Gauting:Auf neuen Wegen

Ateliertage in der Reismühle; Ateliertage in Gauting

Kunterbunte Truppe: Maler, Bildhauer, Fotografen, Grafiker und Designer zeigten bei den Ateliertagen in Gauting ihre Arbeiten.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

15 Jahre Ateliertage in der Reismühle Gauting: 38 Künstler feiern das Datum mit einem großen Fest

Von Blanche Mamer, Gauting

Sie ist zurückhaltend, freundlich und leise und doch der Star der Ateliertage in der Reismühle: die 98-jährige Erika Pusch, die am Freitag, 17. Juli, mit dem Günther-Klinge-Preis geehrt wird, zeigt ihre neuen Bilder in Haus A. Vom Alter scheinbar unberührt kommt sie drei bis vier Mal in der Woche in die Reismühle, um "aus der Fantasie Farben, Formen oder Räume kommen zu lassen". Leicht und lebensfroh wirken ihre großformatigen, meist ungegenständlichen Bilder. Heuer hat sie vor allem mit Ultramarinblau herumgespielt, wie sie sagt. "Ich fange mit der Farbe an, das Thema kommt von selbst."

15 Jahre Ateliertage in der Reismühle in Gauting - das wird mit einem kreativen Fest am Wochenende vom 10. bis zum 12. Juli groß gefeiert: Mit einem Folk- und Blues-Konzert des Duos J.C.A.C, alias Christina Jesinghaus und Claus Angerbauer (Freitag 20 Uhr), mit Zebra-Stelzentheater (Samstag, 15.30 Uhr), einer Versteigerung von Kunstwerken zugunsten der Flüchtlingshilfe Gauting (Samstag, 18.45 Uhr), den offenen Ateliers (Samstag und Sonntag von 11 Uhr an) sowie Führungen jeweils um 12 und 15 Uhr. Wer Interesse an der Auktion hat, kann die gespendeten Kunstwerke am Freitag, 17 Uhr, in der Bootshalle von Wolfgang Meiler besichtigen.

Die 38 Maler, Bildhauer, Grafiker, Fotografen und Designer hoffen zudem auf viele interessante Gespräche. Stoff gibt es sicher genug, denn die sehr unterschiedlichen Werke spiegeln einen Querschnitt der aktuellen Kunstströmungen. Neu in den Ateliers sind die Malerin Jennifer Franzke aus Starnberg, der renommierte Gautinger Fotograf Rainer Viertlböck und die Malerin Sibylle Rindfleisch. Für die Amerikanerin Franzke, die von der bayerischen Kultur fasziniert ist und vom Platzhirsch bis zur Schießscheibe die Attribute naturgetreu und doch ironisch überhöht darstellt, ist das Schönste die Aussicht auf die Würm, die direkt unter dem Atelierfenster vorbeiströmt. Sie teilt sich den Raum mit der Malerin und Bildhauerin Annette Girke, die vor allem klassische Stillleben malt und kleine Bronzeplastiken von Tieren und opulenten Frauenkörpern erschafft. Viertlböck befasst sich mit den "Licht-und Schattenseiten unserer globalisierten Welt". Er fotografiert Architektur, Stadträume und Landschaften, macht Serien über Bunkeranlagen an der Küste der Normandie, Industriebrachen, Chemieanlagen und von den armseligen Hüttensiedlungen afrikanischer Erntearbeiter in der südspanischen Region Huelva. Im vergangenen Herbst waren seine großformatigen Fotos der "Chabolas" im Gautinger Bosco zu sehen.

Das Auf und Ab des Lebens zeigen die "Installationen mit Kinderkleidern" von Gudrun von Rimscha . Selbst die Auseinandersetzung mit dem Tod findet Ausdruck in einem dunklen, mit Wachs überzogenen Kleidchen und wird ganz konkret im Triptychon "Der Tod und das Mädchen". Ohne Gudrun von Rimscha gäbe es die Ateliergemeinschaft wohl nicht: Mit Christine Wieland hatte sie das Projekt initiiert und im Herbst 1999 etwa 1000 Quadratmeter in den leeren Räumen der Reismühle für zunächst 14 Künstler angemietet.

Wundersame Wesen und existenzielle Traumwelten bevölkern die Collagen von Maya Vester - eine Kunstform, mit der sie nach dem Tod ihres Sohnes vor vier Jahren begonnen hat. Die Collagen wirken wie gemalte Bilder mit Reminiszenzen an Dali, Hundertwasser, Otto Dix, Monet oder Keith Haring. Die aus Kunstkatalogen ausgeschnittenen Motive gehen so exakt und nahtlos ineinander über, dass die Darstellung immer als Einheit erscheint. Die vielseitige Künstlerin bewegt sich zwischen Bildhauerei, Malerei, Zeichnung und Collage und hat eine kunsttherapeutische Ausbildung; ihr Atelier befindet sich in Haus C.

Neue Wege beschreitet auch die studierte Architektin und Objektkünstlerin Bianca Atorpé mit ihren rätselhaften mehrschichtigen Installationen. Durch das wiederholte Eingießen in Epoxidharz gelingt es ihr, den Bildern eine optische Tiefe zu geben und die Formate neu zu erfinden, womit sowohl Veränderung als auch Vergänglichkeit aufscheint.

Veronika Zacharias arbeitet mit Pigmentfarben, die sie auf ihren Reisen gesammelt hat. Sie malt die Natur in ihren Elementen: Erde, Wasser, Luft und Feuer sind durch ihre spezifische Farbigkeit geprägt, der Kontrast zwischen warmen Erdfarben und den kühlen Blau- und Grüntönen des Wassers und der Gletscher inspiriert sie. Zacharias widmet sich indes auch verstärkt der Druckgrafik und zeigt eine große Auswahl dieser Arbeiten.

Mit reinen und klaren Pigmentfarben malt auch Marion Kausche. Ihre ruhigen, intensiven und abstrakten Bilder in Weizengelb, Apfelgrün, Klatschmohnrot, Gewitterblau, Azur oder Türkis wirken optisch wie Landschaften aus Feldern, Wiesen und Wälder. Die Farben kontrastieren und überlagern sich. Als Gastkünstler stellt der Bildhauer Georg Brinkies aus Schliersee aus. Seine Kunst besteht darin, mit der Kettensäge exakte Skulpturen aus Hartholz herauszuarbeiten. Er wird zehn Objekte zeigen, darunter "Zwei Sägezahndrachen" aus Ahorn.

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