Garmischer Autobahn:Illegales Rennen auf der A 95: Raser flüchten nach Unfall

  • Zwei Sportwagen-Fahrer haben sich auf der Garmischer Autobahn ein Rennen geliefert. Dabei verursachten sie einen Unfall.
  • Den Rasern droht ein Strafverfahren wegen Unfallflucht und fahrlässiger Körperverletzung - sollten die Fahrer ermittelt werden.
  • Die A 95 ist bei Rasern beliebt, weil es kaum Tempolimits und wenig Lkw-Verkehr gibt.

Von Christian Deussing, Starnberg

In hohem Tempo rasten gegen 21.15 Uhr am Sonntagabend der weiße Ferrari und der rote Audi TT am Starnberger Autobahndreieck über die Einfahrtspur der A 952 an eine 42-jährige Autofahrerin heran, um sie noch rechts in Richtung München zu überholen. Beide Sportwagen zogen danach knapp vor dem Pkw der Frau nach links hinüber.

Die Münchnerin musste laut Polizei voll abbremsen, verlor aber bei ihrem Ausweichmanöver die Kontrolle über ihr Auto, das sich um die eigene Achse drehte und in die rechte Leitplanke prallte. Die rücksichtslosen Sportwagenfahrer gaben noch mehr Gas und flüchteten vom Unfallort weiter gen München. Die Polizei vermutet nach dieser gemeingefährlichen Szene, dass sich die Unbekannten ein "illegales Rennen" geliefert haben könnten.

Diese "absolut gefährdende" Fahrweise habe einen "Renncharakter" gehabt, sagt Hubert Schwaiger, Chef der Verkehrspolizeiinspektion Weilheim, die für die Garmischer Autobahn (A 95) zuständig ist. Womöglich hätten sich die beiden Fahrer spontan über Funk verständigt, ein Rennen zu veranstalten. Denn anderen Autofahrern war bereits vor dem Starnberger Dreieck die hohe Geschwindigkeit und der rasant-riskante Fahrstil der "Rennpiloten" aufgefallen. Der weiße Ferrari 458 soll ein Münchner Kennzeichen und an einer Seite ein Tigeremblem aufweisen (Hinweise an die Polizei unter der Telefonnummer 0881/640302).

Es sei schwierig, derartige Rennen nachzuweisen, erläutert Schwaiger. Der Erste Polizeihauptkommissar weiß, dass die 68 Kilometer lange Garmischer Autobahn in der Szene beliebt ist: Sie hat kaum Tempolimits, ist keine Transitroute und hat daher wenig Lkw-Verkehr und ist recht kurvig. Das verlockt, und auf Youtube und in Internetforen wird gern darauf hingewiesen - oder mit eigenen PS-starken Fahrten geprahlt. Tenor: Zu bestimmten Zeiten könne man es auf dieser Piste "krachen lassen und auch mal richtig heizen".

Die Polizei will die Raser möglichst vor dem Start stoppen

Deswegen sind die Autobahnpolizisten auf der Hut und gehen jedem möglichen Hinweis auch im Netz nach. So etwa vor einigen Wochen einer Ankündigung namens "Monaco F1 Grand Prix Tour", wobei auch der Tegernsee auftauchte. Die Routen blieben meistens aber vage oder "verklausuliert", sagt Schwager. Passiert war danach auf der A 95 nichts.

Offenkundig wissen auch die Veranstalter illegaler Rennen inzwischen, dass die Garmischer Autobahn zu einem heißen Pflaster geworden ist. Denn die Polizei will die Raser möglichst noch vor einem Start stoppen und abfischen. Man sei auch "präventiv tätig", daher würden diese Sportwagenfahrer wohl zunehmend auf andere Strecken ausweichen, glaubt Andreas Guske, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, und sagt: "Wir haben das jetzt ganz gut im Griff."

Weniger Chancen hat allerdings die Polizei, wenn sich eine kleine Gruppe oder nur zwei Fahrer zum Raserduell heimlich verabreden - wie offenkundig in diesem Fall vom Sonntagabend. Sollten die Fahrer ermittelt werden, würden laut Polizei die teuren Sportwagen vorerst sichergestellt. Zudem droht den Pseudo-Rennpiloten ein Strafverfahren - auch wegen Unfallflucht und fahrlässiger Körperverletzung.

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