Fische: Gefährliche Nahrungssuche:Gefangen im Vorgarten

Auf der Suche nach Nahrung ziehen viele Fische in die überschwemmten Ufergebiete der Seen. Ein gefährlicher Plan - weil das Wasser mitunter schnell versickert.

Blanche Mamer

Enten und Fische in Vorgärten sind beim derzeitigen Hochwasser keine Seltenheit. Zunächst sind Überschwemmungen für die See- und Flussbewohner eine Erweiterung des Nahrungsangebots. "Vor allem Aale und Brachsen ziehen gezielt in die überschwemmten Ufergebiete, um im Schlamm oder im Schilf Regenwürmer zu finden, die aus dem Boden kommen", sagt Manfred Klein vom Institut für Fischerei am Starnberger See, der für Fluss- und Seen-Fischerei zuständig ist. Überschwemmungsflächen werden erst dann zur Gefahr für die Fische, wenn sich das Wasser zurückzieht oder versickert.

Fische: Gefährliche Nahrungssuche: Ein Aal auf dem Rasen: Einige Fischarten ziehen gezielt in die überschwemmten Ufergebiete der Seen, um im Schlanm oder Schilf Regenwürmer zu finden. Das kann ihnen zum Verhängnis werden.

Ein Aal auf dem Rasen: Einige Fischarten ziehen gezielt in die überschwemmten Ufergebiete der Seen, um im Schlanm oder Schilf Regenwürmer zu finden. Das kann ihnen zum Verhängnis werden.

(Foto: Georgine Treybal)

Kritisch werde es, sobald sich die Fische in etwas tieferen Senken aufhalten und ihnen der Rückweg in den See oder den Fluss versperrt ist. "Dann ersticken sie und werden Teil der natürlichen Nahrungsquelle - und dann sind sofort Reiher oder andere fleischfressende Vögel zur Stelle und räumen auf", so Klein. Da die Fischereiberechtigten in der Regel die kritischen Stellen kennen, fangen sie die Fische rechtzeitig ein und setzen sie zurück ins Fließgewässer.

So war es in Gauting bei der Flutmulde im Grubmühler Feld. "Als der Durchlauf geöffnet wurde, war der Druck des einströmenden Wassers in die Mulde so stark, dass sehr viele Fische durch den Sog hinein gezogen wurden", berichtete Andreas Streicher vom Institut für Fischerei.

Im Auftrag des Gautinger Fischereiberechtigten hat er zahlreiche Fische aus der Flutmulde neben dem Würmbett herausgeholt, als der Durchlauf wieder verschlossen wurde. Mit diesem Verschließen wäre der Rückweg für die Fische abgeschnitten gewesen. Weil die Mulde tiefer war als die Würm, hätte allerdings auch vorher kein Fisch den Rückweg geschafft, meinte er.

"Schnell versickert"

Es waren nicht nur ausgewachsene Karpfen (der größte war rund fünf Kilo schwer), Barsche, Aale und Forellen, die abgefischt werden mussten, sondern auch Hunderte von kleinen Fischen wie Lauben, Schneider, junge Barsche und Aale von höchstens zehn Zentimeter Länge, die wieder in die Würm zurückgesetzt werden mussten. "Das Wasser in der Senke ist verhältnismäßig schnell versickert, das hätte kein Fisch überlebt", sagte Streicher. "Mit Zugnetzen und Eimern haben wir sie aus dem Weiher geholt und wieder in die Würm eingesetzt", so der Fischerei-Experte.

Die Gefahr für kleine Fische, aus ihrem angestammten Gebiet herausgeschwappt zu werden, sei bei Überschwemmungen im Gebiet der Ammer wesentlich größer als bei dem der Würm, meinte Klein. Denn meist steige das Wasser langsam und gehe auch langsam zurück. Oft suchten die Fische vorher Schutz an den Wurzeln von Bäumen.

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