Flächenfraß:Noch mehr Autos statt Obstbaumwiese

Dießen: Autohauswiese hinter Schürer

Schöner parken in Dießen: Auf dieser Wiese möchte der Betreiber eines Autohauses gerne noch mehr Fahrzeuge abstellen. Gemeinderäte warnen daher vor einer Verschandelung der Landschaft.

(Foto: Armin Greune)

Trotz Bedenken stimmt der Dießener Bauausschuss dem Antrag auf 25 Stellplätze in idyllischer Lage zu. Bürgermeister Kirsch geht aber davon aus, dass das Vorhaben eines Autohauses am Landratsamt scheitert

Von Armin Greune, Dießen

Aus einer idyllischen Streuobstwiese in städtebaulich sensibler Lage in Dießen soll ein Abstellplatz für Gebrauchtwagen werden. Damit hat sich der Bauausschuss des Gemeinderats einverstanden erklärt. Obwohl alle Redner fast nur Argumente gegen das Vorhaben des Autohauses "Schürer" vortrugen, ergab sich in der Sitzung am Montagabend paradoxerweise eine 5:4-Mehrheit für den Bauantrag. Die Befürworter argumentierten, dass dann ja die Untere Baubehörde am Landratsamt das Vorhaben immissionsschutzrechtlich prüfe. Er sei "sicher, dass es in dieser Form nicht genehmigt wird", sagte Bürgermeister Herbert Kirsch (DB), der aber selbst dem Bauantrag zustimmte.

Das Autohaus mit Tankstelle an der Johannisstraße hat die 1333 Quadratmeter große Wiese im Bereich zwischen Eduard-Gabelsberger-Straße und Tiefenbachstraße gekauft, um darauf laut Antrag 25 weitere Fahrzeuge abzustellen. Als Belag sind Rasengittersteine und Kies vorgesehen, zur Entwässerung macht der Bauwerber keine Angaben. Im Westen grenzt bereits ein Kiesparkplatz im rückwärtigen Bereich der Werkshallen an, dort hatte das Landsberger Landratsamt vor fünf Jahren nach zähen Verhandlungen zwölf Ausweichstellplätze genehmigt. Tatsächlich ist die 525 Quadratmeter große Fläche aber mit weit mehr Fahrzeugen belegt. Außerdem besitzt das Autohaus zwei weitere Parkplätze weiter südlich an der Staatsstraße, die dicht mit Neu- und Gebrauchtwagen zugestellt sind.

In einem Schreiben ans Rathaus, das Kirsch verlas, hatten Anlieger gegen die zusätzlichen Abstellplätze Stellung bezogen. Sie wehren sich gegen das "Vordringen gewerblicher Nutzung in ein reines Wohngebiet" und warnen vor Rangierfahrten auf der schmalen Eduard-Gabelsberger-Straße. Tatsächlich ist das Grundstück im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche ausgewiesen. Darauf stehen mehrere große Obstbäume, im Osten grenzt das denkmalgeschützte "Gabelsbergerhaus" aus dem Jahr 1836 an.

Gemeinderat Michael Hofmann (Bayernpartei) ist es "schleierhaft, wie man dieses schöne Stück Land zubetonieren und mit Autos verschandeln kann". "Wenn er es verschandelt, dann das eigene", entgegnete die SPD-Gemeinderätin Hannelore Baur: Ihr sei vor allem wichtig, dass "wir die Autos von der Straße weg bekommen". Die Staatsstraße ist auf Höhe des Autohauses und der denkmalgeschützten Friedhofskirche St. Johann gegenüber nahezu immer dicht zugeparkt. Wenn Autotransporter Fahrzeuge für Schürer anliefern, müssen sie in zweiter Linie stehen, kurzzeitige Verkehrsbehinderungen sind die Folge.

Bürgermeister Kirsch vertrat die Auffassung, die Untere Baubehörde müsse darüber beschließen, ob der Abstellplatz in Hinsicht auf Lärm und Abgase genehmigungsfähig sei. In einem flammenden Appell forderte Petra Sander (Grüne), die Entscheidung eben nicht dem Landratsamt zu überlassen, sondern gegen die Versiegelung und die Beeinträchtigung des Ortsbildes Stellung zu beziehen. Sie erinnerte an den 2013 für zwölf Autos genehmigten Ausweichparkplatz, der stattdessen - wie auf einer Aufnahme in Google Earth zu zählen ist - von 40 Wagen zugestellt sei. Das zeige, dass sich der Bauwerber nicht an Vereinbarungen halte: "Irgendwann müssen wir daraus lernen", forderte Sander. Doch außer ihr stimmten nur noch Hofmann, Franz Kubat (DB) und Volker Bippus (UBV) gegen das Vorhaben.

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