Gauting:Feierstunde im Rathaus

Gauting zeichnet vier Senioren für jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeiten mit der Bürgermedaille aus. Marianne und Walter Fürnrohr, Max Eck und Martin Deckert haben sich vielfältig für ihre Gemeinde engagiert

Blanche Mamer

Bürgermedaillenverleihung in Gauting

Bürgermedaillenverleihung in Gauting Gauting Bürgermeisterin Brigitte Servatius (rechts) verleiht Bürgermedaillen an (v.l.) Max Eck,Marianne und Walter Fürnrohr sowie an Martin Deckert.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Es war die Stunde der Senioren: Bürgermeisterin Brigitte Servatius hat am Samstag die Bürgermedaillen der Gemeinde an vier über 80-Jährige verliehen, die sich fast die Hälfte ihres Lebens im Ehrenamt verdient gemacht haben. Begleitet von Familien und Freunden nahmen Marianne und Walter Fürnrohr, Max Eck und Martin Deckert in einer Feierstunde im Rathaus die Auszeichnung entgegen. Das Besondere an der diesjährigen Verleihung: Erstmals wurden vier Bürger für besondere Verdienste ausgewählt. Der Gemeinderat hatte sich vor Jahren darauf geeinigt, dass pro Jahr höchsten drei Medaillen verliehen werden. Zuletzt war vor drei Jahren, im Juni 2010, Hermann Geiger aus Unterbrunn ausgezeichnet worden.

Jeder dritte Deutsche sei ehrenamtlich tätig, sagte Servatius in ihrer Begrüßung. Da denke man zunächst an traditionelle Sparten, wie Feuerwehr, Rotes Kreuz oder Nachbarschaftshilfen. Das Besondere an den Preisträgern aber sei, dass sie über Jahre hinweg in verschiedenen Vereinen und Organisationen mitgemacht und sich auch darum gekümmert hätten, dass die Nachfolge geregelt sei. Dies sei beispielhaft und nachahmenswert. Besonders freute sich Servatius auch über eine Aktion von Realschülern, die Senioren die Benutzung des Handys beibrachten. Dass dieser und ähnliche Einsätze in der Schule anerkannt und im Zeugnis vermerkt werden, sei gut und richtig, sagte sie. Bemerkenswert fand sie auch, dass eine Schülergruppe des Gymnasiums am freien Samstagvormittag am Bahnhofs-Workshop teilgenommen hatte.

Streng nach Alphabet, begann sie mit der Laudatio auf den 83-jährigen Martin Deckert, der mehr als 35 Jahre als Vorsitzender der "Gartenfreunde Stockdorf" den Verein am Blühen hielt und auch durch den vor 40 Jahren initiierten Gartenstammtisch Wissen vermittelte, Feste und Ausflüge organisierte und das nachbarschaftliche Miteinander in Stockdorf pflegte. Deckert erwiderte: "Ein Vorstand allein macht noch keinen Verein, das geht nur gemeinsam." Er bedauerte aber, dass es immer weniger schöne große Hausgärten geben, weil die Grundstücke immer kleiner werden. Das Stockdorfer Dichterviertel sei zum "Verdichterviertel" geworden.

Max Eck, 87, steht für das alte Gauting. Sein Geburtshaus stand in der Starnberger Straße, mitten im Dorf. Fast ein halbes Jahrhundert lang setzte er sich für den Erhalt des Ortsbildes ein. Er rettete das St. Ulrichs-Kircherl Königswiesen vorm Verfall und sorgte dafür, dass das Wahrzeichen Gautings, das Mühlrad, restauriert und wieder aufgestellt wurde. Jahrelang kämpfte für eine vom Verkehr befreite Ortsmitte und dass eine Nordbrücke samt Umfahrung gebaut werde - was noch nicht erreicht ist. Eck organisierte das Mühlradlfest, das bis 2006 stets am ersten Wiesnsonntag stattfand, und initiierte auch den Weihnachtsmarkt; mit dem Erlös der Tombola wurde "Unser Club" unterstützt. Und jahrelang sammelte er auch Lebensmittel für obdachlose Frauen in München. Ohne Familie und Mitstreiter wäre das alles aber nicht gegangen, sagte Eck.

Lang ist die Liste der Meriten des Ehepaars Fürnrohr: Einen Tag vor ihrem 85. Geburtstag am Sonntag wurde die pensionierte Biologielehrerin Marianne Fürnrohr geehrt. Sie wirkte im Pfarrgemeinderat, im ökumenischen Gesprächskreis und der Kinderbetreuung der katholischen Kirche, bei der Seniorengruppe "Sehen und wandern", das Gedächtnistraining, im Seniorenbeirat, der Gautinger Insel und initiierte Computerkurse für Senioren. Zur Ruhe setzen will sie sich nicht: "Wer weiß, was mir noch einfällt", sagte sie selbstironisch. Indes, ohne ihren Mann wäre das nicht gegangen. Wobei der emeritierte Geschichtsprofessor Walter Fürnrohr selbst stark engagiert war. Der 87-Jährige arbeitete publizistisch die Geschichte Gautings auf und befragte Zeitzeugen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit befragt. Er hofft, dass sich Jüngere finden, die sein Erbe antreten. "Noch kann ich einiges weitergeben", sagte er in seiner knappen Dankesrede.

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