Gauting:Bürger fordern Verkehrskonzept

Den Bürgern reichts: Die Verkehrsinitiative "Pro Gauting" will Geschwindigkeitsbeschränkungen, um Kinder auf dem Weg zur Schule zu schützen.

Blanche Mamer

"Die Gemeinde ist verpflichtet, für die Sicherheit der Bürger zu sorgen und präventiv zu wirken", sagte Heinrich Moser von der Verkehrsinitiative "Pro Gauting". Bei einer Diskussionsveranstaltung im Bürgerhaus Bosco betonte er, es sei vor allem notwendig, das Gefahrenpotential für Kinder auf dem Weg zur Schule oder zum Kindergarten zu reduzieren - durch das Einrichten von 30er-Zonen. Die Stadt München habe dies begriffen, in Gauting und vor allem im Landratsamt Starnberg sei man noch nicht so weit. Er räumte aber ein, es sei schwer etwas zu bewegen, wenn nur Minderheiten betroffen seien.

Tempo-30-Zone im Hohenbrunner Weg in Taufkirchen

Wie in Taufkirchen (Bild) wollen auch die Gautinger eine Verkerhsberuhigung durchsetzen. (Archiv) 

(Foto: Claus Schunk)

Seit August vergangenen Jahres setzt sich Moser gemeinsam mit Artur Mattejat für die Gautinger Verkehrsprobleme ein. Wie berichtet, hatte "Pro Gauting" innerhalb weniger Wochen an die 1000 Unterschriften gesammelt, um Geschwindigkeitsbegrenzungen und 30er-Zonen durchzusetzen. Nun fordern die beiden, dass die Gemeinde so bald wie möglich ein schlüssiges Verkehrskonzept vorlegt. Vor allem für das Gebiet um den Bahnhof wünschen sie sich unter der Bezeichnung "shared space" eine verkehrsberuhigte Zone, die für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer eine gleichberechtigte Nutzung der Straße vorsieht. Das funktioniere nur durch gegenseitige Rücksichtnahme, sagte Mattejat vor den rund 40 Teilnehmern. Jörg Schiffler vom Verkehrsclub Deutschland, der ähnliche Projekte in Deutschland und Holland vorstellte, betonte, jede Kommune müsse ihr ganz eigenes Konzept entwickeln. Auch er pochte auf die Beteiligung der Anwohner. Moser wies auf die Maximilianstraße in Starnberg hin. Sie zeige, dass eine solche Zone funktionieren könne.

Moser erläuterte zudem die Ziele der Initiative, etwa ein Parkraum-Management, das die Bürger anregt, ihr Auto abzustellen und zu Fuß zum Einkaufen zu gehen. Zudem sprach er sich für eine Kinderbetreuungssatzung aus, die festlegt, dass Kinder den nächstgelegenen Kindergarten besuchen und zu Fuß dahin gehen sollen. Dann bräuchten Eltern nicht mehr quer durch Gauting zum Kindergarten zu fahren. Ein weiteres Ziel ist die innerörtliche Tonnage-Beschränkung für Lastwagen und das Einrichten von Zebrastreifen. Damit die Bürger aus der Villenkolonie sich beim Einkaufen nicht mehr über die überlastete Bahnhofstraße quälen müssen, schlug Moser einen weiteren Lebensmittelmarkt mit Vollsortiment am Bahnhof oder in der Kolonie vor - was aber nicht so gut ankam.

Ein weiteres Ziel ist, erneut ein Tempolimit für die Schrimpfstraße zu beantragen. Michael Duschek, der vor zwei Jahren Unterschriften gesammelt hatte, will dieses Anliegen vorantreiben. Es gehe auch ohne teures Gutachten eines Schweizer Büros und ohne bauliche Veränderungen, wie es der Verkehrsausschuss beschlossen hatte. Die Gemeinde müsse das wirklich wollen, dann könne sie es durchsetzen. "Mit solchen Anträgen scheitern wir regelmäßig an der Verkehrsbeauftragten im Landratsamt", sagte Anne Franke (Grüne). Und Hans Herde vom Familienverband erinnerte an den "unseligen Prozess" zweier Gautinger Rechtsanwälte, die 1997 beim Verwaltungsgericht geklagt hatten. Sie bekamen Recht und Tempo 30 in der Schrimpfstraße, der Römer-, der Germeringer- und der Parkstraße wurde aufgehoben."Heute wäre ein solches Urteil nicht mehr möglich", sagte Moser.

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