Gauting:Gerangel nach Tod von "Toni"

Gautingerin vermisst 50 Euro - und verdächtigt Nachbarn

Von Christian Deussing, Gauting

Als ihr über alles geliebter Kater "Toni" vor fast einem Jahr gestorben war, stand die Gautingerin kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Befreundete Nachbarn alarmierten einen Notarzt, doch danach waren angeblich 50 Euro aus dem Geldbeutel der beinahe Kollabierten verschwunden. Die Frau verdächtigte zunächst das Paar aus ihrem Haus und ging deshalb einige Tage später in der Bahnhofstraße auf das Pärchen los. Der Anklage zufolge hatte sie dem Mann mit einem Schlag eine blutige Nase verpasst und einen "faustgroßen Stein" auf den linken Fuß geworfen. Die 53-jährige Angeklagte sprach im Prozess von einem "Gerangel" - und gestand den Hieb. Doch sie beteuerte, keinen Stein geworfen zu haben. Das stimmt wohl, denn es kam heraus, dass die Frau in ihrer Wut in ein Beet mit Kieselsteinchen gegriffen und damit den 38-jährigen Nachbarn am Knie getroffen hatte.

Die Angeklagte, die ein langes Vorstrafenregister aufweist, wurde wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer dreimonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung und 20 Sozialstunden verurteilt. Amtsrichterin Brigitte Braun befand, dass der ehemaligen Biergarten-Bedienung wegen der verstorbenen Katze und des vermissten Geldes die "Emotionen durchgegangen" seien. Es müsse aber klar sein, "trotzdem nicht Selbstjustiz ausüben" zu dürfen. Das mache "die Sache nicht besser", betonte Braun.

Das sah die Gautingerin ein. Sie erzählte jedoch in der Verhandlung davon, bei dem Geraufe Haare verloren zu haben. Das bestätigte die Kontrahentin, die zugab, mitgeschlägert zu haben. "Es kann sein, dass ich ihr Haare herausgerissen habe", sagte die 26-jährige Mutter, die die Polizei gerufen hatte. Aber sie habe sich über die SMS der Freundin geärgert, ihr Partner habe die 50 Euro gestohlen. Dieser sagte aus, in der Notsituation nur die Krankenkassenkarte der Frau aus dem Geldbeutel genommen zu haben. Er räumte indes ein, nach der Attacke die Angeklagte selbst am "Mund erwischt" zu haben.

Doch der handgreifliche Streit um die 50 Euro sind längst vergessen. Die Katzenbesitzerin hat sich mit dem Paar ausgesöhnt und sich mehrfach für ihren Ausraster auf der Straße entschuldigt. "Unser Kinder lieben sie", sagte der Vater aus, der seinerzeit bei der Attacke verletzt worden war. Die Freundschaft scheint nicht kaputt gegangen zu sein: Die Gautinger kamen einträchtig zum Prozess nach Starnberg - und gingen danach auch friedlich heim.

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