Fünfte Jahreszeit:Faschingsprinzessin findet ihren Prinz in Internetbörse

FFB Faschingsprinz 2018 Christian I. Siegel
Prinzessin Anna I. Orecher

Christian Siegel und Anna Orecher in der Staatskanzlei.

(Foto: privat)

Der Starnberger Christian Siegel suchte nur eine Tanzpartnerin, dann kam die Anfrage von Majestät Anna I. aus Fürstenfeldbruck - nun firmiert er als Christian I.

Von Otto Fritscher

Eigentlich suchte Christian Siegel nur eine Tanzpartnerin, doch auf einmal war er Faschingsprinz. "Ja, so ist das gewesen", sagt Christian I., wie er nun während der närrischen Tage offiziell heißt, noch ein bisschen außer Atem zur SZ, und lacht. Er ist mit seinem Hofstaat von den Faschingsfreunden Fürstenfeldbruck gerade in der Staatskanzlei in München aufgetreten, und weiter geht es an diesem närrischen Donnerstag zum Viktualienmarkt. Ein harter Faschingsendspurt also, mit mehreren Auftritte täglich bis zum Faschingsdienstag. Und das immer an der Seite von Prinzessin Anna I., umgeben vom Hofstaat und den Gardemädels der Faschingsfreunde. "Es ist anstrengend, aber es macht höllisch Spaß", sagt der 25-Jährige, der im zivilen Leben als Kinderkrankenpfleger am Kreisklinikum arbeitet und auch in Starnberg wohnt. Für den Fasching hat sich Siegel gar zwei Wochen Urlaub genommen.

Wie ist Christian I. nun zu royalen Ehren gekommen? "Schuld daran", sagt der und lacht abermals, sind die Gardemädels und Prinzessin Anna I." Die seien auf die Idee gekommen, in Ermangelung eines Prinzen, im Frühjahr 2017 mal die einschlägigen Tanzpartnerbörsen im Internet zu durchforsten. Denn tanzfreudig sollte so eine Tollität schon sein. Und in einer dieser Börsen entdeckten sie Siegel. Er hatte sich dort registriert, um eine Tanzpartnerin für Standard-Latein-Kurse zu finden; seiner bisherigen Tanzpartnerin war er wegen seines Umzugs von Erding nach Starnberg verlustig gegangen. "Ich hab' mich ganz schön gewundert, als mich die Faschingsfreunde angeschrieben habe - aber ich war sofort interessiert."

So kam es zu einem Probetraining - und Siegel fühlte sich auf Anhieb wohl bei den Brucker Narren. "Nette Leute, tolles Team", sagt er. "Und auch der Showtanz mit einer schwungvollen Choreografie und den tänzerischen anspruchsvollen Hebefiguren hat mir gut gefallen." Also blieb Siegel als Gardetänzer - bis die Entscheidung anstand, ob er oder ein anderer Gardetänzer zum Prinzen gekürt werden sollte. Die Entscheidung traf die Prinzessin - "wer sonst?", sagt Siegel. Sie entschied sich für ihn, das war im vergangenen Juli. "Die Chemie stimmt, und tänzerisch passt es sehr gut", sagt Siegel.

Nach der Sommerpause hatte die intensive Probephase begonnen, bis zu drei Mal wöchentlich arbeiteten Prinzenpaar und Garde an der Choreografie mit dem Titel "Welt der Fantasie". Eine Show, die mit "Alice im Wunderland" beginnt, bevor als Höhepunkt der Soloauftritt von Christian I. und Anna I. kommt - die im richtigen Leben Anna Orecher heißt, Sprachwissenschaften studiert und 22 Jahre jung ist. Das Prinzenpaar tanzt keinen normalen Tanz aus dem Standard-Latein-Repertoire, sondern eine Mischung aus Contemporary Dance und einem zweiten Teil, den Siegel als "jazzig" bezeichnet. "Die Auftritte machen uns Riesenspaß", sagt er, und mit welchem Engagement sie dabei sind, zeigt der Umstand, dass die Prinzessin auch schon mit Fieber aufgetreten ist. Im Endspurt fehlt es den beiden jetzt höchstens an ausreichend Schlaf.

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