Vorstandswechsel:Zwietracht statt Zwiefacher

Vorstandswechsel: Fritz Böhm führte von 1999 bis 2011 den Vorsitz der Volksmusikfreunde Geisenbrunn. Die moderne Linie von Nachfolger Horst Karmann passte ihm nicht.

Fritz Böhm führte von 1999 bis 2011 den Vorsitz der Volksmusikfreunde Geisenbrunn. Die moderne Linie von Nachfolger Horst Karmann passte ihm nicht.

(Foto: privat)

Volksmusikfreunde wechseln Vorstand nach heftigem Streit aus

Von Manuela Warkocz, Geisenbrunn

Deutliche Misstöne sind von den Volksmusikfreunden Geisenbrunn zu vernehmen: Der halbe Vorstand des Vereins hat im Februar hingeworfen und auch gleich noch seine Mitgliedschaft gekündigt, eine außerordentliche Nachwahl wurde notwendig - und jetzt dirigiert wieder der 85-jährige Gründer Fritz Böhm das Geschehen bei den knapp 170 Volksmusikfreunden. Von "Mobbing" sprechen die Ex-Vorstände, von "überempfindlichen Reaktionen" die Gegenseite. Im Kern des Streits steckt die Frage, wie sich der Verein ausrichten soll. Namhafte, erfolgreiche Volksmusiker aus ganz Oberbayern herholen? Den Mitgliedern Erstklassiges bieten und den Verein überregional bekannt machen? Oder lieber dem unbekannten Nachwuchs aus der Nachbarschaft eine Plattform bieten? Im Vorstand haben sich jetzt die Befürworter des ursprünglichen lokalen Konzepts durchgesetzt.

Dabei schien vor vier Jahren eine Neuausrichtung durchaus gewünscht. Der Verein stand vor der zwangsweisen Auflösung. Fritz Böhm, der ihn 1999 mit 26 Volksmusik-Anhängern ins Leben gerufen hatte, zog sich aus Altersgründen aus dem Vorstand zurück. Keiner wollte den Posten. Bis sich Horst Kanz und sein Freund Horst Karmann ein Herz fassten. Der Verein war ihnen so lieb, dass sie für jede Veranstaltung in Geisenbrunn fast 50 Kilometer einfachen Wegs auf sich nahmen. Karmann übernahm 2011 den Vorsitz, seine Tochter Ute Wendel wurde Schriftführerin, Kanz Beisitzer. Fritz Böhm ernannte man zum Ehrenvorsitzenden.

Mit Elan stellten Karmann und Kanz, beide auch schon im Ruhestand, ein ambitioniertes Programm auf die Beine und ließen ihre Beziehungen spielen. Sie holten die Kirnstoana Tanzlmusi aus dem Inntal, die Hirschberg-Musi aus Wasserburg und zum 60. Hoagartn im vergangenen Herbst die Familienmusi Seiwald aus Mutters in Tirol, den Familien-Dreigsang Rehm aus Garmisch-Partenkirchen und die Geigenmusi Familie Edtmayer aus Chieming. "Alles Spitzenleute", wie Karmann der SZ nicht ohne Stolz sagt. Für solche Veranstaltungen habe er "Jubelmails" bekommen, etwa von Willi Großer, dem ehemaligen Starnberger Kreisheimatpfleger. "Man muss dem Publikum doch was bieten, die Leut' sind ja heut vom Fernsehen verwöhnt", erklärt Karmann sein Konzept. 2014 wurde er zwar als Vorsitzender bestätigt. Aber Fritz Böhm und die Traditionalisten in Vorstand und Verein hätten zunehmend quer geschossen. "Man hat uns vorgeworfen, wir wären eine Event AG", so Kanz. Persönliche Eitelkeiten dürften eine Rolle gespielt haben. "Fritz Böhm konnte halt nicht loslassen", formuliert es Karmann. Der Ehrenpräsident sei immer öfter bei Vorstandssitzungen aufgetaucht, habe ein "Schattenkabinett" geschaffen und "von unten durchregiert". Als Böhm ohne Rücksprache mit ihm ein Telefongespräch mitgeschrieben und das Protokoll an die anderen Vorstandsmitglieder verschickt habe, sei das Maß voll gewesen. So ein Mobbing habe er nicht akzeptieren können.

Fritz Böhm spricht von einer "Meinungsverschiedenheit, weil alles ganz modern aufgezogen werden sollte", attestiert dem Ex-Vorsitzenden sonst aber gute Arbeit. "Ich habe ihn die vier Jahre auch bestens unterstützt", beteuert er. Die außerordentliche Mitgliederversammlung zur Nachwahl am 24. März habe jetzt eine "Supermannschaft" zusammengebracht. Die 49 Anwesenden wählten Judith Mezösi zur 1. Vorsitzenden, Fritz Böhm ist 2. Vorsitzender, Edith Janetzki Schriftführerin und Hermine Seeger Beirätin. Mezösi hofft, dass wieder Ruhe im Verein einkehrt. Die 59-Jährige kündigte an, sich bis 2017 um jüngere Leute für die Vorstandsarbeit zu bemühen. Was Fritz Böhm gutheißt: "Ich will hier ja nicht der Adenauer der Volksmusik werden."

Der Frühjahrs-Hoagartn am Freitag, 17. April, wird noch vom alten Vorstand gestaltet. Beginn ist um 20 Uhr im Gasthaus Geisenbrunn, Tonwerkstraße 3, Gilching. Kostenbeitrag: 14 Euro, für Mitglieder zehn. Reservierung bei Fritz Böhm, Telefon 08105/1228.

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