Film:Die letzte Klappe fürs Kino in Herrsching

Abschiedsfeier im Breitwand; Im Herrschinger Kino Breitwand

Nach 19 Jahren, 20 000 Vorstellungen und 4000 Filmen ist Schluss: Am Samstag schließt das Herrschinger Breitwand-Kino endgültig.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nach 20.000 Vorstellungen ist Schluss: Der Abschied fällt Breitwand-Chef Matthias Helwig und seinen Stammgästen nicht leicht.

Von Marcella Rau

So voll war der kleine Kinosaal schon lange nicht mehr. Bis zum letzten Platz ist das Breitwand an diesem Dienstag ausverkauft, wo nach 14 Jahren zum letzten Mal ein Film aus der Agenda-21-Reihe zu sehen ist. "Cinema Paradiso" erzählt von der Leidenschaft fürs Kino, aber eben auch vom Abschied. Gemeinsam mit Kinobetreiber Matthias Helwig blickt Veranstalter Martin Hirte zurück auf die Geschichte des Filmtheaters Herrsching, wo an diesem Samstag die letzte Vorführung stattfinden wird. Es ist das Ende einer Ära: Nach 19 Jahren, 20 000 Vorstellungen und 4 000 Filmen wird es im Ort kein Kino mehr geben. Der Mietvertrag ist ausgelaufen, der Eigentümer wird das Haus sanieren und anschließend anderweitig nutzen. Einen Vorwurf macht Helwig ihm deshalb nicht: "Das stand lange fest und ist auch sein gutes Recht."

Zur Abschlussveranstaltung am Samstag wird unter anderem der brasilianisch-französische Film "Central Station" gezeigt. Es war auch der erste, der bei der Eröffnung 1999 auf der Leinwand lief. Dennoch ist die Zeit dazwischen nicht stehen geblieben. Von rund 4000 Besuchern, die anfangs monatlich ins Kino kamen, ist vielleicht ein Viertel übrig geblieben, berichtet Helwig: Bei manchen Streifen könne er nur mit fünf Gästen rechnen, gelegentlich komme gar nur einer. Film ist zur Massenware geworden, Dutzende kommen wöchentlich auf den Markt, Serien machen Konkurrenz, oft leide die Qualität. Hinzu komme die hohe Kinodichte in der Region. Das einzügige Programmtheater in Herrsching sei unter diesen Umständen nicht zu halten, solange Kino nur als Konsumgut angesehen wird. "Wenn ein Kino schließt, ist das schließlich etwas anderes, als bei einem Metzger", findet Helwig. Er habe jedoch von Seiten des Rathauses kein großes Interesse erfahren, das Lichtspielhaus am Leben zu erhalten: "Wäre dieser Wille wirklich da gewesen, wären wir heute vielleicht in einer anderen Situation".

Vor zwei Jahren eröffnete Helwig in Gauting einen modernen Filmpalast mit fünf Sälen, auch seine Kinos in Starnberg und Seefeld bleiben erhalten. Das bedeute nicht, dass ihm der Abschied von Herrsching leicht fällt: "Natürlich hängen viele Erinnerungen an diesem Kino. Es war das erste, nachdem das Breitwand in Gilching schließen musste. Ohne Herrsching wäre vieles, von dem was kam, nicht möglich gewesen. Das Fünf Seen Filmfestival zum Beispiel wäre wohl nie entstanden".

Einen Trost gibt es für alle Freunde des Programmkinos: Die Agenda-21-Vorstellungen mit Filmgespräch wird es auch weiter geben - wenn auch nicht mehr ganz so regelmäßig, wie Veranstalter Hirte mitteilt. Man werde nun nach Seefeld ausweichen. Für das Café Blabla, das im Foyer in Herrsching ein Zuhause gefunden hat, ist noch keine dauerhafte Lösung in Sicht. Bis September kann der Integrationstreffpunkt den Raum nutzen, die Zukunft aber ist ungewiss. Mitbegründerin Silvana Prosperi hofft, dass sich bis dahin noch geeignete Räumlichkeiten finden werden.

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