Radweg nach Neuried:Demo mitten im Berufsverkehr

Radler demonstrieren für Radweg nach Neuried

Rennradler, Freizeitsportler, Pendler und ganze Familien demonstrierten am Freitag, als es um einen sicheren Weg zwischen Neuried und Gauting ging.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Etwa 100 Radler setzen sich für eine sichere Verbindung zwischen Gauting und Neuried auf den Sattel.

Von Annette Jäger, Gauting/Neuried

Einen besseren Zeitpunkt hätte man sich kaum aussuchen können, um auf sich aufmerksam zu machen: Mitten im dicksten Berufsverkehr am Freitagabend um 18 Uhr, hatten sich an die 100 Radler zu einer Demonstration am Gautinger Bahnhof eingefunden, um unter Polizeischutz über Bahnhofs- und Münchnerberg, weiter auf der Staatsstraße M4 nach Neuried zu radeln. Sie legten kurzzeitig den Feierabendverkehr lahm, zwangen die Autofahrer, im Schritttempo hinter ihnen her zu fahren und demonstrieren damit mehr als deutlich: der Radweg nach Neuried muss her und zwar schnell.

Radler in Profimontur auf Rennrädern, Eltern mit Kindern in Anhängern sowie Freizeitradler waren gekommen, um gemeinsam die knapp sieben Kilometer nach Neuried zu radeln. Manche hatten sich ein Demoschild gebastelt, auf dem sie eine sichere Radlstrecke entlang der viel befahrenen Landstraße forderten. Sebastian Fuchsberger vom Allgemein Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), der die Aktion gemeinsam mit Heinrich Moser vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) organisiert hatte, zeigte sich "überwältigt" von der großen Teilnahme.

Wie sich zeigte, nutzen viele der Radldemonstranten die Strecke, um morgens Richtung München zur Arbeit zu fahren. "Das ist jeden Tag wie Russisch Roulette", sagte Susanne Kneisel aus Gauting, die die Strecke täglich zurücklegt. Ein Grund, warum Daniel Sander, ebenfalls aus Gauting, täglich einen Umweg auf sich nimmt und außen herum über Krailling und Planegg radelt. Seitdem die Straße vergangenes Jahr mit einer neuen Fahrbahndecke versehen wurde lade sie noch mehr zum schnellen Fahren ein und sei "inakzeptabel gefährlich", stellte Fuchsberger fest.

Es war eine Demonstration der eher seltenen Art, denn die Radler demonstrierten für etwas, das ohnehin in trockenen Tüchern ist: der Radlweg ist längst beschlossene Sache, der Kreistag des Landkreises München hat unlängst noch mal zugestimmt und dem Radweg eine übergeordnete Priorität beigemessen, sagte der Neurieder Bürgermeister Harald Zipfel zur SZ. Auch auf Starnberger Seite gibt es Zustimmung. Der Großteil der Finanzierung ist ebenfalls bereits durch den Landkreis München sicher gestellt, denn 85 Prozent der Strecke liegen auf Neurieder Flur.

"Wir wollen Druck aufbauen", begründete Fuchsberger die Demo. Mit der Aktion solle gemahnt werden, das Projekt zügig weiter zu verfolgen.

Einig ist sich Zipfel mit der Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger inzwischen, dass der Radlweg westlich der M4 verlaufen soll, also rechter Hand von Neuried aus gesehen. Knackpunkt sind die Grundstücksverhandlungen, teilte er den Radlern am Ziel in Neuried mit: Der Wald gehört einer Stiftung, die ihr Stiftungsvermögen nicht verkaufen möchte. In die Verhandlungen wollten sich aber beide Landratsämter einschalten. "Damit fangen wir jetzt an."

"Vielleicht haben wir in zwei Jahren einen Radweg", hoffte Fuchsberger zum Abschluss. Auf diesen Zeithorizont wollte sich der Neurieder Bürgermeister Zipfel jedoch nicht festlegen.

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