Gauting:Solisten im Duo

Lena Neudauer und Ingolf Turban in der Gautinger Remise

Von Reinhard Palmer, Gauting

Im Landkreis Starnberg leben bedeutende Künstler aller Sparten. Lena Neudauer und Ingolf Turban gehören offensichtlich zu den beliebtesten. Bei ihrem Duoabend zum Kleinen Sommerfestival füllte sich die Remise am Gautinger Schloss Fußberg sehr gut, und die Atmosphäre zeugte schon deutlich von gegenseitigen Sympathien. Gewissheit kam dann mit lang anhaltenden Schlussovationen. Und das, obwohl im Programm kein einziges Standardwerk der Kammermusik zu finden war. Ja selbst nicht alle Komponisten dürften den Konzertbesuchern bekannt gewesen sein. So etwa Jean Marie Leclair, dessen Kompositionen man nicht alle Tage hört. Erst recht nicht in einer Besetzung, die im kammermusikalischen Konzertbetrieb in Hinblick auf die Besucherzahlen als allzu riskant angesehen wird.

Dennoch: Von den gleichinstrumentierten Duos sind zwei Violinen häufig selbst von großen Meistern wie Bach, Haydn, Mozart mit reizvollen Kompositionen bedacht worden. Aber Neudauer und ganz besonders Turban lieben den Überraschungseffekt der Randerscheinungen. Das Duo A-Dur von Leclair, einem Zeitgenossen Quantz', gehört dazu. Dessen heiteres Dialogisieren und die höflich-galante Charakteristik im Mittelsatz deuteten schon die Vielseitigkeit einer solchen Besetzung an.

Obwohl der unterhaltsame Grundtenor dem Konzert eine prägnante Ausrichtung gab, sollte es hier keinesfalls seicht zugehen. Wie intensiv und füllig zwei Violinen ihre Substanz aufblähen können, bewies das Duo in Max Regers posthum veröffentlichtem Allegro A-Dur, das konzertanten Impetus ins Spiel brachte. Wie überhaupt die beiden großartigen Geiger immer wieder in dem dichten Geflecht der sich gegenseitig umspielenden Stimmen auch wunderbare Kantilenen fanden, ohne den engen Verbund des Duos aufzubrechen. Gemeint sind weniger die Arioso-Gesänge bei Louis Spohr (Duo a-Moll aus op. 67), die sich inbrünstig von opernhaften Duetten abhoben, als die weit gespannten melodischen Linien, die da immer wieder überraschend aus den komplexen Strukturen der "Sonate pour deux violons seuls" von Eugène Ysaÿe auftauchten und sich meist in lichten Höhen über alles emporhoben. Diese Sonate offenbarte die Handschrift eines virtuosen Geigers, der genau wusste, mit welchen Mitteln die Instrumente zur höchsten Wirkung gelangen. Die drei Sätze nutzten Neudauer und Turban ausgiebig, ihre Meisterschaft in spieltechnischen Finessen auszukosten und einem musikalischen Sinn zuzuführen. Obgleich bravouröses Spiel in allen Werken des Abends möglich war, ließen sich die Virtuosen nicht zu leeren Floskeln hinreißen. Der Raritäten nicht genug - das Duo belohnte sein euphorisiertes Publikum mit dem schmissigen "Latingo" - zwischen Klassik, Latin-Jazz und Tango - von Helmut Lipsky.

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