Gauting:Viele Alternativen, wenig Möglichkeiten

Die Diskussion über "generationenübergreifendes Wohnen" in Gauting zeigt, dass es in der Gemeinde an Flächen fehlt

Von Blanche Mamer, Gauting

Wer geht schon freiwillig ins Altenheim? Schon der Begriff ist verpönt, von Seniorenresidenz oder altengerechtem Wohnen ist die Rede und immer mehr werden Alternativen gesucht, die ein selbstbestimmtes Leben im Alter ermöglichen. Nicht immer ist ein Freundeskreis vorhanden, der kurzerhand den verwitweten Freund aus dem Seniorenheim "befreit" und im eigenen, großzügig gebauten Stadthaus einquartiert wie in der französischen Komödie "Und wenn wir alle zusammenziehen", der am Mittwoch im Gautinger Kino lief.

Als Einstimmung auf die Diskussionsveranstaltung des Seniorenbeirats unter Leitung des ehemaligen Gemeinderats Jürgen Schade zum Thema "Alle unter einem Dach? Beispiele für Generationsübergreifendes Wohnen" hatte der Film mehr als 80 Zuschauer ins Kino gelockt. Unter ihnen auch die Kandidaten für den Bundestag, Kerstin Täubner-Benicke (Grüne) aus Starnberg, und Christian Winkelmeier (SPD) aus Gilching. Für die Organisatorin Ulla Ottmar vom Seniorenbeirat war klar, dass das Thema "alternative Wohnformen" wieder angeschoben werden müsse. Klar war indes auch, dass es in Gauting bisher keine Möglichkeiten gibt, da Grundstücke fehlen. Informationen zu den verschiedenen Alternativen und Fördermaßnahmen könne man bei der Koordinationsstelle "Wohnen im Alter" im Sozialministerium erhalten, sagte deren Leiterin Brigitte Herkert. Grundstücke für Wohnprojekte könne sie indes nicht vermitteln. Auch die Fachexperten Martin Okrslar von der Maro Wohngenossenschaft und Thomas Neudauer von der Wohngeneration 3 forum baucultur bedauerten, dass es für ihre Projekte derzeit keine Pläne im Raum Gauting gebe. Okrslar sagte, die Genossenschaft baue Mehrgenerationenhäuser und Wohnungen, plane jedoch keine Wohngemeinschaften. Derzeit seien Projekte in Weilheim und Penzberg in Arbeit und auch in Seefeld sehe es vielversprechend aus. In Gauting allerdings nicht.

Auch Neudauer sieht momentan keine Chancen in der Würmtalgemeinde. Die Wohnungen müssten erschwinglich sein, sagte er, hohe Grundstückspreise würden sich indes auf die Mieten niederschlagen. In der Regel plane Wohngeneration Projekte mit zirka 20 Wohnungen. Dann würden sich Gemeinschaftseinrichtungen lohnen, wie beispielsweise ein Café, Essensversorgung oder Gruppenräume. Als Beispiel nannte er "Martha 23" in Nürnberg mit 62 Wohnungen, die im Juni 2014 bezogen wurden. Dort habe ein Verein bereits vor der Vergabe die Wohngruppen zusammengeführt. Er habe das Projekt auch in Gauting vorgestellt, doch nicht weiter verfolgt, da man ihm signalisiert habe, dass nichts gehe. Ottmar wies auf Alternativen hin, die sich in Gauting bieten könnten. So setzt sich der Seniorenbeirat für das Projekt "Wohnen für Hilfe" ein, bei dem ältere Menschen, die nicht mehr alles allein bewältigen können, Studenten oder Auszubildenden Wohnraum zur Verfügung stellen und sich bei der Hausarbeit helfen lassen. Es gebe auch genügend ältere Menschen, die allein in ihren großen Einfamilienhäusern oder Villen mit vielen leeren Räumen lebten, aber Angst hätten, Wohnraum an Fremde zu vermieten oder neue Wohnformen auszuprobieren, sagte Grünen-Gemeinderätin Beatrice Cosmovici. Sie appellierte an den Seniorenbeirat, diese Ängste ernst zu nehmen. Wer sich für eine dieser Möglichkeiten interessiere, könne sich bei der Gautinger Insel Unterstützung holen, sagte Ottmar.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: