Forstwirtschaft:Kleiner Schädling, großer Schaden

Der Borkenkäfer ist bereit für die Eiablage. Revierförster Florian Mergler ruft alle Waldbesitzer auf, ihre Bäume sofort zu kontrollieren.

Von Blanche Mamer, Buchendorf

"Es ist jetzt soweit. Die Winterruhe ist endgültig vorbei, ein warmer sonniger Tag reicht, damit die Borkenkäfer schwärmen und neue Fichten für die Eiablage finden", sagt Revierförster Florian Mergler bei einer Führung durch den Gemeindewald in Buchendorf. Bei einem Kontrollgang hat er frisch befallene Bäume entdeckt und sofort Alarm geschlagen. Zusammen mit Christian Gick von der Waldbesitzervereinigung des Landkreises ruft er nun dazu auf, sofort alle Fichtenbestände im Landkreis zu kontrollieren.

Der Borkenkäfer ist einer der gefährlichsten Schädlinge in der Forstwirtschaft. Es gibt verschiedene Arten, die unterschiedliche Baumarten befallen. Am aggressivsten sind die Buchdrucker und die Kupferstecher, die beide auf die Fichten gehen. "Auch private Waldbesitzer müssen jetzt unverzüglich mit der Kontrolle beginnen und sich um die Nester kümmern. Sie dürfen nicht warten, bis die Borken völlig zerstört sind", betont Mergler.

Im vergangenen Jahr habe der Buchdrucker drei Generationen gebildet, die ohne große Verluste über den Winter gekommen seien. Zigtausende der bis zu einem Zentimeter großen Käfer sind nun unterwegs. Sie suchen sich nicht nur kränkelnde und absterbende Bäume, sondern befallen mit Vorliebe Fichten mit grüner Krone. Und die gelte es zu erkennen. "Vor allem die Bäume, die an Stellen mit starkem Sonneneinfall stehen, weil daneben alte Fichten gefällt wurden, sind gefährdet. Man muss also rund um die bekannten Befallsorte des vergangenen Jahres mit dem Suchen beginnen", sagt Mergler.

Buchendorf borkenbefallene Fichten

Förster Florian Mergler und Christian Gick (von links) wissen, wenn eine Fichte vom Borkenkäfer befallen ist. Dann hilft nur eins: fällen und so schnell wie möglich raus aus dem Wald damit. Foto: Nila Thie

(Foto: Nila Thiel)

Frisch befallene Fichten seien am bräunlichen, wie heller Schnupftabak oder Pulverkaffee aussehenden Bohrmehl zu erkennen, das sich am Stammfuß und an oder hinter Rindenschuppen findet. "Auch frische Spechtabschläge oder Harztropfen weisen auf einen aktuellen Befall hin." Die Kontrollen müssten in kurzen Abständen wiederholt werden, befallene Bäume sollten am besten gleich markiert werden. Grundsätzlich hilft nur eins: Alle befallenen Bäume müssen unverzüglich gefällt und aufgearbeitet werden. Dann muss das Holz so schnell es geht aus dem Wald heraus gebracht werden.

Auf einem nahen Forstweg steht bereits ein Harvester bereit. Die schwere Holzvollerntemaschine, die die Bäume nicht nur fällt, sondern auch entastet und auf dem Rückweg ablegt, wo sie dann auf Schwertransporter geladen werden, wird eingesetzt, sobald alle Fichten entdeckt und markiert sind. Die Stämme kommen entweder direkt ins Sägewerk oder werden zu Lagerplätzen gebracht, die mindestens einen halben Kilometer vom Wald entfernt sein müssen, erläutert Mergler. Eine Alternative sei, das Holz zu entrinden; Rindenstücke mit bereits voll entwickelten Populationen müssten verbrannt werden. Eine letzte Möglichkeit - und nur in Ausnahmefällen - ist der Einsatz zugelassener Insektizide. "Wichtig ist, dass die Bekämpfung rasch erfolgt und vollständig ist, bevor die fertig entwickelten Jungkäfer aus den befallenen Stämmen ausfliegen."

Borkenkäfer

Ein Borkenkäfer kriecht über eine befallene Fichte.

(Foto: Matthias Hiekel/dpa)

Und hier kommt die Waldbesitzervereinigung ins Spiel. Die WBV, die 1951 als Selbsthilfeorganisation privater und kommunaler Waldbesitzer gegründet wurde, springt ein, wenn Eigentümer nicht hier leben oder sich nicht selbst um ihre Flächen kümmern können. Per Pflegevertrag nimmt die Vereinigung ihnen die Arbeit ab, kümmert sich um Kontrolle und Organisation und hilft auch bei der Vermarktung. Die WBV hat derzeit 863 Mitglieder mit einer Fläche von 7600 Hektar. Insgesamt zählt das Fünfseenland 2500 Waldbesitzer, die weitaus meisten Privatpersonen.

In einer einzigen vom Buchdrucker befallenen Fichte können sich bis zu 20 000 Jungkäfer entwickeln, die wiederum 20 Fichten neu befallen können, erklärt Mergler die Dringlichkeit. Wichtig ist ihm auch, dass die Bekämpfung in den kommenden Wochen, spätestens bis Mitte Juni erfolgt. Die Förster des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weilheim stehen den Waldbesitzern kostenlos für Fragen zur Kontrolle und Bekämpfung der Schädlinge zur Verfügung. Die Kontaktdaten der Revierleiter sind im Internet unter www.aelf-wm.bayern.de/forstwirtschaft 079331/index.php zu finden. Das Weilheimer Amt bietet zudem Sammelberatungen an.

Für den Landkreis Starnberg ist eine Schulung am Mittwoch, 17. Mai, 18 Uhr, im Gautinger Gemeindewald in Buchendorf geplant. Aus organisatorischen Gründen wird um Anmeldung beim Forstrevier Gauting gebeten. Email: florian.mergler@aelf-wm.bayern.de oder mobil: 0172/8631426.

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