Galerie Risse:Märchenhaftes aus dem fernen Osten

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Die Galerie Risse zeigt bezaubernde Miniaturen des usbekischen Malers Niyozali Kholmatov. Doch in Weßling gibt es noch mehr zu sehen.

G. Fischer

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielte in dieser Woche in Kasachstan. ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein hat deshalb ihren Kollegen Oliver Kahn gefragt, ob er wisse, wo dieses Land liege. Kahn zeigte sein spöttisches Oliver-Kahn-Lächeln und sagte: "Ziemlich weit östlich." Das stimmt in jedem Fall: Kasachstan grenzt an das fernöstliche China.

Galerie Risse in Weßling (Foto: Georgine Treybal)

Außerdem liegt Kasachstan neben Usbekistan. In der Galerie Risse in Weßling stellen derzeit ein Usbeke, dessen Tochter und ein Deutscher aus: Niyozali Kholmatov, Yuliya Bosse und Herbert Fischer. Sie zeigen Miniaturmalereien, Landschaftsbilder und Goldschmiedearbeiten.

Niyozali Kholmatov ist ein kleiner, unscheinbarer Mann. Aber wenn er über seine Kunst spricht, lächelnd und bezwingend überzeugend, dann bezaubert er die Zuhörer, weil sie spüren, dass dieser Mann das, was er tut, mit Hingabe verrichtet und mit großer Begabung. Seine Miniaturmalereien sind hinreißend.

Kholmatov wurde 1947 in einem Dorf im Ferganatal geboren, einige hundert Kilometer von der Hauptstadt Taschkent entfernt. Sein Vater war ein Gedichte schreibender und singender Bauer; Niyozali Kholmatov hat ihn auf einer Miniatur verewigt, die in der Galerie Risse zu sehen ist: Der Vater wäscht nach getaner Arbeit seine Füße in einem Fluss. "Es ist eines meiner Lieblingsbilder", sagt Niyolazi Kholmatov.

Das liegt nicht nur daran, weil sein Vater darauf zu sehen ist, was dem Werk etwas Liebenswertes verleiht. Nein, dieses Bild ist künstlerisch sehr gelungen: die sparsamen, wie hingegossenen Farbtöne, der präzise Strich. Das Besondere an Kholmatov ist, dass er nicht - wie andere Miniaturmaler - Werke mittelalterlicher Meister kopiert; er, Niyozali Kholmatov, malt aus dem Gedächtnis.

Kholmatov sei in der ehemaligen Sowjetunion ein "berühmter Mann", sagte die Galeristin Ildikó Risse bei der Vernissage. Ein Mann, dessen Wandmalereien in den Foyers des usbekischen Außenministeriums, der türkischen und indischen Botschaft oder im Konzertpalast "Turkestan" in Taschkent zu sehen sind; der 1980 von der Regierung beauftragt worden war, in Usbekistan die Lack-Miniaturmalerei wieder zu beleben, die ihre Wurzeln im Orient hat; der das getan und seither viele Schüler unterrichtet hat. Niyozali Kholmatov trägt heute den Titel "verdienter Künstler des Volkes".

In den letzten Jahren hat er sich auf die drei Weltreligionen konzentriert, die ja eine gemeinsame Wurzel haben. In der Galerie Risse sind vor allem Bilder aus dem Alten Testament zu sehen, etwa Moses, wie er die Wellen teilt und die Israeliten durch das Rote Meer geleitet. Niyozali Kholmatov sagt, es gebe in der Bibel so viele "märchenhafte Themen". Es sei "gar nicht so wichtig, ob das wirklich passiert ist oder nicht." Kholmatov gehört keiner Religion an. Ihn treibe das "intellektuelle Interesse" an religiösen Motiven.

Seine Tochter Yuliya Bosse hat bis vor kurzem impressionistische Bilder angefertigt, mit klarem Strich, aber etwas bieder. Mittlerweile malt sie voluminöse, farbige, expressionistische, fast schon total naive Bilder - Ildikó Risse sagt, sie habe die Künstlerin zu dieser Kursänderung ermutigt. Bosses Bilder vom Chiemsee sind beeindruckend.

Herbert Fischer ist Goldschmiedemeister - und mit der Familie Kholmatov eng befreundet. Vor mehr als 20 Jahren reiste Fischer nach Usbekistan und lebte dort im Hause der Kholmatovs. Es erwuchs neben einer Freundschaft auch eine künstlerische Verbindung. Herbert Fischer konnte seine orientalischen Erfahrungen mit verarbeiten und stellte fortan auch in der Türkei und in Russland aus. Niyozali Kholmatov wiederum verband seine Miniaturmalerei mit Goldschmiedekunst - es entstanden filigrane Silberdosen mit Emailmalerei.

Der Name Usbekistan leitet sich übrigens vom Volk der Usbeken ab, die wiederum nach Usbek Khan benannt wurden. Der Herrscher Usbek Khan lebte im 14. Jahrhundert - zeitlich gesehen ziemlich weit vor Oliver Kahn.

Bis 7. November, jeweils donnerstags bis sonntags, 15 bis 18 Uhr.

© SZ vom 14.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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