Gauting:Flachere Randsteine

Straßenbauer testen ein Pilotprojekt an Ampeln

Von Michael Berzl, Gauting

Ein paar Zentimeter mehr oder weniger können entscheidend sein. Darüber, wie hoch ein Randstein an einer Ampel oder an einem Zebrastreifen am besten sein soll, haben sich Fachleute viele Gedanken gemacht, um jetzt an der Münchner Straße in Gauting neue Maße auszuprobieren. Wenn sich das bewährt, soll eine Standardlösung für den ganzen Landkreis herauskommen. Von einem "Pilotprojekt" ist daher in einer Mitteilung der Gemeinde die Rede. Dabei geht es um Details: Bisher ist es üblich, Randsteine im Bereich von Querungshilfen in einer gewissen Breite auf sechs Zentimeter abzusenken. So können auch Blinde mit ihrem Stock noch ertasten, wo der Gehweg endet und wo die Fahrbahn beginnt; und das ist für Sehbehinderte lebenswichtig. Neben diesem Bereich wird der Randstein ganz auf das Niveau der Straße abgesenkt, "auf Null", wie die Fachleute sagen. Das ist die Stelle, an der zum Beispiel Rollstuhlfahrer mühelos vom Fußweg auf die Fahrbahn kommen. Dazwischen gibt es einen schrägen Übergang. Doch diese "momentan verbreitete Standardlösung für Personen mit unterschiedlichen Mobilitätsansprüchen" erweist sich als problematisch. Radfahrer kamen zu Sturz, weil sechs Zentimeter manchmal ein Stück zu viel sind.

Verschiedene Fachleute haben sich im Juli in großer Runde zusammengesetzt, um eine Lösung zu finden, die möglichst für alle passt. Vertreter des staatlichen Bauamts in Weilheim waren dabei, Mitarbeiter des Starnberger Landratsamts und des Bauamts im Gautinger Rathaus außerdem Vertreter der Bayerischen Architektenkammer und des Blindenbundes sowie die Inklusionsbeauftragte der Gemeinde. Herausgekommen ist ein Kompromiss. Im Bereich von Querungshilfen wird der Randstein künftig noch flacher als bisher. Nur drei Zentimeter ragt er heraus; dafür bleibt die Kante scharf und wird nicht mehr abgerundet wie bisher. Für Blinde reicht das, für Radler soll es nicht mehr so gefährlich sein, glauben die Fachleute. Zusätzlich können sich Sehbehinderte an geriffelten Leitplatten im Fußboden orientieren.

Die Münchner Straße in Gauting bietet sich gerade an für den Test, weil die Fahrbahn neu ausgebaut wird und dabei auch die Gehwege neu angelegt werden. Mindestens bis Mitte November wird heuer noch gearbeitet

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