Gauting/Seefeld:Der doppelte Emil

Kinderfilmfest zeigt Kästners Klassiker in der alten und neuen Fassung

Von Antonia Gaube, Gauting/Seefeld

Gedämpftes Licht im Kinosaal Nummer fünf, Teppichboden verschluckt die eigenen Schritte. Der Film beginnt. Mit einer Entschuldigung: Bild und Ton des Films mussten nachbearbeitet werden, Flimmern und Filmkorn konnten nicht verbessert werden. Der Film heißt "Emil und die Detektive" und war schon einmal im Kino zu sehen, vor 85 Jahren.

Der Kinderroman "Emil und die Detektive" von Schriftsteller Erich Kästner ist 1929 publiziert worden. Die Erstverfilmung kam zwei Jahre später heraus. Insgesamt gibt es acht Filmadaptionen von Kästners Roman, drei davon auf deutsch. Beim Fünfseen-Kinder- und Jugendfilmfests gab es nun zwei Versionen zu sehen. Die Fassung von 1931 lief im Gautinger Breitwand, die vorerst letzte Neuverfilmung von 2001 im Breitwand in Schloss Seefeld.

Die Filme unterscheiden sich nicht nur zeitlich und technisch. Sowohl die Handlung als auch viele Charaktere wurden im Laufe der Jahre abgewandelt. Während sich die Erstverfilmung noch weitestgehend an Kästners Buch orientiert, stützt sich die Neuauflage nur noch in wenigen Punkten auf die Vorlage. Die Hauptcharaktere Emil, die Detektive und der Bösewicht der Geschichte sind gleich geblieben, die restlichen Charaktere sowie der Handlungsverlauf weichen stark ab. So wird aus Emils geliebter Mutter der geliebte Vater, aus dem Hotel Biedermann das Adlon und aus der Bank, in der der Schurke am Ende geschnappt wird, eine Kirche.

Modern werden Konfliktthemen wie etwa Scheidung oder finanzielle Engpässe in der neuen Verfilmung von Regisseurin Franziska Buch aufgegriffen. Die Spannung wird in Buchs Version durch mehrere Höhepunkte gesteigert. So baut sie eine Entführung, ein waghalsiges Manöver entlang einer Hotelfassade und einen Zwischenfall mit Dokumentenfälschern in den Film ein, während sich die Produktion von Gerhard Lamprecht mit Kästners Klimax begnügt.

Herausstechend ist auch die musikalische Gestaltung der Filme. Der Schwarzweiß-Streifen wird zeitgemäß von einem Orchester, dem Spannungsgrad und der Stimmung entsprechend, begleitet. Buch setzt mit von den Kindern eingesungenen Liedern Akzente, nutzt sie aber nicht so elementar wie Lamprecht.

Das Kinder- und Jugendfilmfest bietet die Gelegenheit mit einer kurzen Fahrt von Gauting nach Seefeld sieben Jahrzehnte in der Filmgeschichte zu springen. Das kleine Festival dauert noch bis Sonntag, 20. November.

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