Ausgezeichnet:Kunst gegen Barrieren

Grüner Kulturpreis für Erika Schalper und Marlen Peix; Grünen-Kulturpreis für Schalper und Peix

Erika Schalper aus Starnberg (links) und Marlen Peix bei der Preisverleihung im Gautinger Kultursaal Bosco.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Erika Schalper und Marlen Peix erhalten für ihr künstlerisches Engagement für Menschen mit und ohne Behinderungen den Kulturpreis der Grünen aus dem Bezirk Oberbayern.

Von Blanche Mamer, Gauting

Wer als Zuagroasta nach München kommt, kann sich glücklich schätzen, wenn ihm eine Schallplatte oder CD mit der Geschichte vom Buchbinder Wanninger geschenkt wird. Dann weiß er gleich, was ihn erwartet. Karl Valentin hat den Buchbinder Wanninger geschaffen, der zum Synonym wurde für endlose Warteschleifen bei Ämtern oder Institutionen. Der "Grüne Wanninger" ist dagegen der Name eines Kulturpreises, den die Grünen des Bezirks Oberbayern seit 1988 an Künstler vergeben, die sich für soziale, politische und Naturschutz-Themen stark machen. Den Grünen Wanninger haben zum Beispiel die Fraunhofer Saitenmusik, die Narrenschaukel, die oberbayerischen Öko-Landbauverbände, Refugio, die Biermösl Blosn, die Klinik-Clowns und das Kino Breitwand bekommen.

Der Preis soll dazu ermutigen, nicht aufzugeben, sich notfalls quer zu legen. Das trifft auf jeden Fall auf die diesjährigen Preisträgerinnen Erika Schalper und Marlen Peix, beide aus dem Landkreis, zu. Und trotz mehrerer Reden wird die Preisverleihung an diesem Sonntagvormittag im Bosco in Gauting, moderiert von den Bezirksräten Petra Tuttas und Joachim Siebler, zu einem lebendigen und fröhlichen Event. Was sicher auch an der musikalischen Begleitung und den Songs der Band von Erik & Louis Berthold liegt und den beiden Berthold-Söhnen, die sich ein Schlagzeug teilen müssen. Unter den etwa 80 Gästen sindder Starnberger Vizelandrat Tim Weidner, der Gautinger Vizebürgermeister Jürgen Sklarek, die Altbürgermeister Brigitte Servatius aus Gauting und Ferdinand Pfaffinger aus Starnberg. Zuerst kommt Erika Schalper, die Kunstaktivistin aus Söcking, die politische und gesellschaftliche Themen in ihrem Theater, ihrer Malerei und ihrem Schreiben verarbeitet. Sie trägt ein hochgeschlossenes schwarzes Sonntagskleid mit Spitzeneinsatz - wie eine bayerische Bäuerin zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Ihren Beruf als Architektin hat sie vor 20 Jahren aufgegeben, um Theater zu spielen, vom Kasperltheater, übers Weihnachtsspiel bis zum Wahlkampftheater hat sie alles bespielt. Sie hat mit der Integrativen Theatergruppe der Lebenshilfe Starnberg gearbeitet, hat mit Menschen mit und ohne Behinderung Stücke inszeniert und meist selbst geschrieben. Der Landtagsabgeordnete Sepp Dürr würdigt sie als eine Person, die durchziehe, was sie sich in den Kopf gesetzt habe. So gelinge es ihr, jedes Thema auf die Bühne zu bringen und ihre Mitmenschen zu überzeugen. Sie selbst sagt, sie sei erst mal schockiert gewesen über den Preis und dass er mit Geld verbunden sei, schockiere sie noch mehr. Gefreut hat sie sich trotzdem.

Marlen Peix, die von Beruf Physiotherapeutin war, wird für ihre Fotoprojekte mit behinderten und alten Menschen ausgezeichnet. Sie ist die Frau mit der bunten Brille und dem grünen Schal, wie Laudatorin und Kreisrätin Martina Neubauer sagt. Bei den Oberbayerischen Kulturtagen 2009 in Starnberg hat Peix das integrative Projekt "Gemeinsam fotografieren" mitinitiiert und wenig später den Verein "Die Foto-Wilden" gegründet, der dank ihrer Kontakte 2011 sogar beim Internationalen Photofestival in Pingyao ausstellen konnte. Das fünfjährige Bestehen des Vereins wird mit einer Ausstellung gefeiert. "Wir wissen jedenfalls, was wir mit dem Scheck anfangen.", sagt Peix.

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