Wahrzeichen:Es klappert die Mühle

Das Gautinger Wappen ziert ein Mühlrad, das schon im 19. Jahrhundert seine Arbeit an der Würm verrichtet hat. Doch das 1975 in die Ortsmitte verlagerte Wahrzeichen entpuppt sich in finanzieller Hinsicht als Fass ohne Boden

Von Blanche Mamer, Gauting

Wenn es klappert, fühlt sich schon mal ein Anwohner am Lederersteg an der Würm in Gauting gestört. Wenn es aber nicht klappert, sind andere Gautinger traurig, weil sie das stete Drehen des Mühlrades mögen. Und wenn es sich nicht dreht, müssen sich die Zuständigen im Rathaus Gedanken machen, welcher Betrieb als nächster das Wahrzeichen des Ortes reparieren kann und wie das wieder finanziert werden soll. Denn eines ist gewiss: Jede neue Reparatur wird teurer und es gibt nur noch wenige Fachbetriebe, die das notwendige Knowhow für eine Sanierung dieses alten technischen Bauwerks haben.

Gauting Mühlrad

In die Jahre gekommen und immer wieder reparaturanfällig: Das Gautinger Mühlrad in der Würm kommt die Gemeinde teuer zu stehen.

(Foto: Georgine Treybal)

Jetzt ist es wieder so weit: Schon seit Herbst 2013 steht das Mühlrad still. Um die teure Sanierung von mindestens 100 000 Euro stemmen zu können, plant die Gemeinde nun eine Spendenaktion. Einige Firmen und Betriebe aus Gauting wurden bereits angeschrieben, erste Spenden sind auch schon eingegangen. Die Spendenschecks sollen symbolisch zur Eröffnung des Gautinger Umweltfestes Gauklers am 19. Juni übergeben werden. Das soll der Startschuss sein für eine breit angelegte Spendenaktion, sagte Rathaussprecherin Charlotte Rieboldt.

Gauting Mühlrad

Aber ein Mühlrad ziert schließlich auch das Wappen der Kommune. Doch wie hoch darf der finanzielle Aufwand zur Erhaltung sein?

(Foto: Georgine Treybal)

Die Gemeinde plant zudem, mit dem Wasserrad wieder Strom zu produzieren. Das wäre zwar auch nur ein symbolischer Beitrag zur ökologischen Energiegewinnung, könne aber als Zeichen gesehen werden, meinte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. Irgendwie muss man ja auch rechtfertigen, warum die Gemeinde immer wieder Geld in das Mühlrad pumpt. Allein für die Planung sind heuer 15 000 Euro in den Etat eingestellt.

Seit die Gemeinde das Mühlrad 1975 am jetzigen Standort nahe der Ortsmitte aufgestellt hat, musste viel in das Wahrzeichen investiert werden, das als Abbildung mit zwölf Schaufeln unter der Kaiserkrone das Gautinger Wappen ziert. Ortshistoriker gehen davon aus, dass das Wasserrad ursprünglich die Maschinen der 1878 gegründeten Haerlin'schen Papierfabrik etwas weiter flussabwärts angetrieben hat. Um mehr Kraft aus dem schnell fließenden Würmwasser herauszuholen, waren seine Schaufeln breiter als die eines normalen Mühlrades. Das Wasserrad gilt als das letzte Zeugnis der historischen Mühlentradition, die das Würmtal bis ins 20. Jahrhundert hinein prägte.

Vor der Installation 1975 war es generalüberholt und die Schaufeln erneuert worden. Wieviel Euro insgesamt schon in den Würmwellen untergegangen sind, kann im Rathaus niemand genau sagen. Mal wurden nur die Mittel verbraucht, mal musste zusätzliches Geld von anderen Haushaltsposten umgeleitet werden. Schon 2002 hatte die damalige Bürgermeisterin Brigitte Servatius einen Spendenaufruf gestartet, dann wurde zusätzlich Fördermittel vom Landesdenkmalamt beantragt. Mal stopfte ein Mäzen das Loch im Gemeindesäckl, mal wurden alte Bretter, mal Bilder versteigert. Auch die Suche nach einem Handwerker war alles andere als einfach. So war vor mehr als zehn Jahren das Freilichtmuseum in Glentleiten um Tipps gebeten worden, der Vorsitzende des Bayerischen Landesverbands für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung wurde um Rat gefragt. Ist es mangelnde Pflege oder doch der Zahn der Zeit, der an den Schaufelbrettern aus Lärchenholz, den Lagern oder der Welle nagt - eine Reparatur lohnt sich kaum mehr, darum soll das Wasserrad nun ganz neu aufgebaut werden. Das beschloss der Bauausschuss im vergangenen Herbst. "Mir ist klar, dass wir nicht den Gesamtbetrag von 100 000 Euro über Spenden zusammenbekommen", sagte Kössinger. Klar sei auch, dass die Gemeinde den Rest für die Sanierung aufbringen werde. "Uns liegt auch etwas an dem Wahrzeichen", betonte Kössinger.

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