Geisenbrunn:Bier mit Schokoladengeschmack

Die Biersommeliers Markus und Gabi Sailer bieten zusammen mit Brauer Matthias Lottes in Geisenbrunn Führungen und Verkostungen an.

Von Astrid Becker, Geisenbrunn

Das Bier riecht leicht nach Banane und leuchtet in feinstem Opal. Was sich wunderbar anhört, ist allerdings nur als Euphemismus zu verstehen. Denn gemeint ist in diesem Fall die Trübung im Bier. Der Profi nennt so ein optisches Merkmal beim Gerstensaft "opalisierend". Und für einen Experten steht schon allein durch diese beiden sichtbaren Eigenschaften recht schnell fest: Dieses Bier könnte ein Weißbier sein.

Es sind gleich sieben Bierspezialisten, die sich an diesem Abend in der Alten Brennerei in Geisenbrunn an einem großen Holztisch niedergelassen haben und blind acht verschiedenen Biere aus aller Welt verkosten. Internationale Bierstile ist also das Thema bei dieser besonderen Premiere in dem Gemäuer an der Münchner Straße, das sich sukzessive zum Bierzentrum mausert.

Bierverköstigung bei den Sailers

Bei den Verkostungen geht es unter anderem um Spezialitäten mit Schoko- und Vanillegeschmack.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Denn dieser Abend ist eine Einweihung für den neuen, geschätzt fünf Meter hohen Raum, der direkt neben der kleinen Spezialitäten-Brauerei von Matthias Lottes, der "Braukraft", entstanden sind. Gebäudeeigentümer Martin Fink hat dafür eine Galerie eingezogen und feines Holzparkett verlegt. Edel wirkt das Ambiente, aber nicht aufdringlich. Vermietet hat er den Raum an den Biersommelier Markus Sailer, der vor zwei Jahren sogar Deutscher Meister in seinem Metier wurde. Zusammen mit seiner Frau Gabi, ebenfalls Biersommelière, will er hier den Menschen "Bierkultur" näherbringen, wie er sagt.

Bierverköstigung bei den Sailers

Biersommelier Markus Sailer und seine Frau Gabi, ebenfalls Biersommelière, wollen den Menschen in der Spezialitäten-Brauerei "Braukraft" in Gilching Bierkultur näherbringen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Dazu gehört für die beiden maßgeblich, den Menschen Bierwissen zu vermitteln, das eben über die schnelle Halbe nach Feierabend oder die etwas langsamere Maß im Biergarten hinausgeht. Zum Beispiel, wie Bierbrauen überhaupt funktioniert. Eine kleine Brauanlage haben sie dafür aufgestellt - eine sogenannte "Braueule", in der ein Sud von etwa zehn Litern gekocht werden kann. Matthias Lottes, der Brauer von nebenan, hat früher, ehe er mit einer weitaus größeren Anlage die alte Brennerei bezog, seine Biere nur auf diese Weise im Keller seines Wohnhauses hergestellt - und damit den Grundstein für seine heutige Brauerei gelegt.

Bierverköstigung bei den Sailers

Biersommelier Markus Sailer ist Deutscher Meister in seinem Metier. Seine Frau Gabi ist ebenfalls Biersommelière.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Zusammen mit Sailer will er zudem Brauereiführungen nebst Verkostungen anbieten. Dabei soll es unter anderem auch um Gläser gehen: Vollmundige, malzaromatische Biere, meist recht dunkel und dickflüssiger wirkend, vertragen Sailer zufolge mehr dickbauchige Kelche, um ihre Aromen zu entfalten, Biere mit weniger Restsüße wie etwa ein Lager oder ein Pils hingegen sind in schmäleren Gläsern durchaus gut aufgehoben. Lottes dürfte dies zupass kommen. Denn er hat sich auf Craftbiere spezialisiert - also auf Spezialitäten wie beispielsweise sein "P.orter", das stark nach Röstaromen schmeckt, oder sein "Choco-Lata" - ein Bier, das deutliche Noten von Schokolade und Kakao aufweist. Solche Biere werden ebenfalls nicht in normalen Gläsern ausgeschenkt.

Auch an diesem Abend gibt es so eine vollmundige Spezialität, ein Stout, es schmeckt nach Vanille, nach dunkler Schokolade und nach Chili. In der Craftbeer-Szene sind obergärige Biere wie diese, in denen Hopfen wegen seiner Bitterstoffe eine eher untergeordnete Rolle spielt, begehrt - vor allem in der Winterzeit. Auch dafür hat Sailer bereits eine besondere Art parat, diese Biere zu kredenzen: das sogenannte Stacheln. Mittels eines eigens dafür entwickelten Geräts bleibt das Bier zwar kühl, der Schaum hingegen wird erwärmt, der Restzucker im Bier verwandelt sich geschmacklich in Karamell. Dass dies nicht jedem Biertrinker auf Anhieb gefallen dürfte, ist Sailer klar: "Das ist was für Genießer, die offen für Neues sind", sagt er. Das gilt auch für Firmen oder private Runden, die ihn dort als Sommelier und Workshopleiter buchen können. Oder einfach nur feiern wollen: Der Raum soll auch für solche Zwecke vermietet werden.

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