Gasthaus "Raabe am See":Wechsel am Wörthsee

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Mehr Zeit für sich und ihre Familie wünschen sich Maria und Thomas Bernhard. Am Montag haben sie ein Abschiedsfest mit ihren Gästen gefeiert. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Wirte Thomas und Maria Bernhard nehmen Abschied von der Sieben-Tage-Woche im Lokal. Wer nach einer Umbaupause im Frühjahr die Nachfolge im "Raabe" antritt, verraten sie noch nicht

Von Astrid Becker, Wörthsee

Aus der Ferne könnte man die Vögel für Raben halten, die sich am Steg vor dem Gasthaus "Raabe am See" niedergelassen haben. Als ob sie zum Abschied Spalier stehen würden. Denn am Montagabend ging nach etwa 90 Jahren die Geschichte der Familie Bernhard als Wirte des Lokals am Ufer des Wörthsees zu Ende. Das Restaurant soll bis zum Frühjahr 2017 umgebaut und dann unter neuen Pächtern wieder eröffnet werden.

Die Vögel sind , aus der Nähe betrachtet, zwar nur Krähen, die hier immer wieder vorbeischauen. Aber dem großen Fest, zu dem die jetzigen Betreiber und Eigentümer, Thomas und Maria Bernhard, ihre Gäste geladen haben, um sich für deren langjährige Treue zu bedanken, schadet dieser kleine zoologische Irrtum dennoch nicht. Es herrscht gute Laune unter den vielen Besuchern, die sich dafür angemeldet haben. Und bei den Wirten selbst ist ebenfalls keine große Wehmut zu spüren. Vielleicht, weil sie bei ihren Gästen für ihre Entscheidung, mit knapp 50 Jahren das Lokal aufzugeben und zu verpachten, auf großes Verständnis stoßen: "Recht habt Ihr", ist an diesem Abend immer wieder zu hören. Vor knapp einem Jahr hätten sie sich entschlossen, nun aufzuhören, erzählt die 48-jährige Maria Bernhard, die von allen hier nur "Marielle" genannt wird. Ihr Mann Thomas, 50, habe nun 25 Jahre in der Gastronomie hinter sich, sie 23 Jahre: "Wir sind, vor allem im Sommer, sieben Tage die Woche von morgens bis abends im Geschäft gestanden, irgendwann reicht das dann." Zudem studiere ihre ältere Tochter mit Umwelttechnik ein völlig anderes Fach. Die Jüngere fühle sich wohl mehr als ihre Schwester zur Gastronomie hingezogen, aber gehe noch einige Jahre zur Schule: "Sie hat erst einmal geweint, als wir ihr sagten, dass wir aufhören."

Ganz von der Bildfläche verschwinden, werden die Bernhards in der Gemeinde aber nicht. Und das liegt keineswegs nur daran, dass sie dort leben und Thomas Bernhard im Gemeinderat des Ortes sitzt. Es könnte gut sein, dass sie gastronomisch noch einmal auftreten werden, wenngleich nicht mehr in der jetzigen Form. Denn eines verrät Maria Bernhard dann doch: An ihren selbstgebackenen Strudeln und Kuchen, für die sie bei ihren Gästen berühmt ist, will sie auch weiterhin festhalten. Vielleicht in einem Tagesgeschäft? So etwas sei "nicht verkehrt", antwortet sie.

Doch zunächst wird das Paar erst einmal ihr Lokal ausräumen und abwickeln müssen. Und dann muss auch noch der Vertrag mit den neuen Pächtern unterschrieben werden. Weil dies noch nicht geschehen ist, wollen die Bernhards auch noch nicht verraten, wer das Lokal wie weiterführt. Es handelt sich dem Vernehmen nach nur um Gastronomen, die bereits andere Lokale - nicht im Landkreis - führen.

Der Name "Raabe" soll aber in jedem Fall am Wörthsee weiter Bestand haben, so die Bernhards. Bis dahin allerdings wird das Lokal in der Gemeinde fehlen. Viele Vereine haben dort ihre Jahresversammlungen und Weihnachtsfeiern abgehalten. Es gab Stammtische dort, die manchmal bis zum frühen Morgen ausgeharrt haben, und den Rotary Club, der dort immer montags tagte und nun vorübergehend im Seehof in Herrsching eine neue Heimat findet.

Ein wenig Wehmut kommt dann doch noch auf: Schließlich hatte bereits der Urgroßvater von Thomas Bernhard, Karl Raabe, hatte dort vor gut 100 Jahren eine Badeanstalt eröffnet. Das wäre nun Geschichte, wenn es nicht noch die Pläne für eine Pension in der Nähe des Lokals gäbe. Es könnte gut sein, dass auch hier die Bernhards noch einmal eine Rolle spielen.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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