Festakt:Feier im Doppelpack

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Gemeinsam am Drücker waren die Vorsitzenden von Feuerwehr, Trachtler und Theatergruppe, Walter und Ludwig Erhard (v.l.), Ingrid Hotzy und Kommandant Georg Kammerlocher. Lisa, Irianyi, Raphael und Constantin lernten spritzen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

In Pöcking legten Feuerwehr und Trachtenverein am Wochenende ihre Jubiläumsfeiern zusammen. Während die Feuerwehr genug Nachwuchs anzieht, bringt der überalterte Trachtenverein keine Tanzgruppe mehr zusammen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Wie wird nach einem Verkehrsunfall eine eingeklemmte Person aus einem Auto gerettet? Wie löscht man ein Feuer? Wenn die Freiwillige Feuerwehr Pöcking zur Fahrzeugschau einlädt, stößt das vor allem bei Familien auf großes Interesse. Mit derart spektakulären Aktionen kann der Heimat- und Trachtenverein "d' Würmseer Pöcking" nicht aufwarten. Weil aber die Präsentation der Feuerwehr viele Zuschauer anzieht, hoffen die Trachtler auch Interesse für ihren Verein zu wecken; denn sie suchen dringend Nachwuchs. Die beiden Vereine taten sich daher zusammen und feierten am Wochenende gemeinsam 140 Jahre Feuerwehr, 35 Jahre Jugendfeuerwehr, 110 Jahre Trachtenverein und 30 Jahre Theatergruppe des Trachtenvereins.

Unter dem Motto "315 Jahre gemeinsam für Pöcking" luden sie am Samstag zum Tag der Vereine vor dem Feuerwehrhaus ein. Es spielten die "Würmsee Böhmischen" auf, die "Mangfall Briada" und zum Frühschoppen am Sonntag die Blaskapelle Pöcking. Die Vereinsvorsitzenden Walter Erhard von der Freiwilligen Feuerwehr und Ludwig Erhard vom Trachtenverein zogen am Ende eine positive Bilanz. Die Vereine hatten gut zusammengearbeitet und die Kosten konnten geteilt werden.

Es ist gar nicht so leicht eine Feier zu organisieren. Neben den Aufwand für die erforderlichen Genehmigungen müssen zahlreiche ehrenamtliche Helfer gefunden werden. Es habe sich im Gespräch ergeben, dass es gemeinsam besser gehe, erklärt Ludwig Erhard. "Es sollte nicht jeder seine eigene Suppe kochen." Dass die beiden Vorstände Brüder sind, ist Zufall. In Pöcking funktioniere das Miteinander auch gut, wenn man nicht verwandt sei, sagt Walter Erhard. Denn Voraussetzung für eine gemeinsame Feier sei, dass die Mitglieder mitspielten. Wie die Vorsitzenden betonen, seien viele Pöckinger in beiden Vereinen engagiert, so dass es keine Probleme bei der Zusammenarbeit gebe. Ein weiteres Plus ist, dass die geschätzten Kosten von rund 7500 Euro auf beide Vereine umgelegt werden können.

Die Pöckinger Feuerwehr hat 112 Mitglieder und eine nach aussagen des Vorstands gut funktionierende Jugendgruppe mit 17 Mitgliedern zwischen zwölf und 17 Jahren. Die Trachtler haben zwar 140 Mitglieder, aber keine Jugendlichen. Auch die Plattler-Gruppe existiert nicht mehr. Die Altersstruktur ist problematisch. Die meisten Mitglieder sind älter als 60 Jahre und nicht mehr als Tänzer aktiv. Während die Verbindung von Brauchtum, Tradition und Tracht anderswo großen Aufwind erlebt, ist es in Pöcking ruhig um den Trachtenverein geworden. Nur die Theatergruppe arbeitet erfolgreich. Über die Schauspielgruppe, in der der neue Vorsitzende Ludwig Erhard selbst aktiv ist, will er Interesse für die Trachtler wecken. Doch aus Erfahrung weiß er, dass es Jahre dauern kann, neuen Nachwuchs aufzubauen. "Es ist schwer von Null auf Hundert zu kommen." Der Verein versuche in Kindergärten und Schulen präsent zu sein, eventuell engagiere man sich auch im Ferienprogramm. Doch zunächst müsse er junge Erwachsene für Übungsleiter-Kurse gewinnen. Sie sollen später den Nachwuchs ausbilden. Für Ludwig Erhard war das Jubiläumswochenende ein erster Schritt, um vor Ort zu zeigen, dass künftig mit den Pöckinger Trachtlern wieder zu rechnen ist.

© SZ vom 16.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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