Gauting:Ärger um Festabend mit Aigner

Die Einladung der CSU-Politikerin zu einem Vereinsjubiläum stößt SPD und Grünen im Gautinger Gemeinderat sauer auf, zumal die Gemeinde eine üppige Ausfallbürgschaft gewährt.

Michael Berzl

Politik im Bierzelt - das ist in Bayern durchaus üblich; zumal im Dunstkreis der CSU. Darum haben sich die Gautinger Feuerwehrvorstände und Trachtler wohl tatsächlich nichts dabei gedacht, als sie für ihr gemeinsames Jubiläumsfest im Mai gleich zum Auftakt die Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner als Festrednerin eingeplant haben. Sie werden sich im Gegenteil gefreut haben, so eine zugkräftige Bundespolitikerin nach Gauting holen zu können. Denn Aigner ist bekannt und beliebt genug, um ein großes Zelt zu füllen, auf dass das Bier fließt und die Kasse klingelt. Doch seit die Kommunalpolitiker anderer Parteien das bemerkt haben, sind sie stocksauer über diese Programmplanung. Aufgefallen ist ihnen das erst durch einen Bericht der SZ - und das erst, nachdem der Gemeinderat schon eine üppige Ausfallbürgschaft gewährt hatte. "Ich fühle mich hintergangen", sagte die SPD-Fraktionssprecherin Petra Neugebauer, als sie das Thema am Dienstag im Bauausschuss zur Sprache brachte und damit eine zwar ausführliche, aber folgenlose Debatte anzettelte.

Gauting: Ilse Aigner gehört zu den CSU-Politikern, die leicht Bierzelte füllen. Dass sie das Jubiläumsfest von Feuerwehr und Trachtlern in Gauting eröffnen soll, verdrießt trotzdem Gemeinderäte von SPD und Grünen. Foto: Pöstges

Ilse Aigner gehört zu den CSU-Politikern, die leicht Bierzelte füllen. Dass sie das Jubiläumsfest von Feuerwehr und Trachtlern in Gauting eröffnen soll, verdrießt trotzdem Gemeinderäte von SPD und Grünen. Foto: Pöstges

(Foto: WOR)

Dass Wahlkampfjahre bevorstehen, macht sich eben auch auf Gemeindeebene jetzt schon bemerkbar. Das mag mit ein Grund dafür sein, dass die Reaktionen auf die Ankündigung eines politischen Abends der CSU im Rahmen eines Vereinsjubiläums nun so harsch ausfallen. "Ich bin fast vom Hocker gefallen, als ich das gesehen habe", sagte zum Beispiel Jens Rindermann von den Grünen, der dann auch anregte, das Programm zu ändern. Für Bürgermeisterin Brigitte Servatius (SPD) hat es ein "Gschmäckle". Die SPD-Gemeinderäte Jürgen Sklarek und Hannelore Krumbholz meinten, sie hätten womöglich anders entschieden, wenn das Programm bei der Abstimmung über die Ausfallbürgschaft vorgelegen hätte. Wie berichtet, hatte der Gemeinderat in der vergangenen Woche trotz kritischer Anmerkungen wegen der hohen Summe einstimmig beschlossen, 48 000 Euro aus kommunalen Kassen bereitzustellen für den Fall, dass zum Beispiel wegen schlechten Wetters Einnahmen in großem Umfang ausfallen. Die Bürgschaft dient nur dazu, dass die Veranstaltung für die Vereine kein allzugroßes finanzielles Risiko wird.

Immerhin stellen Feuerwehr und Trachtenverein zusammen mit dem kleinen Münchner Verein "Die schöne Münchnerin" ein Programm über fünf Tage auf die Beine, das es in Gauting in den Dimensionen seit Jahrzehnten nicht mehr gab. Das Festzelt, das an der Leut-stettener Straße aufgebaut wird, fasst 2000 Besucher, und da muss schon etwas geboten sein, damit es voll wird. Darauf machten die Vorsitzenden von Feuerwehr und Trachtenverein, Martin Strasser und Andreas Ketterl aufmerksam, als sie in der Ausschusssitzung ihre Programmplanung rechtfertigen sollten. Der Ablauf der fünf Tage von 16. bis 20. Mai ist auch mit politischem Abend schon lange im Internet veröffentlicht - schon vor der Abstimmung über die Ausfallbürgschaft, wie Strasser der SZ auf Nachfrage versicherte. Obwohl in der hitzigen Debatte eine Programmänderung gefordert und die Bürgschaft in Frage gestellt wurde, wird nichts dergleichen geschehen.

Auch eine Idee von Anne Franke von den Grünen wird nicht zum Tragen kommen. Als Alternative zur CSU-Prominenz hatte sie ernsthaft vorgeschlagen, eine Podiumsdiskussion zu veranstalten, um das Festzelt zu füllen.

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