Gauting:Fundstücke aus dem Kanal

Schmuck aus römischer Zeit

Diese Fibel aus Bronze, die womöglich den Kopf einer Eule zeigt, ist in der Ausstellung zu sehen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Archäologie-Gesellschaft feiert Jubiläum mit Ausstellung

Von Peter Haacke, Gauting

Die Bedeutung der Siedlung Bratananium für die Römer ist aus kulturhistorischer Sicht unbestritten: Auf dem langen Handelsweg von Bregenz und Augsburg nach Salzburg hatte der Ort, der heute Gauting heißt, "eine herausragende Stellung", weiß Karl Ludwig Hebler, erster Vorsitzender des Vereins "Gesellschaft für Archäologie und Geschichte - Oberes Würmtal". Gewerbliche Produktion, Handwerk, Handel und Dienstleistungen bescherten dem an der Würm gelegenen römischen Vicus - eine Siedlung mit kleinstädtischen Charakter in den Nordwestprovinzen des Römischen Reichs - einen gewissen Wohlstand. Es gab ein öffentliches Badehaus und eine Herberge; dokumentiert sind die Werkstatt eines Feinschmiedes, ein Tonkrug-Lager und ein Gräberfeld. Seit nunmehr 20 Jahren befassen sich die rund 120 Mitglieder in verschiedenen Arbeitsgruppen mit der Spurensuche auf heimatlichem Boden, und sie haben viele beeindruckende Funde gemacht. Im Rahmen des Gautinger Kultur-Festivals feiern die ehrenamtlichen Archäologen nun ihr 20-jähriges Bestehen und präsentieren diese Woche einen Querschnitt ihrer Arbeiten.

Die Verantwortlichen haben für die Festwoche ein vielfältiges Programm zusammengestellt. Geplant sind unter anderem Dichterlesungen über den - vermutlichen - Bewohner der "Villa rustica" bei Leutstetten: Hubert Schießl liest an diesem Dienstag (16 Uhr) und am Donnerstag, 14. Juni (19 Uhr) aus seinem Roman über das antike Gauting "Der Decurio, der aus dem Jenseits kam". Hinzu kommen eine Führung durch den Gautinger Waldfriedhof zu bemerkenswerten Grabstätten (Mittwoch, 13. Juni; 17 Uhr) oder ein Gespräch im Gautinger Bahnhofsgebäude über die Kranken im ehemaligen Hospital für "Displaced Persons" (Donnerstag, 14. Juni; 16 Uhr). Eine historische Wanderung durch das Würmtal zu historisch bedeutenden Stellen fand bereits am Sonntag statt. Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten aber ist am Freitag, 15. Juni, mit einem Festakt um 18 Uhr im Rathaus. Im Fokus stehen ein Rückblick auf 20 Jahre ehrenamtliche archäologische Arbeit in Gauting sowie ein Vortrag von Manfred Hahn, Leiter des römischen Museums Augsburg. Am Samstag folgt ein Kinderprogramm im Schlosspark.

Parallel zu diesen Veranstaltungen zeigt die Gesellschaft erstmals in einer Ausstellung in Gauting gefundene römische Schmuckstücke: In einer Vitrine sind in den Räumlichkeiten der Kreissparkasse während der Schalterstunden seit Montag beeindruckende Überbleibsel aus römischer Zeit zu bewundern. "Es ist schon erstaunlich, was die Leute damals so alles verloren haben", sagt Hebler, der mit seinen Mitstreitern viele der Exponate aus dem einstigen Abwasserkanal im Bereich des öffentlichen Badehauses entdeckte.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen der Gesellschaft für Archäologie und Geschichte ist kostenfrei. Die Verantwortlichen haben zudem eine hundertseitige Festschrift aufgelegt, die ausführlich die Arbeit der Gesellschaft darlegt und auch die Exponate aus römischer Zeit zeigt. Lediglich die Informationstafeln, die schon seit Herbst fertiggestellt sind und am südlichen Ortsende von Gauting auf historischem Grund montiert werden sollen, kommen noch nicht zum Einsatz. Das komplette Programm findet sich auf der Homepage des Vereins unter www.gfag-gauting.de und im Programmheft des Kultur-Festivals Gauting.

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