kommen, haben er und seine Mitstreiter verteilt. Zuvor wurden bereits Unterschriftenlisten im Landratsamt übergeben, bei Landrat Karl Roth waren sie zu einer Unterredung.

In ihrem Flugblatt kritisieren die Mitglieder der Initiative, die Anlage könne durch "vergleichbare Nacht- und Nebelaktionen" noch vergrößert werden. Die Genehmigung sei zwar zunächst für fünf Jahre erteilt, die Planung aber für zehn Jahre angelegt. Das Landratsamt bestätigt, dass es eine Option auf Verlängerung gibt. "Eine derartige Ghettoplanung lehnen wir ab", erklärt die Bürgerinitiative, zu der auch Birthe Glaser, Salvatore Porta, Hossein Soltanmoradi und Manuela Wagner gehören. Eine sinnvolle Integration der Flüchtlinge sei schließlich nur in dezentralen Unterkünften möglich, betont ihr Sprecher Kornbichler.

Was die Gründe für die Umsiedlung sind und wie die Planungen für die Containeranlage tatsächlich aussehen, erläutern Fachleute am Donnerstag. Neben Bürgermeisterin Kössinger sitzen auf dem Podium Kreisbaumeister Christian Kühnel und Stefan Derpa, der als Ordnungsamtsleiter in der Kreisbehörde federführend für das Thema Asyl zuständig ist. Außerdem ist Bernd Wiedemann von der Polizeiinspektion eingeladen. Außer den Vertretern der Bürgerinitiative haben auch Mitarbeiter von Helferkreisen ihr Kommen angekündigt. Der Informationsabend in der Turnhalle der Grundschule an der Ammerseestraße beginnt um 19.30 Uhr. Es soll genügend Zeit geben, um Fragen zu stellen.

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