Gauting:Auf Kollisionskurs im Rückwärtsgang

Ein Autofahrer fühlt sich verfolgt und rammt einen Transporter

Von Christian Deussing, Gauting

Zunächst hatte es nach einem banalen Auffahrunfall ausgesehen, als eine Polizeistreife an einem späten Dezembernachmittag vor gut einem Jahr in der Tassilostraße in Gauting eintraf. Doch es stellte sich heraus, dass der vordere Autofahrer seinen Wagen mit erheblichem Tempo zurückgesetzt hatte und mit Wucht einen Transporter hinter ihm gerammt hatte, wie die Staatsanwaltschaft ermittelte. Der Fahrer des Lieferwagens sei "zur Seite gesprungen, um nicht überfahren zu werden", heißt es in der Anklage. Zudem entstand bei dem Unfall ein Schaden in Höhe von knapp 6000 Euro. Die Fahrzeuge wurde damals sichergestellt, ein Gutachter wurde eingeschaltet. Der Autofahrer muss sich seit Dienstag wegen vorsätzlichen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr vor dem Schöffengericht in Starnberg verantworten.

Er habe es mit der Angst bekommen, panisch reagiert und sei daher versehentlich rückwärts gefahren, erzählte der 33-jährige Angeklagte im Prozess. Der Familienvater war auf dem Heimweg nach Gauting und hatte den Eindruck, er werde schon über Kilometern von dem Transporter verfolgt. Als der Mann am Pippinplatz vor einer roten Baustellenampel halten musste, tauchte hinter ihm wieder der Lieferwagen auf, den er bereits überholt hatte. Der Fahrer soll wieder aufgeblendet haben, worauf der Angeklagte über den Pippinplatz wendete und auf die Tassilostraße einbog. Allerdings ließ sich der Fahrer des Transporters nicht abschütteln. Auf der engen Anwohnerstraße stieg der heute 47-jährige Mann aus und klopfte der Staatsanwältin zufolge gegen das Autofenster des Angeklagten. "Er hat mit einem roten Gegenstand auf mein Auto geschlagen, gebrüllt und mir gedroht", berichtete der Angeklagte dem Gericht.

Die Richterin wollte von dem Sachverständigen genaueres über den Unfallhergang wissen, bei dem es keine unbeteiligten Zeugen gibt. So ist strittig, ob der Angeklagte zwölf oder vier Meter von dem Lieferwagen entfernt war, als er plötzlich den Rückwärtsgang einlegte, das Gaspedal durchdrückte und beschleunigte. Eine Beschleunigung auf bis zu 22 Kilometer pro Stunde sei auf der längeren Distanz durchaus möglich gewesen, erläuterte der Gutachter.

Der Verteidiger erklärte, dass der Transporterfahrer mit einer Rohrzange auf das Auto seines Mandanten geklopft habe. Der 47-Jährige sowie Gautings Polizeichef und sein früherer Vize sollen in dem Prozess aussagen, der noch im Januar fortgesetzt wird.

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