Gauting:Kunst mit der Kettensäge

Lesezeit: 1 min

Dämonisch oder freundlich: Künstler Groxi übergibt an Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger ein Bild, das nun das Rathaus ziert. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Gemeinde Gauting kauft "Das Mädchen ohne Perlenohrring"

Von Blanche Mamer, Gauting

Schon seit einiger Zeit hängt "Das Mädchen ohne Perlenohrring" im Gautinger Rathaus, gleich gegenüber vom Büro von Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. Jetzt ist es offiziell vom Gautinger Künstler Groxi übergeben worden. Bei der Werkschau im Herbst hatte das Bild der Bürgermeisterin gefallen. "Das Mädchen hat mich so freundlich angelacht", sagt sie. Nach Beratung mit Regine Hilpert-Greger vom Archiv, die auch für Kunstwerke der Gemeinde zuständig ist, war klar: Die Gemeinde hat das Bild über den Kulturetat erworben. Was es gekostet hat, wird nicht verraten. Nur soviel: "Ich berechne meine Bilder nach dem Quadratmeterpreis der Grundstücke. Den habe ich mit 1343 Euro angesetzt", sagt der Künstler. "Das war mal", meint Kössinger: Heute sind Grundstücke nicht mehr so günstig. Das Bild ist jedenfalls bezahlt, alle sind zufrieden.

Es hängt sehr prominent, ist interessant und Gesprächsthema bei Mitarbeitern und Besuchern. Das Auffallende an Groxis Köpfen sind die großen Ohren: Das Mädchen ohne Ohrring ist schwarz, hat einen runden Kopf und ein Ohr, das ähnlich groß ist. Ihr Mund lächelt breit. "Dämonisch", sagt Groxi. "Freundlich", meint die Bürgermeisterin. Sie erzählt, dass sie bei der Vorbereitung der Ausstellung noch gedacht habe, "Naja, Leistungskurs Kunst". Doch dann hätten die großen Köpfe ihr Herz gewonnen und sie habe ihre Meinung revidiert. Das gleiche gilt fürs Rathauspersonal. Anfangs hätten sich die Mitarbeiter gewundert, doch je öfter sie die Bilder anschauten, desto begeisterter seien sie gewesen. Als die Ausstellung abgebaut wurde, seien einige sogar richtig traurig gewesen, berichtet die Bürgermeisterin.

Groxi betont, seine Bilder seien eigentlich Skulpturen, denn zunächst benutzt er die Kettensäge, um den Rahmen aus Massivholz zu gestalten. Er benutzt keine Leinwand, sondern passt Holzplatten ein, die er "mal für die Erneuerung des Fußbodens gekauft hatte". Er bearbeitet auch die Platten mit der Kettensäge, gibt ihnen dadurch Struktur, wodurch schon mal der Umriss des Bildes vorgegeben wird. Schon ewig habe "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" von Vermeer in seinem Kopf herumgespukt. Wie andere Maler habe er eine Kopie versucht, sich dann aber für die radikale Lösung entschieden: "Das Mädchen ohne Ohrring"! Signiert ist es auf der Rückseite, denn die Signatur vorn hätte die Komposition des Bildes gesprengt, meint der Künstler.

© SZ vom 18.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: