Gauting:Geldanlage Trafostation

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Gauting erwägt, Anteil an Holding durch Bürger zu finanzieren

Von Blanche Mamer, Gauting

Der Gautinger Gemeinderat hat den Weg frei gemacht für eine Finanzierung der Gautinger Anteile am Stromverteilnetz im Würmtal durch die Beteiligung interessierter Bürger. Die Gemeinderäte folgten einem modifizierten Antrag der Grünen-Fraktion, in dem der Würmtal-Holding empfohlen wird, die Möglichkeiten der Finanzierung durch Gautinger Bürger zu prüfen. Im Dezember 2016 - nach mehr als 15 Jahren schwierigen Verhandlungen und einem teuren Gerichtsverfahren - war der entscheidende Schritt zur Konzessionsübernahme des Stromnetzes geglückt. Es geht dabei um ein Netz von etwa 750 Kilometern Stromleitungen und 224 Trafostationen sowie Wegerecht auf öffentlichem Grund. Vereinbart wurde, dass eine von Gauting, Krailling und Planegg gegründete Holding mit einer 51-Prozent-Mehrheit bei der Stromnetz-Gesellschaft einsteigt. Entscheidend für den jeweiligen Anteil ist die Größe der Gemeinde: Krailling soll 20 Prozent finanzieren, Planegg 30 und Gauting 50 Prozent.

Grünen-Sprecherin Anne Franke betonte, der Anteil am Stromnetz sei eine wichtige Grundlage für das Regionalwerk, und es wäre schade, wenn Gauting wegen seiner finanziellen Situation nicht mitmachen würde. Der Gemeinderat hatte in seiner Feriensitzung im August beschlossen, dass die Kommune ihren Anteil zu hundert Prozent fremdfinanzieren müsse, ein Anteil von immerhin 2,5 Millionen Euro. Allerdings verlangen die Banken eine Eigenbeteiligung von 30 Prozent - auch das noch 750 000 Euro. Da Gauting selbst diese Summe derzeit nicht aufbringen kann, drohte das Projekt zu scheitern.

Franke hatte in ihrem Antrag, der durch die Mitgliederversammlung abgesegnet worden war, mehrere Finanzierungsmöglichkeiten vorgeschlagen, die sie und Gert Mulert von der Energiegenossenschaft Fünfseenland ausgearbeitet hatten. Die Bürger seien gewillt, sich finanziell zu engagieren, sagte sie. Für ein Projekt in Gilching seien innerhalb von zwei Wochen 300 000 Euro zusammengekommen. In Null-Zins-Zeiten sei die Beteiligung eine interessante Anlagemöglichkeit, denn die Bundesnetzagentur garantiere eine ansehnliche Rendite, so Franke.

Eine Möglichkeit wäre der Erwerb von Anteilen, entweder über die Gründung einer Genossenschaft wie Elektrizitätswerk Schönau oder Bürgerenergie Berlin - oder einer GmbH wie der Bürgerwind GmbH Berg. Eine andere Variante: der Erwerb sogenannter "Nachrangdarlehen" wie bei der Energiegenossenschaft Fünfseenland oder der Bürgerenergiegenossenschaft Beng im Landkreis und der Stadt München. Nachrangig bedeute, dass im Fall eines Konkurses die privaten Finanziers ihr Geld als letzte zurückbekämen. Bei dieser Variante gebe es also ein Risiko. Marten Jürgens vom Regionalwerk solle die verschiedenen Finanzierungen prüfen.

Michael Vilgertshofer (CSU) wandte ein, der Gemeinderat sei nicht das richtige Gremium. "Wir können dem Regionalwerk keinen Auftrag erteilen, wir können nur empfehlen, zu prüfen." Auch Bürgermeisterin Brigitte Kössinger betonte, dass die Gemeinde sich nicht an der Finanzierung beteilige. Franke änderte darauf hin den Antrag und formulierte, die Gemeinde empfehle die Prüfung. Einzig die parteifreie Ariane Eiglsperger stimmte gegen den Antrag.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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