Zukunft der Brennerein:"Es gibt noch Hoffnung"

Pentenried,  Brennerei

Wie in Pentenried sind die Lichter aller Brennereien im Fünfseenland nun aus. Nur Thomas Ruhdorfer hegt noch immer die Hoffnung auf einen Neuanfang.

(Foto: Georgine Treybal)

Von der Pleite der Agraralkohol AG sind auch zwei landwirtschaftliche Brennereien im Landkreis Starnberg betroffen. Aber sie wollen weitermachen

Von Christiane Bracht, Gauting

Für Landwirte war es ein lukrativer Nebenverdienst. Und so wurde jahrzehntelang in Pentenried, Unterbrunn, Geisenbrunn und in Gut Hüll im Winter Industriealkohol mit 86 Prozent gebrannt. Doch seit das staatliche Branntweinmonopol im Herbst 2013 ausgelaufen ist, scheint die sprudelnde Einnahmequelle versiegt zu sein. Die Brennereien schlossen, nicht nur im Landkreis Starnberg, sondern im gesamten Bundesgebiet. Von 640 blieben nur 47 übrig, die noch Hoffnung hatten, auf dem freien Markt bestehen zu können. Zu ihnen gehören auch Georg Högner aus Unterbrunn und Thomas Ruhdorfer aus Buchendorf. Die beiden wurden Aktionäre der Deutschen Agraralkohol AG (AgrAlko AG), die jetzt Insolvenz angemeldet hat.

"Ich gehe nicht drauf, wenn die AgrAlko AG Pleite macht", versichert Ruhdorfer. "Ich habe einen kleinen Betrag geleistet. Das ist mein Risiko." Aber er ist sich sicher, dass die Gesellschaft trotz der momentan schlechten finanziellen Lage des Unternehmens das Ruder wieder herumreißen wird. Ruhdorfer ist begeisterter Brennmeister. 2008 lernte er das Handwerk und brannte bis zur Stilllegung des Betriebs in Geisenbrunn. Als die Brennereien im Münchner Umland nach und nach aufgelöst wurden, baute er hier und da die Geräte aus und hortete sie bei sich auf dem Hof. Ruhdorfer hat nämlich einen Traum. Er will irgendwann einmal eine eigene kleine Brennerei betreiben. Mit Hilfe der AgrAlko AG hofft er, eines Tages einen guten Abnehmer für seinen reinen Rohalkohol zu haben. "Die Kunden sind da - gute Kunden", weiß der Buchendorfer. Sie seien bereit einen hohen Preis für Qualität zu bezahlen, denn Pharmazie- und Kosmetikunternehmen legten Wert auf besondere Reinheit. Zwar seien einige für kurze Zeit abgesprungen gewesen, doch jetzt seien sie wieder zurückgekommen zur AgrAlko AG, weiß Ruhdorfer. Das größte Problem der Aktiengesellschaft sei vielmehr, genügend guten reinen Alkohol zu bekommen. Importe aus dem Ausland seien zwar sehr günstig, die Erzeugnisse jedoch nicht immer brauchbar. Die AgrAlko AG ist aber darauf angewiesen zuzukaufen, denn die wenigen deutschen Brennereien, die noch arbeiten, liefern nicht genug. Wie viele andere, will Ruhdorfer seinen Traum nur verwirklichen, wenn er einen angemessen Preis für seinen Alkohol bekommen kann. Das Brennen soll ja wieder ein gutes Nebengeschäft werden, so wie früher - wenn auch mit deutlich geringeren Gewinnmargen. Und so ist er überzeugt: "Es gibt noch Hoffnung. Die AgrAlko AG ist noch nicht an die Wand gefahren."

Max Stürzer aus Gut Hüll, früher ebenfalls Brenner, ist da anderer Ansicht. Er fühlt sich durch den Insolvenzantrag in seinen Befürchtungen bestätigt. Deshalb hat er auch nicht in die Aktiengesellschaft investiert. "Mit unseren Erzeugermethoden kann man mit den ausländischen Betrieben nicht konkurrieren", sagt er. Doch auch Stürzer und sein Sohn haben lange nach neuen Wegen gesucht, wie man das lukrative Nebengeschäft wiederbeleben könnte. Der Brennereiverband hat sich nämlich erst vor einem Monat aufgelöst. Bis dahin forschten die Mitglieder nach Marktlücken, versuchten etwa Alkohol für die Enteisung von Flugzeugen oder für Motoren anstelle von Biogas herzustellen. Doch ohne Erfolg.

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