Feuer in Manthal:Familie steht nach Großbrand vor dem Nichts

Aufhausen, Notunterkunft Keresztesi

Die Familie Keresztesi hat alles verloren in dem Brand. Für sie wurde ein Spendenkonto bei der Kreissparkasse eingerichtet: DE08 7025 0150 0430 9030 05, Kennwort Brandgeschädigte Manthal.

(Foto: Georgine Treybal)

Nur ein Handy und ein wenig Kleidung können die Keresztesis vor der Feuersbrunst retten. Alles andere ist mit ihrer Wohnung verbrannt.

Von Armin Greune, Berg

Sie haben bei dem Großbrand in Manthal alles verloren: Außer einem Handy und den Klamotten, die sie mit einem raschen Griff erreichen konnten, haben Timea Varga, Istvàn Keresztesi und ihre beiden Kinder Dàvid (5) und Kamilla (3) ihre Wohnung und den gesamten Hausrat eingebüßt. Versichert war er nicht. Auf Initiative von Bergs Bürgermeister Rupert Monn konnten sie kurzfristig ein winziges Einzimmerappartement im Bauhof beziehen: Dort liegen vier Matratzen nebeneinander am Boden, daneben haben gerade noch ein Tisch und vier Stühle Platz.

Dank der Hilfe von Freunden, Gemeinde und Rotem Kreuz konnten sie noch am Sonntag mit dem Allernotwendigsten wie Geschirr und Kleidung versorgt werden. "Wir haben jetzt so viele nette und hilfsbereite Leute kennengelernt", sagt Keresztesi. Vor sieben Jahren ist er nach Berg gekommen, wo er als Hausmeister und Gärtner im kulturhistorisch bedeutenden Künstlerhaus Himbsel in Leoni arbeitet. Jahrelang ist der 39-Jährige nach jeweils drei Wochen am Starnberger See für eine Woche zu seiner Familie nach Ungarn gefahren. Nach einjähriger Wohnungssuche war Keresztesi überglücklich, als er endlich eine Wohnung in der Gemeinde Berg für alle gefunden hatte: Im August 2017 bezog er mit Frau und Kinder die 75 Quadratmeter große Wohnung in Manthal. Timea Varga fand einen Job in einem Starnberger Kosmetikstudio, die Kleinen gehen in Berg in den Kindergarten. Auch im dortigen Rathaus unterstützt man die Familie bei der Suche nach einem kurz- oder langfristigen Domizil: Wer dafür eine Immobilie anbieten kann, soll sich unter der Telefonnummer 0 81 51/50 80 melden.

In der Nacht zum Sonntag schreckte die Familie um 2.46 Uhr aus tiefem Schlaf auf, weil ihr bis dato fast unbekannter Nachbar laut an die Tür hämmerte und "Feuer" rief. Der war selbst vom Rauchmelder geweckt worden, als er in seinem Atelier für Designermöbel übernachten wollte und das ehemalige Sägewerk schon dichte Qualmwolken durchzogen. Mit einem Sprung aus dem Fenster im ersten Stock konnte der Mann sich retten, anschließend versuchte er, die Nachbarn aus den Federn zu bekommen. Doch bei der Familie Götte, den Eigentümern des Gasthofs "Manthaler", hatte er mit Klingeln und Rufen keinen Erfolg.

Manthal Handwerkerhof Feuer

Verkohlte Balken und Wellblech, dazwischen Gasflaschen, ausgebrannte Autos und ein Gabelstapler: Feuerwehrkommandant Christian Ebert war am Dienstag noch einmal am Schauplatz des Großbrands.

(Foto: Georgine Treybal)

Für die insgesamt acht Personen, die oberhalb der Wirtschaft schliefen, war es ein Glücksfall, dass Christian Ebert Zugriff zum Hausschlüssel hatte. Der Kempfenhausener Feuerwehrkommandant ist mit der Wirtsfamilie Götte befreundet und nutzte als örtlicher Jagdpächter den Keller gelegentlich, um dort Wildbret zu lagern. Ebert gehört seit dem zwölften Lebensjahr der Kempfenhausener Wehr an, schon sein Vater Manfred war dort 18 Jahre lang Kommandant. Vor drei Jahren übernahm der Sohn dieses Ehrenamt, nachdem der 27-jährige hauptberufliche Elektriker jahrelang die Kinder- und Jugendgruppe geleitet hatte. Der Einsatz in der Pfingstnacht war Christian Eberts dritter größerer Gebäudebrand. Er erinnere sich kaum, wie er ins Wirtshaus gelangte: "Man wird da so vom Adrenalin durchströmt, dass man untergeordnete Dinge neben dem direkten Ziel kaum wahrnimmt."

Auch Stefan Hertlein war Minuten nach dem Ausbruch des Feuers in Manthal. Er hatte dort eine Schreinerei, die ausbrannte, auf 200 000 Euro schätzt er den Schaden. Am Dienstag waren Versicherungsvertreter und Ermittler der Kripo am Brandort, die Ursache des Feuers ist noch nicht bekannt.

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