Gauting:Lokalpreis für Gerda Frey

Gauting Bosco, 4.Gautinger Literaturwettbewerb

Die Preisträger im Gautinger Literaturwettbewerb: (v.li.) Christof Waldecker, Gerda Frey und Roland Scheerer.

(Foto: Georgine Treybal)

Literaturwettbewerb würdigt auch ein Mundart-Gedicht

Von Blanche Mamer, Gauting

Aus Flüchtlingsströmen, Brexit und der Bewegung "Pulse of Europe" hat sich das Thema für den 4. Gautinger Literaturwettbewerb entwickelt: "Europa - wo bist du?" Dieses Thema und die Werbung in Form einer Heiratsanzeige haben 147 Menschen angesprochen und zum Schreiben animiert. Das ist zwar weit weniger als vor zwei Jahren, als das Thema "Heimat" 331 angehende Autoren zum Mitmachen verführte. Aber Glück für die Jury, die nur halb so viele Meter Papier oder "gefühlte zehn Jahre Lesearbeit" bewältigen musste, wie der Literat und Moderator Gerd Holzheimer sagte. Er saß in der Jury, ebenso wie seine Ko-Moderatorin, die Autorin Tanja Weber, die beim ersten Literaturfest mit einem Beitrag zur Würm gewonnen hatte.

"Die Kategorien für die Preise richten sich nach den eingereichten Texten. Neu und erstmals vergeben wird der Lokalpreis", sagte Weber nach der musikalischen Einstimmung mit einer Klangkollage aus alten Vinyl-Platten durch den Musiker und DJ Kalle Laar, der in München ein Temporäres Klangmuseum betreibt.

Also zum Lokalpreis: Sprecher Hans Jürgen Stockerl liest den Text, der wie eine bunte Gutenachtgeschichte von einem Siebenjährigen und seinen Stofftieren klingt, die aus Italien, Irland, Griechenland und Polen stammen. Geschrieben hat sie die freie Journalistin Gerda Frey aus Gauting. Sie bedankt sich mit einem Lob an den Sprecher: So gut habe ihre Geschichte noch nie geklungen, sagt sie. Dann wird es spannend. Der dritte Preis geht an den Gymnasiallehrer Roland Scheerer aus Wolnzach in der Hallertau. Seine Geschichte handelt von einer Momentaufnahme am Grenzzaun an der rumänischen Außengrenze von Europa und dem Culture-Clash an diesem Ende des europäischen Traums. Es sei eine eigenständige Kurzgeschichte, nicht Teil eines Romans, wie Laudatorin Sabine Zaplin vermutet hatte, erzählt Scheerer. Der Autor ergänzt später, dass er bereits einen Gedichtband über seinen Heimatfluss Ilm und den Roman "Die Welt ohne Bleiziffer" veröffentlicht hat.

Ganz anders beim zweiten Preis. "Ein Mundart-Gedicht, endlich ein Dialekt-Beitrag", freut sich Gerd Holzheimer später in seiner Laudatio. "Kummt no wer? Wo is er denn? Is er scho da? Wer kummt no? Vielleicht a Schwarzer, a Weißer, a Gelber?" intoniert Hans Jürgen Stockerl sehr prägnant und wohlklingend in weichem Bairisch. Der Autor Christof Waldecker, Elektrotechniker aus Gilching, kann es kaum glauben. Es ist sein erster Schreibversuch. Er stammt aus Stockdorf, ging in Gauting zur Schule und war als Legastheniker immer "hint'n nunter g'falln, in Deutsch ein Versager", sagt er strahlend. Als er die Einladung zum Literaturwettbewerb gelesen habe, habe er vor sich hin fabuliert und festgestellt, dass er, wenn er so schreibe, "wie i sprech', a richtig schreib'": "Mei Mama sagt, reden ist Dachau, schweigen is net Silber und net Gold."

Der Gautinger Literaturpreis sei ein Türöffner, sagt Buchhändlerin und Jury-Mitglied Luitgard Kirchheim: Christine Zureich aus Konstanz, die Siegerin von 2015, wird im kommenden Februar ihren ersten Roman im Ullstein-Verlag veröffentlichen. Dass er groß herauskomme, würde man auch Waldecker wünschen, den man durchaus auch für den ersten Preis hätte auswählen können. Der Hauptpreis, eine kleine Stele von der Gautinger Künstlerin Rosemarie Zacher, geht an "Europäisch sein", einen politisch-literarischen Aufsatz von Markus Neuers. Er konnte aus beruflichen Gründen nicht kommen konnte.

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