Gauting:Lebendige Kunst

Vernissage in der Remise; Vernissage in der Remise

Auch diese Frauenskulptur will der Betrachter am liebsten berühren: Geschaffen wurde "Priya" von der Künstlerin Amrei Müller.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Dreisicht" heißt eine Ausstellung in der Remise im Schlosspark

Von Annette Jäger, Gauting

Anouk, Nila, Lola und Lilli sind schon da. Wie zufällig stehen sie in der Remise im Schlosspark und betrachten die Malerei an den Wänden. Fast möchte man ihnen grüßend zunicken, so natürlich wirken sie, mit den Händen in den Taschen ihrer Kittel vergraben, die Knie durchgedrückt, als schlenderten sie gleich weiter zum nächsten Bild. Dabei sind sie aus Beton gegossen, versteinert und doch so lebendig. Die Frauenskulpturen sind der Blickfang der Ausstellung "Dreisicht", die noch bis 7. Juni im Rahmen des 7. Kleinen Sommerfestivals in der Remise des Gautinger Schlossparks zu sehen sein wird.

Drei Frauen, drei Mal Kunst, die verschiedener nicht sein könnte und die die Ausstellungsmacher Hans Wolfgang Leeb und Corina Becker zu einer wunderbaren Harmonie vereinen: Neben den Betonskultpuren von Amrei Müller ist Malerei von Andrea Rozorea und Irmi Obermeyer zu sehen. Die Kunstakademie Allgäu ist das verbindende Glied der Drei: Obermeyer leitet sie, die beiden anderen lehren dort.

Frappierend offen blicken Müllers Betonfiguren den Betrachter an. Beton, kaltes, funktionales Baumaterial, ist hier zu überraschender Lebendigkeit fähig. Beim Guss entstehende Luftbläschen geben den Figuren eine scheinbar poröse Oberfläche, fast wie Sommersprossen bedecken sie die Haut und erzeugen so etwas Zartes, Zerbrechliches. Genauso unaufdringlich, dabei kraftvoll wirken die Gemälde von Irmi Obermeyer: Ton in Ton gehalten, verschwimmen auf einem Werk satte grün-blaue, auf einem anderen schwarzbraun-rötliche Flächen unter einer glatten, glänzenden Bildoberfläche. Fast kein Pinselstrich ist zu entdecken. Schichten sind übereinander gelegt, wirken wie lasiert, verschmelzen an anderer Stelle, als würde man in einem dunklen Weiher tauchen und die Umgebung nur schemenhaft und gedämpft wahrnehmen. Lichtakzente, eine scharfe, farbige Linie brechen das Verschwommene. Die Bilder lassen alle Möglichkeiten offen.

Für den optischen Kontrast sorgt Andrea Rozorea. Ihre dynamischen Werke haben eine bestechende, satte Farbigkeit. Ihre Bilder vereinen Malerei und zarte Zeichnungen und lassen alles zu: Pigmente, Wachs, Kreide und Asche treffen sich auf der Leinwand, auf Pappe oder Wabenplatten. Rozorea arbeitet reliefartige Oberflächen heraus und lässt ihre Bilder so zu spannenden Landschaften voller Krater und zarter Linien, sanfter Erhebungen und träumerischen Verschlingungen werden. Figürliches ist nur zu erahnen, hier ein Körper, dort eine Hand. Manche Bilder sind mit Wachs überzogen, Linien sind dann hineingegraben und ziehen den Betrachter mit in die Tiefe.

Alle drei Künstlerinnen zeigen Arbeiten der letzten zwei Jahre. Besucher dürfen Anouk, Nila, Mio und Mona anfassen. So legt man zum Abschied die Hand auf den Betonkopf von Elena und stutzt über die eisige Kälte. Hat man menschliche Wärme erwartet? Ein wenig schon.

Die Ausstellung ist samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr, werktags von 14 bis 18 Uhr zu sehen.

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