Gauting:Der Geisterbus

Gauting: Bürgerbus

Eifrige Nutzerin des Gautinger Bürgerbusses ist die frühere Vorsitzende des Seniorenbeirates, Marianne Fürnrohr.

(Foto: Nila Thiel)

Die Gemeinde stellt seit 15 Jahren eine Fahrgelegenheit zur Verfügung, die alle Ortsteile bedient. Genutzt wird der Bus nur von Senioren, dabei ist er auch für Mütter mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer gedacht

Von Blanche Mamer, Gauting

"Für die alten Leute ist der Bus ein richtiger Segen", sagt Marianne Fürnrohr, die ehemalige Vorsitzende des Gautinger Seniorenbeirates. Und so wird das gemeindeeigene Fahrzeug hauptsächlich von Senioren genutzt. Leider sei der Bürgerbus bei jungen Müttern oder Neubürgern mit einer Behinderung so gut wie nicht bekannt, bedauert Fürnrohr. Dabei verbindet der Kleinbus die weit auseinanderliegenden Ortsenden miteinander, die der MVV-Bus nicht bedient.

Vor 15 Jahren hatten Fürnrohr und die damalige Seniorenvertretung bei der Gemeinde einen Bus durchgesetzt, der vom Rathaus aus an drei Vormittagen in der Woche hilft, den Arzt zu erreichen, die Einkäufe zu erledigen und auch wieder zurück in die Nähe der eigenen Wohnung zu kommen. Es hatte viel Überzeugungsarbeit gebraucht, doch schließlich hatte der Seniorenbus im Juni 2000 seine Jungfernfahrt. Schon zwei Jahre später wurde er offiziell zum Bürgerbus deklariert, damit auch Mütter mit Kinderwagen oder jüngere Leute im Rollstuhl mitfahren sollen. "Damals haben wir ja ziemlich viel Werbung gemacht und der Bus wurde gut angenommen. Doch jetzt sind gar nicht mehr so viele Alte der ersten Stunde da, und viele Junge wissen nicht, dass es den Bus gibt", sagt Fürnrohr. Drei Fahrer, die nur eine Aufwandsentschädigung erhalten, fahren den Bus abwechselnd am Dienstag, Donnerstag und Freitag.

Start ist um 9 Uhr am Rathaus. Die Bewohner der Seniorenresidenz am Angerweg warten meist schon zehn Minuten vorher am Bauhof in der Grubmühlerfeldstraße und steigen dort ein. Die erste Route führt in die Villenkolonie, es geht zum Pippinplatz, Römer-, Max-Klinger-Straße, Waldpromenade, über die Ammerseestraße zum Penny-Markt, Pötschener Straße, über die Gartenpromenade zum Bahnhof. Um 9.25 Uhr beginnt die zweite Runde am Rathaus, sie führt über die Schulstraße in die Starnberger Straße, die Reismühler Straße zum Sommerbad, fährt über die Marien- und Sofienstraße zurück, und hält beim Discounter Lidl. Route Drei führt wieder am Rathaus und am Bahnhof vorbei in die Hubertusstraße und zurück. Die vierte Fahrt führt vom Rathaus durch die Grübmühlerfeldstraße, zur Gautinger Insel und zur Seniorenresidenz am Angerweg und zurück über die Hangstraße.

Die erste große Runde endet um 9.57 Uhr vor dem Bahnhof. Der Bus fährt dreimal jeweils zur vollen Stunde in die vier Richtungen, so dass selbst für einen Arztbesuch genügend Zeit ist. Oder auch zum Schwimmen zu gehen. Eine Fahrt kostet einen Euro. Schwerstbehinderte mit Ausweis fahren umsonst mit. Nachmittags steht der Bus für besondere Fahrten zur Verfügung, beispielsweise holt er gehbehinderte Senioren auf telefonische Bestellung zum Seniorencafé und zum Seniorenfilm ab und fährt sie am späten Nachmittag vom Bosco wieder nach Hause.

Das Fahrzeug wurde 2009 für 33 000 Euro erworben und im folgenden Jahr mit 22 000 Euro von der Regierung von Oberbayern gefördert, teilte Rathaus-Sprecherin Charlotte Rieboldt mit. Durch Werbung auf dem Bus kamen 12 000 Euro zusammen. Die Fahrtkosten bringen 2500 bis 3000 Euro ein, was in etwa die Personalkosten der Fahrer deckt. Daneben entstanden bisher durchschnittliche Kosten für Unterhalt, Versicherung und Kraftstoff in Höhe von jährlich 2 500 Euro. Die Fahrpläne liegen im Rathaus, wo man sie abholen muss.

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