Gauting:Auf der Suche nach Schnäppchen und Spaß

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Beim verkaufsoffenen Marktsonntag lassen sich viele hundert Flaneure blicken - die Geschäftsleute allerdings haben in den vergangenen Jahren an Kirchweih mehr verkaufen können

Von Blanche Mamer, Gauting

Alle wollen Eis. Die Schlange vor der italienischen Eisdiele am Bahnhofsberg ist lang, die Stühle und Bänke auf dem Gehsteig sind besetzt, die Plätze an der Sonne auf der rechten Seite der Bahnhofstraße sind sehr begehrt. Das gilt auch für die Bänke vor der Marienkirche und die Poller am Straßenrand. "Wir brauchen diese kleine Pause vor dem letzten Anstieg", sagt eine ältere Frau und lacht. Sie will noch zur Buchhandlung und in den Wollladen. Ihr Mann hat von einem Nachbarn gehört, dass es einen Stand gibt, an dem ein Sammler alte Feuerwehrhelme und historische Utensilien ausstellt.

Es ist verkaufsoffener Marktsonntag in Gauting. Nachmittags um drei Uhr sind schon viele Flaneure unterwegs, aber nicht ganz so viele wie sonst an Kirchweih. Das Wetter sei einfach zu schön, meint eine Geschäftsfrau. Viele Leute würden doch lieber in die Berge fahren, als einzukaufen. Doch der Kraillinger Altbürgermeister Dieter Hager und schlendert mit seiner Frau die Bahnhofstraße hoch, etliche Gautinger Gemeinderäte sind unterwegs, einige Künstler aus der Kolonie stehen auf dem Sparkassenvorplatz und lauschen den Songs von Erik Berthold.

Die Erwachsene informierten sich über das Angebot an den Ständen und in den örtlichen Geschäften. (Foto: Georgine Treybal)

Während einige Mütter nach Schnäppchen im nahen Bekleidungsgeschäft stöbern, drängeln sich die kleinen Mädchen an einem Schminktisch. Die Buben zieht es derweil Richtung Kriegerdenkmal, denn von weitem schon sehen sie die Feuerwehr und die hohe Teleskopleiter, an der ein Kind baumelt. Die Feuerwehr ist der absolute Anziehungspunkt auf dem gesperrten Straßenabschnitt Richtung Bahnhof. Eine lange Schlange von Grundschülern wartet geduldig. Gerade schwebt die sechsjährige Fernanda aus Pöcking an einem langen Seil mit kräftigem Gurt. Geschickt balanciert sie auf einem Bierkasten und baut den Turm weiter in die Höhe. Zwei Feuerwehrler sichern sie mit zwei weiteren Seilen. Beim achten Kasten schwankt der Turm und fällt um. Ihre Freundin Anna-Katharina schafft sogar zwölf Kästen. Ein wenig kribbele es noch im Bauch, sagte sie, als sie aus dem Gurt steigt.

Es gehe bei einem Marktsonntag nicht nur ums Einkaufen, sagt Fernandas Mutter. Die Kinder müssten Spaß haben, die Vielfalt sei wichtig und die Angebote sollten möglichst nichts kosten, damit alle Kinder zum Zug kämen. Sie sei auch wegen der Attraktionen mit den Mädchen nach Gauting gekommen. In einen Laden für Kinderbekleidung an der Starnberger Straße wollen sie noch, und zum Flohmarkt an der Würm. Eine Reihe von Familien nutzen den Marktsonntag für den gemeinsamen Einkaufsbummel. Im Schuhgeschäft beispielsweise probieren ein Vater und der halbwüchsige Sohn die gleichen Winterstiefel an, während die Mutter die einzeln aufgereihten Schuhe begutachtet. Das Geschäft sei etwas mühsam gestartet, aber dann doch ganz gut gelaufen, erzählt eine Verkäuferin.

Mit Geschick und Gefühl konnten die Kinder beim Marktsonntag in Gauting eine ruhige Kugel schieben. (Foto: Georgine Treybal)

Als etwa "mau" hingegen beschreibt die Inhaberin einer Boutique den Andrang an diesem Tag. Sie habe überlegt, ob sie überhaupt aufmachen solle, und sich dann doch dafür entschieden. Das gehe aber nur, weil sie kein Personal bezahlen müsse, denn dann würde sich der verkaufsoffene Sonntag nicht lohnen. Allerdings sei es schon wichtig, präsent zu sein. Die Frauen kämen sowieso meistens allein, ohne Ehemänner und Kinder.

Allein beim Weinhändler an der Starnberger Straße sind mehr Männer als Frauen anzutreffen. Sie schlürfen Kürbissuppe und knabbern Zwiebelkuchen als notwendige Unterlage für die obligatorischen Weinproben.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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