Gauting:Sex, Geld und Klassik

Gauting Florian Prey

Festivalchef Florian Prey.

(Foto: Georgine Treybal)

Das ungewöhnliche Programm des Kleinen Sommerfestivals

Ganz am Anfang steht die erstaunliche Frage, ob es echte Freunde schon vor den Zeiten von Facebook und Twitter gab. Für einen Kabarettabend ist das nichts Ungewöhnliches, für ein Musikfestival aber schon. Denn Klassikkonzerte fangen gerne groß an, mit Beethoven, Bach oder Schubert, mit Bläsermusik oder einem Streichquartett, aber eben nicht mit Barbara Weinzierl, die über "Sex, Geld und Erleuchtung" fabuliert.

Das Kleine Sommerfestival in der Remise von Schloss Fußberg geht trotzdem diesen Weg, und natürlich ist das eine gute Idee: das starre Korsett im Schrank zu lassen und die ach so ernste Klassik aufzulockern. Der künstlerische Leiter Florian Prey jedenfalls setzt bei der neunten Ausgabe noch mehr als in den Vorjahren auf die Mischung ohne Grenzen. Und so gibt es in der Zeit von 20. Mai bis 9. Juli neben französischer Chormusik mit dem Würmtaler Kammerchor Capella Nova und Beethoven- und Poulenc-Werken vom Münchner Bläserquintett wieder eine Kunstausstellung ("Behutsame Annäherung"), eine Matinee der "Puppet Players" und zwei Filmabende mit Friedrich Murnaus Klassiker "Tabu" und der Beatles-Doku "Eight Days A Week - The Touring Years". Außerdem spielt das Tuija Komi Quartett finnischen Jazz. Die Voices In Time singen an der Würm wieder Songs von Robbie Williams bis Al Jarreau, der Münchner Knabenchor nimmt sich einen Mix aus weltlicher und geistlicher Musik, Rock und Pop vor. Und der Dirigent Andreas Kowalewitz und der Hornist Klaus Wallendorf, die als Herrenduo "Eine kleine Lachmusik" antreten, ziehen sich selbst und ihre Musik durch den Kakao. "Klassik zum Kugeln" heißt ihr Programm.

Nach dem Auftakt mit Kabarettistin Weinzierl (Samstag, 20. Mai, 19.30 Uhr) und einer Matinee mit zehn jungen Preisträgern (21. Mai, 11 Uhr) gibt es ein Wiedersehen mit dem Diagenes Quartett. Stefan und Gundula Kirpal (beide Violine), Alba González i Becerra (Viola) und Stephan Ristau (Cello) nehmen sich Beethovens Op. 18 Nr. 6, Leoš Janáčeks "Kreutzersonate" und das dritte Streichquartett des Spätromantikers Friedrich Gernsheim vor (25. Mai, 19 Uhr). Bariton Florian Prey und Pianist Wolfgang Leibnitz interpretieren diesmal Lieder und Klavierwerke von Robert Schumann und Johannes Brahms (5. Juni, 11 Uhr). Und die Pianisten Sylvia Dankesreiter, Heiko Stralendorff, Irina Shkolinkova, Para Chang und Yi Lin Jiang widmen sich ebenfalls einem ungleichen Paar: Sie spielen Beethoven und Schubert im Wechsel (17. Juni, 19.30 Uhr) und arbeiten Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus.

Das Festival ist zugleich ein Talentschuppen: Die Klavierpädagogin Viera Fischer, die Mutter der Geigerin Julia Fischer, und die Violinistin Lena Neudauer, seit Oktober 2016 Professorin an der Musikhochschule München, stellen ihre Schüler und Studenten vor (29. Juni, 17 Uhr, und 2. Juli, 11 Uhr). Karten und Programm: www.kleines-sommerfestival.de.

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