Garatshausen:Viele Ideen für die Albers-Villa

Museum oder Restaurant? Seit Jahren verfällt die Immobilie in Traumlage, nun legt die Gemeinde fest, wie das Haus genutzt werden könnte.

Gerhard Summer

GaratshausenAn Ideen hat es nie gefehlt. Bernhard Sontheim schwebte vor gar nicht langer Zeit noch ein Spielkasino vor, inzwischen zieht Feldafings Bürgermeister einen anderen Joker aus dem Ärmel: In der Garatshauser Albers-Villa könnte ein Restaurant mit einfacher, gut-bürgerlicher und exquisiter Küche entstehen, samt Hotel mit zehn bis 15 Zimmern und ein paar Privatwohnungen. Wenn es nach den Garatshausern geht, ist aber genauso gut ein Museum vorstellbar, ein Stiftungssitz, ob nun von BMW oder Peter Maffay, oder eine Firmenansiedlung nach dem Beispiel des Tutzinger Online-Antiquariats ZVAB. Hauptsache, das Anwesen kommt nicht ganz in private Hand, die Öffentlichkeit erhält Zugang zum Park des Hauses und der Betrieb ufert nicht aus. Eine "Massenveranstaltung" à la Tutzinger Midgardhaus scheide aus, sagte einer der Teilnehmer an einer Sonder-Ortsteilversammlung zur Albers-Villa am Mittwoch.

Seitdem der Haushaltsausschuss des Landtags über eine Petition des Garatshauser Kulturvereins und der Grünen beraten hat und das Ganze wie das Hornberger Schießen ausging, ist dreierlei klar: Der Freistaat will die von ihm 1971 erworbene Villa, in der Albers von 1934 bis zu seinem Tod im Jahr 1960 gewohnt und später die Landesanstalt für Fischerei residiert hatte, nach wie vor verkaufen. Welcher Preis am Ende auf dem Papier stehen wird, ist ungewiss. Sontheim nannte am Mittwoch ohne Gewähr bis zu neun Millionen, respektive deutlich unter fünf Millionen Euro, je nach Nutzung. Im Jahr 2003, als die Immobilie mit Traumlage erstmals auf dem Markt angeboten worden war, sollten es noch zehn Millionen Euro aufwärts sein. Und: Feldafing ist nun am Zug.

Bereits Anfang 2011 war die Gemeinde aufgefordert worden, einen Bebauungsplan für das weitläufige Areal mit 12 000 Quadratmetern Fläche direkt am See aufzustellen. Der Rathauschef will bis zum Sommer zu Ergebnissen kommen. Er zielt auf eine Nutzung ab, " die das Grundstück für die Öffentlichkeit erlebbar macht", wirtschaftlich und im Sinne der Garatshauser ist. Schließlich: Der Kulturverein glaubt laut Andreas Kapphan und Frank-Ulrich John selbst nicht mehr daran, dass es er mit seiner Ein-Euro-Offerte und dem Museumskonzept durchdringen kann. Aber er hat Zeit gewonnen, denn er zog die Petition kurz vor einer drohenden Niederlage im Landtag zurück.

Den Garatshausern zufolge steckt die 1860 erbaute Villa voller Überraschungen: Die Bausubstanz ist in Ordnung, das Haus wegen seiner kleinteiligen Räume aber "für gar nichts zu gebrauchen", so Sontheim. Dass ein sechs Meter breiter Seeuferstreifen öffentlich zugänglich sein muss, wie es die Bayerische Verfassung vorsieht, bleibt wiederum pure Theorie. Denn auf diesem Areal liegen kartierte Biotope. Und das, weil der Freistaat das Gelände 40 Jahre lang verkommen ließ, so ein Garatshauser. Dafür sei der Park des Hauses einzigartig, denn er weise noch die alten Strukturen auf, die sonst nirgendswo mehr rund um den Starnberger See zu finden seien.

Die Frage, ob der Freistaat beim Kauf des Hauses und auch sonst getrickst hat, beschäftigte die Versammlung länger. Kapphan und John fanden: Ja. Beispielsweise sei damit argumentiert worden, das Areal sei für Erholungszwecke zu steil. John: "Die Alpen müssten gesperrt werden." Und was die Museumspläne betraf, so meldete sich ein Interessent: Hans Lossnitzer, der mit seiner Frau Carin 1987 das größte deutsche Puppenmuseum in Coburg gegründet hatte. Bei ihm im Keller lägen noch mehr als 600 Puppen, sagte er, damit könnte die Albers-Villa zur Puppenstube werden. Sontheims Antwort: Lossnitzer müsste dafür einen Stifter finden.

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