Gauting:Herumdoktern bringt nichts

Verkehrsplaner empfiehlt dem Gautinger Gemeinderat, in Klausur zu gehen und sich auf gemeinsame Ziele zu einigen. Erst dann könne ein vernünftiges Verkehrskonzept entstehen

Von Blanche Mamer, Gauting

Das Wichtigste beim Verkehrskonzept sind die Ziele. Für Planer Christian Fahnberg vom Büro Ingevost ist es keine Frage, dass ein Gesamtverkehrskonzept mit dem Erarbeiten der Ziele beginnt. Das ist quasi sein Auftrag an den Gautinger Gemeinderat. "Erst wenn Sie wissen, wohin Sie wollen, können wir feststellen, wo die Mängel sind und was getan werden muss", sagte er in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses.

Verkehrsplanung und städtebauliches Konzept gehörten unbedingt zusammen, betonte er. Darum gelte es, ein integriertes städtebauliches Konzept zu machen. Nur am Autoverkehr herumzudoktern, sei Unsinn. Da gehe es zunächst um grundsätzliche Fragen: wie viel die 20 000 Einwohner-Gemeinde noch wachsen wolle, ob eine Umfahrung geplant sei, ob nur der Durchgangsverkehr oder auch der Ziel- und Quellverkehr reduziert werden solle, wie weit das Radwegenetz ausgebaut, wie das Bus- und Bahnnetz aussehen solle und wie die Fußgänger integriert werden. "Sie werden sich heftig über die Ziele streiten, doch ich bin mir sicher, dass ein Konsens gefunden wird", meinte der Planer. Allein mit Tempo-30-Regelungen zu arbeiten, sei keine Lösung, sagte er.

Und selbst der Erlass von Tempo-30-Zonen ist bisher rechtlich nicht richtig gemacht worden. "Wegen der Schlappe beim Verwaltungsgericht zum Tempolimit müssen wir jetzt unsere Hausaufgaben machen und dieses Gesamtverkehrskonzept erarbeiten", betonte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU). Die Geschwindigkeitsbegrenzung an der Unterbrunner- und der Römerstraße muss aufgehoben werden. Laut Urteil, das aber noch nicht schriftlich vorliegt, fehlen bei der Tempo-30-Anordnung die Stellungnahmen von Polizei und MVV. "Die Begründung ist stichhaltig und ich sehe so gut wie keine Chance für eine Berufung", antwortete Kössinger auf eine entsprechende Frage von Anne Franke (Grüne) und erklärte, das Gericht sei "nicht unfair" gewesen. "Der politische Wille allein reicht nicht. Die rechtlichen Vorgaben wurden nicht eingehalten."

Fahnberg empfahl, zunächst alle Untersuchungen der vergangenen 20 Jahre zusammenzustellen und aufzubereiten, schließlich gebe es schon etliche Vorarbeiten, Studien und Teilkonzepte, vom Fahrradwegekonzept über die Verkehrszählungen von Professor Kurzak bis zum Leitbild. Dann gelte es, das Gautinger Straßennetz mit Verkehrsströmen darzustellen. Auch die Ortsteile sollen einbezogen werden, sagte Fahnberg auf Nachfrage von Richard Eck (UBG).

Zur Erarbeitung der Ziele riet er den Gemeinderäten zu einer Wochenendklausur, die allerdings ausgeschrieben werden müsse. Denn es seien ein oder auch mehrere Moderatoren notwendig, sein Büro stehe beratend zur Verfügung. "Ich liefere die Ideen, die Ziele müssen Sie selbst finden", sagte der Planegger Planer. Die Ziele müssten von einer großen Mehrheit mitgetragen werden, sonst könne man sie gleich vergessen. Dass das nicht einfach werden wird, hat bereits die Diskussion über den Lärmaktionsplan gezeigt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: