Feldafing:Überraschende Wendungen

Feldafing: Jazz am See : Klaro!

Thomas Stabenow (Kontrabass), Karolina Strassmayer (Saxophon) und Stefan Bauer (Vibraphon) traten im Bürgersaal Feldafing auf.

(Foto: Nila Thiel)

Das Ensemble Klaro! setzt in Feldafing einen abwechslungsreichen Schlusspunkt von Jazz am See

Von Reinhard Palmer, Feldafing

Klaro! ist nicht gar so klar, wie der Ensemblename vorgibt. Zumindest nicht, was die Besetzung betrifft. Feststeht nur, dass die Österreicherin aus der Steiermark, Karolina Strassmayer, als Saxophonistin die Hose anhat und ihr immer auch der Schlagzeuger Drori Mondlak zur Seite steht. Auch ein Bass ist in der Regel im Quartett vertreten, dann mal Gitarre, mal Klavier, und eben auch mal Vibraphon. Zusammen mit dem Kontrabassisten Thomas Stabenow und dem Vibraphonisten Stefan Bauer stand auch diesmal eine Topbesetzung auf der Feldafinger Bürgersaal-Bühne zum Abschluss der Konzertsaison von Jazz am See. Musikalisch sorgte Klaro! dennoch für Klarheit und Transparenz, denn der Zugriff war durchweg kammermusikalisch und der Detailpräzision nicht abgeneigt, auch wenn das Quartett den weiten Bogen im Fokus behielt.

Zusammen gefunden haben sich die Musiker in New York. Da trifft man sich eben, wenn man sich in der Jazzszene einen Namen machen will. Das Besondere der Musiker sind die Berührungspunkte mit Big-Bands und Jazzorchestern, was im Grunde das Gegenteil dessen bedeutet, was die Band in Feldafing ablieferte. Die Musik des Quartetts ist gerade von der Freiheit in vielerlei Hinsicht geprägt.

Was die Combo ausmacht, ist von den Kompositionen Strassmayers vorgeprägt: Ihre Themen tragen einen deutlich poetischen Charakter. Auch wenn nicht selten eine kraftvolle, dichte Unterlage für packende Substanz sorgt, ist die Thematik zunächst von weitschweifendem, meist lyrisch-melancholischem Sinnieren gekennzeichnet. Doch es bleibt nicht dabei. Denn die Dramaturgie eines jeden Titels führt in der Regel zur Verdichtung, Intensivierung und Ausweitung der Klangfülle. Mal abgesehen vom Blues, den die Saxophonistin in klassischer Manier mit einer schlanken Basslinie Stabenows im Duo gab. Das Blues-Schema sollte hier jedoch die einzige Konvention bleiben. Ansonsten ging es den Musikern eher um imaginative Inspiration, um überraschende Wendungen, letztendlich auch ums Erzählen von Geschichten, zumal sich Strassmayer offenbar stets von erlebten Ereignissen und Situationen zu ihren Kompositionen anregen lässt. Eine wichtige Rolle sollte in den Interpretationen die Rhythmik spielen, in der auch Bauer immer wieder daran erinnerte, dass ein Vibraphon ein Schlaginstrument ist und nicht nur mit weichem Hall Melodien singen kann. Mit großen Akkorden brachte er Themen ins Wogen, erging sich aber auch in virtuosen Improvisationen von kammermusikalischer Brillanz. Das tat ebenso Mondlak, auch wenn ihm die dunkle Klangsubstanz mit Filzschlägeln eher lag. Thomas Stabenow agierte indes anfangs etwas sperrig, fand dann aber über den melodiösen Impetus der Kompositionen Strassmayers bald Zugang. Die Stärke seines sonoren Kontrabasses ist gewiss seine Sanglichkeit mit runder, warmer Substanz, die der Saxophonistin eine animierende Basis bot, sich wie etwa in "Roots and Wings" in weiten Wogen tragen zu lassen. Titel wie "From her pale Blue Home" oder besonders "Of Mystery and Beauty" geben schon von der Vorstellung her reichlich Material an die Hand, etliche Konstellationen und Charaktervariationen zu kreieren. Ein abwechslungsreicher Saisonabschluss, in dem auch die Seelenmassage nicht fehlte.

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