Gauting:Idealer Drehort

Filmteams lieben die verwaisten Gebäude der Gautinger Asklepios-Klinik. Doch die möchte Wohnungen bauen

Von Michael Berzl, Gauting

Der morbide Charme der verwaisten Klinikgebäude lockt immer Filmteams an. Zuletzt wurde im Dezember sechs Tage lang eine Folge für die Krimiserie "Soko 5113" in Gauting gedreht, ein Jahr zuvor stand dort die aus den Harry-Potter-Filmen bekannte Schauspielerin Emma Watson für einen Thriller über die berüchtigte Colonia Dignidad in Chile vor der Kamera. Ansonsten herrscht vor allem gähnende Leere im rückwärtigen Bereich auf dem großen Areal der Asklepios-Klinik. Dort sind seit Jahren ganze Trakte ungenutzt. Trotzdem denkt die Geschäftsführung über Neu- und Anbauten nach. Im Dialog mit der Gemeinde läuft gerade ein Abstimmungsprozess, was möglich wäre. Dabei tauchen auch Ideen auf, die im Rathaus klipp und klar abgelehnt werden.

Zum Beispiel eine kleine Wohnsiedlung im Nordwesten des Areals. Die Klinikleitung würde dort gerne Wohnraum für Mitarbeiter schaffen. In einem entsprechenden Entwurf sind sechs dreigeschossige Häuser dargestellt; insgesamt 76 Wohnungen könnten dort entstehen. Das Kreisbauamt in Starnberg hält die Lage jedoch für ungeeignet. Es handle sich um eine "unerwünschte Splittersiedlung", die nicht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sei. Daher würde zusätzlicher Autoverkehr entstehen. Die Gemeinde schließt sich dieser Auffassung an und schlägt stattdessen vor, eher im Ostteil die bereits vorhandenen Wohnflächen zu erweitern. Dabei spielt auch eine Rolle, dass der Gemeinde eine Fläche im Westen des Areals gehört; dort könnte einmal ein Gewerbegebiet entstehen.

Die neuen Wohnhäuser sind nur einer von mehreren Vorschlägen der Klinikleitung. Diese Planungen zielen wohl eher darauf ab zu eruieren, was langfristig auf dem Klinikgelände zulässig ist. Grundsätzlich stimme Geschäftsführer Rainer Pfrommer mit Bürgermeisterin Brigitte Kössinger überein, dass das Gelände der Lungen-Fachklinik sinnvoll zu einem Gesundheits- und Wohnstandort weiterentwickelt werden solle, teilte eine Kliniksprecherin mit. Eine konkrete Prüfung der vorhandenen Ideen und Überlegungen werde vorangetrieben.

Genug Platz wäre ja da. Etwa 38 Hektar umfasst das Gelände, das der Krankenhaus-Konzern in Erbpacht von der Landesversicherungsanstalt für Angestellte (LVA) übernommen hat. Die Asklepios-Gruppe hat dort seit der Übernahme im Jahr 1999 nach eigenen Angaben Bayerns größte Lungenfachklinik mit 268 Betten und jährlich mehr als 10 000 Patienten aufgebaut. Das medizinische Angebot wurde erweitert, es gibt Kooperationen mit anderen Kliniken, Ärzten und Patientenorganisationen, neue Verbindungen im Bereich Lehre und Forschung wurden geschaffen. Firmen und Forschungseinrichtungen haben sich auf dem Gelände angesiedelt, die Aktion Knochenmarkspende zum Beispiel hat dort ihren Sitz, eine Psychiatrische Klinik ist dorthin umgezogen. Millionen wurden in Um- und Anbauten, Umzüge und Modernisierungen investiert.

Seit vielen Jahren schon ist ein Bebauungsplan für das ganze Grundstück im Westen von Gauting in Arbeit, um die weitere Entwicklung zu ermöglichen und zu steuern. Im vergangenen Juni haben sich die Gautinger Gemeinderäte bei einem Ortstermin dort umgesehen. Die aktuellen Vorschläge sehen unter anderem auch Anbauten an dem ehemaligen Haupthaus des damaligen Zentralkrankenhauses vor, das zu großen Teilen leer steht. Auch für die Psychiatrie ist demnach eine Erweiterung vorgesehen. Auch ein zweigeschossiges Parkdeck soll errichtet werden.

Vize-Bürgermeister Jürgen Sklarek, der als Mitarbeiter der Klinik selbst auf dem Gelände wohnt, findet es "toll, dass endlich etwas passiert", wie er im Bauausschuss sagte. Derzeit sei noch zu beobachten, wie Klinikgebäude "zunehmend in einen desolaten Zustand übergehen".

Dem SPD-Gemeinderat mag das missfallen, Filmteams dagegen ist das ganz recht. Als nächstes hat sich eine deutsch-kanadische Produktion für Dreharbeiten angekündigt.

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