Flüchtlinge:Unterkunft bei Brüdern und Schwestern

Die Klöster in Tutzing, Bernried und Andechs bieten Flüchtlingen eine Herberge. "Wir sind nicht menschenscheu und auch nicht schüchtern", sagt Schwester Beate von den Missionsbenediktinerinnen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Papst Franziskus hat Klöster und Pfarreien aufgefordert, Flüchtlinge aufzunehmen. Viele Klöster in der Region werden dem christlichen Auftrag gerecht und stellen Gebäude für Asylbewerber zur Verfügung, unabhängig von deren Glauben und Religion. Teilweise bieten sie die Räume sogar mietfrei an. "Jetzt stehen die Flüchtlinge vor der Türe, da müssen wir helfen", erklärt Schwester Beate Grupp vom Kloster der Missionsbenediktinerinnen in Bernried. "Es war für uns keine Frage, dass wir in dieser Situation Unterstützung anbieten." Das Mutterhaus der Missionsbenediktinerinnen in Tutzing hat ein kleines Häuschen auf dem Klostergelände zur Verfügung gestellt.

Dort leben unbegleitete minderjährige Mädchen. Den Kontakt zu den jungen Flüchtlingsfrauen halten zwei Nonnen. Sie engagieren sich auch im Helferkreis und geben Sprachunterricht. Eine weitere Mitschwester arbeitet in einer Arztpraxis, die Flüchtlinge betreut. Nach Angaben von Priorin Schwester Ruth Schönenberger will das Kloster zudem zwei Spüler anstellen. Derzeit sei man im Genehmigungsverfahren, sagt die Priorin, und freut sich: "Es läuft wunderbar."

Breitbrunn Kloster

Die alte Villa im Kloster der St. Josefskongregation Ursberg in Breitbrunn. Auch dieses Kloster hat Asylbewerbern eine Unterkunft angeboten.

(Foto: Georgine Treybal)

In der Nachbargemeinde Bernried war es lange Zeit so ruhig, dass die Nonnen sogar von sich aus im Rathaus nachgefragt haben, ob Unterkünfte gebraucht werden. Im November vergangenen Jahres trafen die ersten Flüchtlinge in Bernried ein und das Kloster war von Anfang an dabei. Zwei Zimmer und eine Küche direkt in dem Gebäude, in dem auch die Nonnen leben, hat das Kloster angeboten. Die Schwestern haben keine Probleme damit, dass jetzt eine muslimische Familie mit zwei Kindern unter ihrem Dach lebt. Denn das Kloster Bernried ist weltoffen, es betreibt eine Bildungseinrichtung mit Gästehaus. "Wir sind nicht menschenscheu und auch nicht schüchtern", sagt Schwester Beate. Da es sich um ein Nonnenkloster handelt, habe man aber darum gebeten, keine jungen Männer einzuquartieren. "Aber auch Männer hätten wir geschafft", ist Schwester Beate überzeugt. Sogar den Speicher haben die Nonnen ausgeräumt und nach Dingen gesucht, welche die Flüchtlinge brauchen konnten, etwa Geschirr und Bettwäsche. Die Flüchtlingsfamilie wohnt im Kloster, versorgt sich aber selbst. Unterstützt wird sie dabei vom Helferkreis, mit dem auch die Nonnen in einem sehr guten Kontakt stehen.

Für Schwester Beate ist es nicht nur eine christliche Verpflichtung, zu helfen, sondern vor allem ein Akt der Menschlichkeit. Sie bedauert sogar, dass das Kloster nicht mehr Räume zur Verfügung stellen kann. Das liegt nach ihren Angaben daran, dass das Bildungshaus meist ausgebucht ist. Daher benötige man alle verfügbaren Räume für die zahlenden Gäste. "Es ist nicht viel im Verhältnis, aber es ist das, was wir machen können."

Schon seit knapp zwei Jahren stellt das Kloster Andechs Räume auf dem Gelände des "Andechser Hofs" in Tutzing kostenfrei zur Verfügung. "Es ist eine Verpflichtung, die sich direkt von der Benediktinerregel ableitet", erklärt Martin Glaab, Sprecher im Kloster Andechs. Nach der Mönchsregel soll jeder Fremde so gut aufgenommen werden, als wäre er Jesus Christus. Im Grunde genommen sei die Aufnahme von Flüchtlingen das tägliche Brot der Benediktinermönche, ebenso wie die Betreuung von Obdachlosen, betont der Sprecher. "So sieht die benediktinische Gastfreundschaft aus." Derzeit leben zwölf Flüchtlinge in der Tutzinger Unterkunft, aber die Anzahl variiert. Da die Zukunft des Andechser Hofs allerdings noch ungewiss ist, wird der Vertrag jeweils nur um ein Jahr verlängert. Der Andechser Hof steht seit Jahren leer, das Kloster sucht nach einem Pächter. Ob später andere Räume angeboten werden könnten, dazu gebe es derzeit keine Überlegungen, sagt Glaab. Aber man unterstütze das ehrenamtliche Engagement. So beliefert das Kloster beispielsweise die Andechser Flüchtlingseinrichtung kostenlos mit Tafelwasser.

Asylanten beziehen Appartements

Asylbewerber sind in die renovierten Appartements hinter dem leer stehenden Lokal "Andechser Hof" in Tutziung eingezogen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das lange leer stehende Gebäude in Breitbrunn haben die Ursberger Schwestern dem Landkreis für sechs Jahre mietfrei überlassen. Wie Schwester Tabita Müller betont, ist es für den Orden durchaus ein Akt der christlichen Barmherzigkeit. Aber sie räumt auch ein, dass das ehemalige Schwesternheim sanierungsbedürftig war und das Kloster die Renovierungskosten nicht hätte stemmen können. Bevor die Flüchtlinge einziehen konnten, musste die Gemeinde eine Million Euro investieren. "Es ist ziemlich spartanisch dort, aber die Leute sind sehr glücklich", sagt Schwester Tabita. Die Flüchtlinge - es sind überwiegend allein reisende junge Männer - versorgen sich selbst und werden vom Helferkreis betreut. "Aber wenn sie was brauchen, ist klar, dass man schaut", so Schwester Tabita.

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