Klinik-Evakuierung:Rettung mit Problemen

Feuer in der Asklepios-Klinik in Gauting: So lautet das Szenario einer Feuerwehr-Übung. Wie sich zeigt, geht einiges schief. Die Verantwortlichen werden jetzt nachbessern

Von Blanche Mamer, Gauting

Erst ist es nur ein leichter Brandgeruch, dann dringen erste Rauchschwaden unter einer Tür auf der Isolierstation der Asklepios-Kliniken in Gauting durch. Es ist 19.05 Uhr, als die Nachtschwester den stillen Alarmknopf drückt, der mit der Integrierten Leitstelle in Fürstenfeldbruck verbunden ist. Sofort laufen die Mechanismen an, die spätestens seit dem Brand in einer Bochumer Klinik Anfang Oktober wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt sind.

Gauting Asklepiosklinik Feuerschützübung

Die Feuerwehrmänner tragen einen Patienten aus der brennenden Asklepios-Klinik - zum Glück nur einen aus Plastik, bei einem echten Einsatz wäre er wohl erstickt, da beißender Rauch in den Gang dringt.

(Foto: Nila Thiel)

Der Alarm in der Lungenfachklinik ist eine inszenierte Feuerschutz-Übung. Das ist gut so, denn es geht ziemlich viel schief, der Ablauf ist chaotisch, so dass es im Ernstfall wohl etliche Tote gegeben hätte. "Wir wollen aus der heutigen Übung lernen und sehen, ob und was wir noch verbessern müssen", sagt Kliniksprecherin Beatriz Parente Matschke. Die Leitstelle informiert die örtliche Feuerwehr, in diesem Fall Gauting, nicht die Unterbrunner, die viel näher wäre. In der Zwischenzeit sollen die Brandschutzhelfer, speziell geschulte Klinikmitarbeiter, auf der Station eintreffen. Ihre Aufgabe wäre es, möglichst viele Patienten aus den angrenzenden Zimmern über die Gänge und Treppen zu evakuieren. Doch die Brandschutzhelfer gibt es noch nicht, sie werden erst ausgebildet. Das sei eine neue Vorschrift, sagt die Sprecherin. Manche Regeln sind klar: Fahrstühle dürfen nicht benutzt werden, Fenster müssen geschlossen bleiben, auch die Tür zu dem Raum mit der starken Rauentwicklung bleibt zu, da sich das Feuer sonst ausbreiten würde. Der Patient könnte die giftigen Dämpfe nicht mal fünf Minuten überleben. Mit 268 Betten, 10 000 Patienten jährlich und insgesamt 400 Mitarbeitern, zählen die Asklepios-Fachkliniken zu den führenden Lungenkliniken bundesweit. Einmal jährlich muss eine große Evakuierungsübung organisiert werden, berichtet der Brandschutzbeauftragte Roland Untsch, zugleich Maschinist der Gautinger Feuerwehr und Koordinator dieser Übung. Man wolle Schwachstellen erkennen.

Gauting Asklepiosklinik Feuerschützübung

Eingesunken: Die Feuerwehr hatte Probleme, ihre Leiter auszufahren, da das Erdreich zu weich war.

(Foto: Nila Thiel)

Es dauert jedenfalls mehr als 20 Minuten, bis die Feuerwehr eintrifft. Sie kommt mit zwei Fahrzeugen, einem Mannschaftswagen und dem schweren Teleskopleiterfahrzeug, ohne Blaulicht und Sirene. "Wir wollen ja keine Panik auslösen", sagt Untsch. Es vergehen weitere fünf Minuten, bis die Männer mit Atemschutzgerät und dem notwendigen Werkzeug im zweiten Stock eintreffen. Dort herrscht abendliche Stille, Aufsehen entsteht spätestens dann, als die Drehleiter ausgefahren und wieder eingefahren wird. Denn das Fahrzeug steht zu weit entfernt von dem betroffenen Kliniktrakt, die Drehleiter erreicht die Fenster nicht. Zudem ist das tonnenschwere Feuerwehrauto in dem vom Regen aufgeweichten Boden bereits um einige Zentimeter eingesackt, obwohl es auf eigens dafür vorbereiteten Betonplatten steht. Also keine Evakuierung von außen, was heißt, dass die Männer im Innern die Schläuche anschließen und mit den Feuerlöschern im Anschlag die Tür aufbrechen müssen. Dichter stinkender Rauch dringt in den Gang und in die angrenzenden Räume. Es kann nur noch die Leiche des Patienten, ein Dummy, geborgen werden. Die Männer sind erschöpft, doch es braucht dringend einer Lagebesprechung.

"Die Übung war sehr aufschlussreich. Die Feuerwehr hat sich verspätet, weil die Schranke vor der hinteren Zufahrt geschlossen war", sagt die Kliniksprecherin. "Der Schlüssel war nicht auffindbar, das brachte eine Verzögerung von acht Minuten. Bei einem echten Notfall wäre die Schranke selbstverständlich durchbrochen worden", sagt sie. Nun sollen die Betonplatten im Innenhof neu installiert und näher an die Gebäude herangerückt, die Hinweisschilder zu den Stationen und in den Treppenhäusern verbessert werden.

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