Gauting:Die Flüchtlings-Firma

Hausen Hans Wilhelm Knape

Mit der Firm "Grain" will Hans Wilhelm Knape den Flüchtlingen auch eine Perspektive eröffnen.

(Foto: Nila Thiel)

Hans Wilhelm Knape koordiniert die Aufträge

Von Carolin Fries, Gauting

Die Idee hat sich aus dem Helferkreis entwickelt. Seit Jahren kümmern sich hier zahlreiche Gautinger ehrenamtlich um die Flüchtlinge, sie helfen zum Beispiel beim Erlernen der Sprache, bei Behördengängen oder der Vermittlung eines Ausbildungsplatzes. Problematisch war es stets, einen festen Arbeitsplatz für die jungen Männer zu finden, vor allem dann, wenn eine höhere Qualifizierung fehlte. Also gründete Hans Wilhelm Knape die gemeinnützige GmbH "Grain". Dabei handelt es sich um ein klassisches Dienstleistungsunternehmen mit der Besonderheit, dass keine großen Gewinne gemacht werden müssen. Es gibt ein Technik-Team und ein Garten-Team und dazugehörige Teamleiter. Einige Aufträge gibt es bereits. Mal ist ein Computer kaputt, mal soll im Garten ein Weg angelegt werden. Im Sommer hat auch die Gemeinde Gauting immer wieder auf das Angebot zurückgegriffen, um den Bauhof zu unterstützen. Werbung hat es bislang nicht gebraucht.

Knape koordiniert die Aufträge selbst, die hereinkommen. Er hat inzwischen fünf Angestellte auf Stundenbasis. Sein Anspruch ist es, den Teamleitern 20 Euro pro Stunde und den Trainees zwölf Euro zu bezahlen. Ob es bei diesen Tarifen bleiben kann, wird sich noch zeigen.

Fest steht allerdings, dass das Projekt nur funktionieren und - viel wichtiger noch - wachsen kann, wenn es möglichst viele Menschen bindet. Natürlich helfen dem Sozialunternehmen finanzielle Mittel, aktuell sucht Knape aber vor allem Personen, die seine Mitarbeiter zu den Kunden begleiten. "Ich kann ja nicht einfach einen Afghanen zum Kunden schicken", sagt er. An dieser Stelle braucht er Bindeglieder, die eine Brücke bauen, vor allem sprachlich. Die Logistik ist vorhanden: Knape hat das Grundkapital gestellt und ein Auto für die Firma angeschafft.

Dass die Asylbewerber über "Grain" im Ort als aktive, helfende Menschen sichtbar werden, freut ihn. Und sollten sie eines Tages zurück in ihre Heimatländer gehen, dann wäre ein kleines Stück Entwicklungshilfe gemacht. "Sie nehmen die Fähigkeiten ja mit und haben dadurch eine Perspektive", glaubt Firmengründer Knape.

An das Technik-Team ist längst die Radwerkstatt im AOA-Gerätebau an der Ammerseestraße angeschlossen, die immer Donnerstagnachmittags geöffnet ist. Auch das Garten-Team hat jenseits der Aufträge ein kleines eigenes Projekt entwickelt: den Projektgarten. Auf einem Grundstück der Gemeinde wird zusammen ein Garten gestaltet, der schließlich als Treffpunkt für Feste, Veranstaltungen und womöglich auch pädagogische Angebote genutzt werden kann. "Es geht ums Wachsen und Zusammenwachsen", sagt Knape, der hierfür Fördergelder vom Bundesumweltministerium zugesagt bekommen hat.

Der 57-Jährige hätte noch weitere Ideen, etwa ein Markt-Team, welches die Erträge des Gartens verarbeitet, Marmelade einkocht, Gurken einlegt und die örtlichen Produkte schließlich auf dem Wochenmarkt verkauft. Das würde zu "Grain" passen, der Firmenname steht für ganzheitlich, regional, achtsam, integrativ, nachhaltig.

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