Gauting:Heitere Ansichten

"Stillleben aus drei Jahrhunderten" heißt die Ausstellung in der Galerie am Hauptplatz in Gauting

Von Sylvia Böhm-Haimer, Gauting

Auf den ersten Blick wirken sie farbenfroh und fröhlich. Auch wenn Blumen-Stillleben in den einzelnen Jahrhunderten sehr unterschiedlich dargestellt wurden, ist es wohl die Vergänglichkeit des Schönen, die sie für den Betrachter so anziehend macht. Die alten Meister geben ein realistisches Abbild der Gegenstände wieder, Impressionisten indes halten den flüchtigen Augenblick fest, den unverwechselbaren Eindruck.

"Stillleben aus drei Jahrhunderten" heißt die Ausstellung, die derzeit in der Galerie am Hauptplatz in Gauting zu sehen ist. Und es sind meist Blumenstillleben, die hier gezeigt werden. Blumensträuße auf dem Tisch mit und ohne Hintergrund, in der Vase Rosen, Nelken, Lilien oder Tulpen. Es sind heitere Gemälde, die eine angenehme Atmosphäre verbreiten in den Räumen der Galerie. Das ist dem Galeristen Michael Schröter wichtig. "Wir können uns den Luxus erlauben, in sehr schöner Atmosphäre zu arbeiten", sagt er. Denn hauptberuflich vermittelt Schröter Pfleger für eine 24-Stundenbetreuung.

Erst im April zog er um von Tutzing nach Gauting, weil er sich in die Räume in dem ehemaligen Elektrizitätswerk verliebt hat. Mit viel Liebe zum Detail richtete er die alten Räume her, ließ das Parkett abschleifen und brachte viel Licht hinein. Und weil er die Kunst liebt, kam er auf die Idee, die Büroräume gleichzeitig zur Galerie auszubauen. Schröter selbst bevorzugt den realistischen Stil, abstrakte Gemälde sind nicht seine Welt. "Ich bin ein großer Freund des Gegenständlichen. Ich möchte etwas erkennen", sagt er. Allerdings muss ein Gemälde zu ihm sprechen. "Wenn es nicht spricht, ist es für mich keine Kunst." In diesem Sinn will er auch seine Galerie betreiben. "Stillleben aus drei Jahrhunderten" ist bereits die zweite Ausstellung in diesen Räumen. Schröter arbeitet bislang eng mit Anne Benzenberg von der Tutzinger Galerie Am Rathaus zusammen. Rund 50 Prozent der Werke stammen aus den früheren Ausstellungen, die bereits in Tutzing gezeigt worden sind. Weil Schröter aber sehr viel Wert legt auf Regionalität, hat er die Ausstellung zusätzlich mit Werken von Künstlern aus München, Gauting und den Nachbargemeinden komplettiert. Der wohl bekannteste Vertreter ist der Starnberger Maler Fritz Oßwald, der eigentlich bekannt ist durch seine Landschaftsbilder vom Starnberger See. Und wie bei seinen Winter-Landschaften, liegt auch bei seinem Blumen-Stillleben der Reiz in dem Spiel der Reflexe. Unbeschwert-leichte Stimmungsbilder zeigen die Gautinger Künstlerin Gudrun von Rimscha, von Andrea Kabisch aus Gräfelfing oder Wilhelm Stocker aus München. Im Gegensatz dazu stehen die Kopien im Stil alter Meister aus dem 17. Jahrhundert. Diese Werke bestechen durch ihre Detailgenauigkeit. Meist wurden sie im 20. Jahrhundert von unbekannten Künstlern geschaffen. Ebenso detailgenau sind die Werke von Willi Herr, ein Künstler der durch seine gegenständlichen Tierbilder bekannt wurde. Viele Besucher fühlen sich von den Stillleben angesprochen und verlieben sich in ein bestimmtes Motiv, erklärt Schröter. Dennoch sei dieser Stil heutzutage keine Massenware.

Gauting, Galerie am Hauptplatz

Der Starnberger Maler Fritz Oßwald (1878 bis 1966) hat dieses Blumen-Stillleben angefertigt.

(Foto: Treybal)

Im Gegensatz zu den Blumen-Stillleben, die zur Verschönerung der Räume beitragen, stehen die Werke des Kunstmalers Alexander Schröter, dem vor sechs Jahren verstorbenen Bruder des Galeristen. Der Künstler malte bevorzugt in dunklen, düsteren Farben. Die drei ausgestellten Stillleben von 1962 stecken voller Emotionen und berühren den Betrachter tief.

Michael Schröter ist schon in seiner Kindheit von seinem acht Jahre älteren Bruder beeinflusst worden. Er habe seine künstlerische Entwicklung stets aufmerksam beobachtet, sagt er. Hunderte vom Werken befinden sich noch im Familienbesitz. Schröter trägt sich daher mit dem Gedanken einmal eine Einzelausstellung zum Gedenken an seinen Bruder zusammenzustellen. Um "Abwechslung für Auge und Ohr" zu schaffen, will er zudem Lesungen anbieten. Die würden gut zu den Räumen passen.

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