Gauting:Schön schaurig

Götz Otto, Peter Veit und Stefan Wilkening lesen von den grausamen Foltermethoden der Gräfin Bathory

Von Sabine Zaplin, Gauting

Mit einer Kammerzofe soll es angefangen haben. Als diese nämlich in den Augen ihrer Herrin, der ungarischen Gräfin Elisabeth Bathory, einen Fehler begangen hat und dafür von der Herrin geschlagen wurde, fiel ein Tropfen Blut der Gemaßregelten auf die Haut der Gräfin, und "die Stelle war schöner als zuvor und strahlend weiß". Was läge also näher, als gleich eine ganze Badewanne mit dem Blut junger Mädchen zu füllen? Ein Jungbrunnen für die nach Auffrischung dürstende Haut einer alten Adeligen. Ein Stoff für Legenden. Denn Gräfin Elisabeth Bathory lebte nicht bloß im für Legenden so geeigneten frühen 17. Jahrhundert, sondern in Transsilvanien. Als "Blutgräfin" ging Elisabeth in die Geschichte ein.

"Heroine des Grauens" nennt Autor Michael Farin, ein ausgewiesener Kenner des Sadomasochismus und seiner Namensgeber, sein im Peter Kirchheim Verlag erschienenes Buch über die Bathory. Den gleichen Titel trägt auch das Hörspiel des Regisseurs Toni Nirschl. Zusammen mit den drei hochkarätigen Schauspielern und Sprechern Götz Otto, Peter Veit und Stefan Wilkening stellte Nirschl am Donnerstag dieses aus zahlreichen Originaldokumenten bestehende Werk vor. "Die drei Musketiere des Grauens", nannte Gastgeber Marc Schürhoff bei der Begrüßung die Herren, die vor einem dunkelvioletten Vorhang Platz nahmen. Und dass den Zuhörern im Folgenden die Schweißtropfen auf die Stirn traten, lag nicht an der sommerlichen Hitze allein. Denn Otto, Veit und Wilkening ließen allein durch sprachliche Gestaltung ein farbiges Schreckens-Szenario entstehen, dass selbst versierten Splatterkennern den Atem verschlug. Sie liehen Augenzeugen und Komplizen ihre Stimmen, die bei zwei Prozessen schilderten, was in den Kellern der Bathory-Burg geschehen war.

Die Foltermethoden, derer sich die grausame Gräfin bediente, begannen mit brutalen Schlägen, dann Nadelstichen, Verbrennungen mit glühendem Eisen und endeten beim Ausweiden bei lebendigem Leib. Die Prozessdokumente, die sowohl Farin als auch Toni Nirschl sichteten, bestechen vor allem durch die Diskrepanz der geschilderten Gräuel und der an Schönheit kaum zu überbietenden Sprache. Dies hatte auch den Verleger Kirchheim für das Manuskript eingenommen und den Hörspiel-Regisseur. Vier Jahre lang hatte Nirschl an dem Hörbuch gearbeitet, zahlreiche Sprecher - darunter der während der Aufnahme verstorbene Achim Höppner - wirkten bei der Produktion mit, aber auch Stefan Wilkening, Peter Veit und Götz Otto. Wie sehr diese drei Schauspieler von der ausgewählten, phantasievollen Sprache fasziniert waren, konnte das Publikum in der Buchhandlung erleben. Vielleicht ist es genau das, was das Interesse am Sadismus ausmacht:Jenseits jeglicher moralischer Fragen geht es um Wahrnehmung und Ästhetik. "Sie ging in die Geschichte ein als Punkt in der Totalen", endete die Lesung, "als höllischer Stern."

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