Geothermie:Mit dem Rüttler durch Krailling

Die Stadtwerke planen in den Sommerferien seismische Messungen im Westen von München.

Blanche Mamer

KraillingDie Stadtwerke München wollen in den kommenden Sommerferien in einem Teil Kraillings großräumige seismische Messungen vornehmen, um die Aussichten für Geothermie auszuloten. Die geophysikalische Untersuchung betrifft den Großraum München West und zieht sich auch über fremde Claims. In seiner jüngsten Sitzung hat der Kraillinger Gemeinderat seine Bedenken zu dem Antrag geäußert und sich für einige Einschränkungen ausgesprochen.

Geothermie: Mit sogenannten Rüttel-Lastern wird das Erdreich in 2300 bis 3500 Meter Tiefe erkundet. Foto: Pöstges

Mit sogenannten Rüttel-Lastern wird das Erdreich in 2300 bis 3500 Meter Tiefe erkundet. Foto: Pöstges

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die seismischen Messungen werden mittels Vibroseismik vorgenommen. Dazu sind spezielle Lastwagen unterwegs, die ein circa zwölf Sekunden langes Vibrationssignal an der Erdoberfläche erzeugen. Die daraus resultierenden Schallwellen würden in den unterschiedlichen Schichten im Untergrund reflektiert, lautet die Erklärung in der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat. Nach einer gewissen Zeit gelangten die Schallwellen wieder an die Oberfläche, wo sie von empfindlichen Messgeräten empfangen und elektronisch aufgezeichnet würden. Die Erkenntnisse daraus würden zur Erkundung des Malm-Tiefengrundwasserleiters und dessen strukturellem Aufbau in 2300 bis 3500 Meter Tiefe herangezogen. In Krailling ist vor allem die Rudolf-von-Hirsch-Straße betroffen, von der Pentenrieder Straße bis zum Caritas-Altenheim und über den Paula-Anders-Weg hin zur Gemeindegrenze Planegg, berichtete Bauamtsleiter Helmut Mayer.

Die sogenannten Rüttel-Laster befahren überwiegend Straßen und Wege, in Ausnahmefällen auch Wiesen und Ackerflächen. Um Einwirkungen auf Gebäude, Bauwerke und Versorgungsleitungen zu vermeiden, müssen bestimmte Sicherheitsabstände eingehalten werden. Der gesamte Messtrupp besteht aus 110 Personen, gearbeitet wird in zwei Schichten, von früh um sechs bis abends 22 Uhr. Irritiert zeigten sich einige Gemeinderäte darüber, dass die Stadtwerke die Untersuchungen tätigen, der Claim aber bei der Firma Baldur Trinkl liegt. Imme Kayser (FDP) wollte wissen, ob die Interessen der Stadtwerke nicht mit denen des Regionalwerkes kollidierten. Bürgermeisterin Christine Borst sagte, es liege ein Schreiben des Bergamtes Südbayern vor, was auf die Berechtigung der Stadtwerke schließen lasse.

Durch solche großräumigen Untersuchungsfelder könnten Erkenntnisse gewonnen und Modelle entwickelt werden, wie der Untergrund tatsächlich aussieht und wo im eigenen Feld die besten Ergebnisse zu erwarten seien, hieß es aus dem Bergamt Südbayern. Bei den Stadtwerken (SWM) erhofft man sich weiträumige Umweltanalysen zum geplanten Fernwärmenetz in Freiham. "Bei dieser Untersuchung geht es nur um unterstützende Informationen, nicht um Bohrungen", sagte SWM-Sprecherin Bettina Hess. Und das gelte auch für die Zukunft.

Die direkt Betroffenen würden von den SWM frühzeitig persönlich informiert, betont sie. Um Lärmbelästigung und Erschütterungen möglichst gering zu halten, müssen die Untersuchungspunkte und der Zeitraum auf ein Minimum reduziert werden, fand der Gemeinderat. Zudem müssen die Ruhezeiten strikt eingehalten werden.

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