Gauting:Ohne Auto auf Gottes Wegen

Gauting St Benedikt neuer Pfarrer: Ulrich Babinsky

Pfarrer Ulrich Babinsky an seiner neuen Wirkungsstätte, der Pfarrkirche St. Benedikt.

(Foto: Nila Thiel)

Der aus dem Ruhrpott stammende Pfarrer Ulrich Babinsky tritt die Nachfolge von Otto Gäng an

Von Blanche Mamer, Gauting

Er geht immer zu Fuß. Bei seinen Erkundungsgängen noch vor der offiziellen Bewerbung für das neue Amt hat er viele Kilometer zurückgelegt und die Kirchen angeschaut, deshalb kennt er Gauting und Umgebung recht gut. Der Weg nach Buchendorf sei kein Problem, findet der zukünftige Gautinger Pfarrer Ulrich Babinsky. Pentenried und Leutstetten seien zwar etwas weit, doch er hoffe, dass sich Menschen finden, die ihn mit dem Auto abholen. Am 1. März löst Babinsky Pfarrer Otto Gäng ab und übernimmt die Seelsorge in der Pfarrei St. Benedikt und den Filialkirchen St. Michael in Buchendorf, St. Ulrich in Königswiesen, St. Alto in Leutstetten und St. Benedikt in Pentenried. "Ich hatte nie einen Führerschein und bin ohne ganz gut zurecht gekommen", sagt er und lacht. Er ist 59 Jahre alt, seit 36 Jahren Priester, 25 davon in Pfarreien. "Jetzt freue ich mich auf das erste gemeinsame Osterfest, darauf, dass die Erstkommunion gerade anläuft und erste Anfragen für Taufen und Hochzeiten hereinkommen", sagt er.

In Duisburg geboren und aufgewachsen hat ihn der Kohlenpott mit seinen sehr direkten Menschen und der klaren Sprache geprägt. "Ich hatte das große Glück, einen sehr gütigen Pfarrer zu haben, der im positiven Sinn kulant war und uns Kindern signalisierte, dass nichts so heiß gegessen wie gekocht wird. Es gab im Ruhrpott schon damals einen aufgeschlossenen Klerus." Zum Theologiestudium kam er nach München und blieb hier hängen. Die Kontakte zur Heimat sind geblieben, regelmäßig besucht er seine Mutter, die mittlerweile hochbetagt ist.

Nach der Priesterweihe, als junger Kaplan in St. Michael in München und an der St. Johann-Baptist in Haidhausen, promovierte er in praktischer Theologie. Seine erste Stelle als Pfarrer bekam er 1996 in Feldmoching, was er als "sehr lehrreiche Zeit und gutes Miteinander" bezeichnet. Vier Jahre später wurde er Studentenpfarrer an die Universitätskirche St. Ludwig, "eine ganz andere Bandbreite mit vielen positiven Erfahrungen", wie er heute findet. Viele junge Menschen suchten den Kontakt zur Kirche. Es gehe dabei nicht so sehr um die Theologie, sondern um das Persönliche, um ein Stück Begleitung. "Daher auch mein Grundsatz, genau hinzuhören, nachzufragen und zu betrachten, was die Menschen brauchen. So ähnlich wie 'Momo' im gleichnamigen Buch von Michael Ende." Die vergangenen sechs Jahre war Babinsky im Erzbischöflichen Ordinariat in München für den Fachbereich Krankenhausseelsorge zuständig und Referent für die seelsorgerische Betreuung von Menschen mit Demenz und deren Angehöriger. "Schwierig wird es, wenn Menschen mit Demenz wegen anderer Krankheiten ins Krankenhaus müssen." Durch Vertretungen in anderen Pfarreien ist er in Übung geblieben und fit für eine große Pfarrei wie Gauting mit etwa 6500 Gläubigen.

"Ich bin froh, dass ich in ein gut bestelltes Haus komme. Pfarrer Gäng und seine Vorgänger haben viel für die Gemeinde getan. Ich hoffe, auch etwas zu bewirken", sagt er. Besonders gefreut hat ihn eine Willkommens-Email des evangelischen Pfarrers. Da er in einer konfessionell gemischten Gegend aufgewachsen ist, sei er es von Kind an gewohnt, die Ökumene zu schätzen. Neben seinem Beruf kennt er kein ausgesprochenes Hobby, sondern viele Interessen und spezielle Projekte. In Feldmoching habe er beispielsweise begonnen, sich mit Landwirtschaft und Direktvermarktung zu beschäftigen. In St. Ludwig, wo es einen schönen Garten gab, habe er gegartelt. Kunst interessiert ihn, Kirchenmusik, Musik überhaupt. So habe er sich im vergangenen Jahr mit Verdi befasst, viel über ihn gelesen, die Vorgeschichte zu Aida studiert. Eines ist jetzt schon klar: In Gauting will er sich viel Zeit für die Gläubigen nehmen.

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