Die finanzielle Lage der Gemeinde Gauting wird nicht einfacher. Das machten Bürgermeisterin Brigitte Kössinger und ihre Kämmerin Heike Seyberth zum Auftakt der Haushaltsberatungen am Dienstag deutlich. In allen Ressorts in der Verwaltung wurden schon Einsparmöglichkeiten gesucht. Im Herbst sollen sich die Gemeinderäte in einer Klausurtagung mit der Konsolidierung des Haushalts befassen. "Wir brauchen das", sagte Kössinger, um den Ernst der Lage deutlich zu machen. Vorerst arbeiten sich die Kommunalpolitiker Blatt für Blatt durch den 470-seitigen Etatentwurf. Ein paar Beispiele, was da alles darin steht.
Fünfseen-Filmfestival
Filmfestival-Organisator Matthias Helwig bekommt weniger Geld, als er erhofft hatte. Nach seinen Angaben hatte er 10 000 Euro bei der Gemeinde Gauting beantragt, eine 10:3-Mehrheit im Finanzausschuss hat aber nach kurzer Debatte entschieden, nur die Hälfte dieses Betrags zur Verfügung zu stellen. "Das ist sehr unangenehm. Jetzt muss ich wieder neu kalkulieren und kann weniger Leute einstellen", sagt Helwig dazu. Zum Vergleich: Die Stadt Starnberg und der Landkreis bezahlen jeweils 20 000 Euro, vom Bezirk und vom Land kamen im vergangenen Jahr 15 000 und 30 000 Euro. Der Gesamtetat für das Fünfseen-Filmfestivals liegt nach Angaben des Veranstalters bei 300 000 Euro. Im vergangenen Jahr habe er einen Verlust in Höhe von 35 000 Euro gemacht.
Jugendzentrum
Trotz der Sparappelle bekommt das Jugendzentrum mehr Geld als bisher. Das ist dem Einsatz des Gemeinderats Tobias McFadden (Piratenpartei) zu verdanken, der selbst dem Vorstand des Trägervereins Interessengemeinschaft Jugendfreizeitzentrum Gauting (IJZ) angehört. Er und Vorstandskollegen putzen das Haus derzeit selbst, weil die bisherigen Zuschüsse nicht ausreichen, um eine Reinigungskraft zu bezahlen, wie er sagte. Das wirkte. Ohne Debatte und einstimmig hat der Finanzausschuss beschlossen, heuer bei den laufenden Ausgaben im Verwaltungshaushalt 7000 Euro mehr zur Verfügung zu stellen.
Entschädigungen
Die Gautinger Kommunalpolitiker sind auch bereit, bei sich selbst zu sparen, und wenn es nur Minibeträge sind. Das zeigt das Beispiel Technikpauschale, die bisher 40 Euro beträgt. Das Geld ist vor allem als Entschädigung dafür gedacht, dass sie zu Sitzungen ihren eigenen Laptop mitbringen. Nach einer Mehrheitsentscheidung soll dieser Posten um zehn Euro gekürzt werden. Unverändert bleibt die Entschädigung für die Teilnahme an Sitzungen in Höhe von 20 Euro, die für jede angefangene Stunde bezahlt werden. Die Beamtenbezüge für Bürgermeisterin Kössinger sind im Verwaltungshaushalt mit 114 000 Euro veranschlagt.
Strafzinsen
Geld auf dem Konto zu haben, kann teuer sein. Gauting bezahlt etwa 60 000 Euro Strafzinsen, die Banken mittlerweile für die Verwaltung von Guthaben kassieren. Auch durch einen Wechsel der Bank ließen sich diese Zahlungen nicht vermeiden, erklärte Kämmerin Seyberth, denn alle Kreditinstitute haben sich für die Praxis der Strafzinsen entschieden.
Schwimmbad
Größter Posten in der Finanzplanung für die kommenden Jahre ist die Modernisierung des Schwimmbads, die mit insgesamt mehr als 6,3 Millionen Euro veranschlagt ist. Laut Haushaltsentwurf sollen heuer Planschbecken und Schwallwasserbecken abgebrochen werden, die dann im Jahr darauf neu gebaut werden sollen. In den Jahren 2020 und 2012 sind die Erneuerung von Nichtschwimmerbecken und Schwimmerbecken vorgesehen. Ein weiterer großer Posten ist der Neubau einer Vierfachturnhalle für das Gymnasium, der mit 8,5 Millionen Euro veranschlagt ist. Diese Beträge stehen im Vermögenshaushalt, über den erst noch beraten wird.
Wer zuhören will, wie die Gemeinderäte Geld verteilen, hat dazu noch eine Gelegenheit im Finanzausschuss am kommenden Dienstag. Zwei Tage darauf am Donnerstag, 15. März, soll der Etat als Satzung beschlossen werden. Üblicherweise halten davor die Vertreter der Fraktionen ihre Haushaltsreden.